denn ich hab die Frau sehr lieb. Ich fragte obs eine Sünde sei daß ich ihr zugehört hab, sie sagte: das ist grad keine Sünde, aber Sie hätten können in den Hof fallen, und da wollen wir lieber ein Danklied singen daß Sie nicht gefallen sind. -- Hier hast Du das Lied, zu dem ich eine Melodie gemacht hab.
Der du das Land mit Dunkel pflegst zu decken, Ach reine mich von jedem leisen Flecken. Reich mir der Schönheit Kleid Daß ich an jedem Morgen meiner Blüthe Erkennen mag wie Deine Gnad sie hüte. --
Obschon die Sonne entzogen ihre Wangen, Obschon ihr Gold der Erde ist entgangen Das kränket mich nicht sehr. Erleucht' in mir nur deines Geistes Licht, Dadurch der Schönheit Geist wird aufgerecht.
Kann ich des Nachts gleich nicht zum Schlafen kommen, So mag dies meiner Schönheit dennoch frommen, Das endet wenn man stirbt. Gieb nur o Gott daß ich so Nacht wie Tag Der Schönheit Ruhe mir erhalten mag.
Wenn du mich willst, o Schöpfer, einst genießen, Muß über mich der Born der Schönheit fließen, Wie wollt ich fröhlich sein! -- Sonst acht ich nichts was Muth und Blut beliebt, Noch was die Welt, noch was der Himmel giebt.
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denn ich hab die Frau ſehr lieb. Ich fragte obs eine Sünde ſei daß ich ihr zugehört hab, ſie ſagte: das iſt grad keine Sünde, aber Sie hätten können in den Hof fallen, und da wollen wir lieber ein Danklied ſingen daß Sie nicht gefallen ſind. — Hier haſt Du das Lied, zu dem ich eine Melodie gemacht hab.
Der du das Land mit Dunkel pflegſt zu decken, Ach reine mich von jedem leiſen Flecken. Reich mir der Schönheit Kleid Daß ich an jedem Morgen meiner Blüthe Erkennen mag wie Deine Gnad ſie hüte. —
Obſchon die Sonne entzogen ihre Wangen, Obſchon ihr Gold der Erde iſt entgangen Das kränket mich nicht ſehr. Erleucht' in mir nur deines Geiſtes Licht, Dadurch der Schönheit Geiſt wird aufgerecht.
Kann ich des Nachts gleich nicht zum Schlafen kommen, So mag dies meiner Schönheit dennoch frommen, Das endet wenn man ſtirbt. Gieb nur o Gott daß ich ſo Nacht wie Tag Der Schönheit Ruhe mir erhalten mag.
Wenn du mich willſt, o Schöpfer, einſt genießen, Muß über mich der Born der Schönheit fließen, Wie wollt ich fröhlich ſein! — Sonſt acht ich nichts was Muth und Blut beliebt, Noch was die Welt, noch was der Himmel giebt.
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denn ich hab die Frau ſehr lieb. Ich fragte obs eine
Sünde ſei daß ich ihr zugehört hab, ſie ſagte: das iſt
grad keine Sünde, aber Sie hätten können in den Hof
fallen, und da wollen wir lieber ein Danklied ſingen
daß Sie nicht gefallen ſind. — Hier haſt Du das Lied,
zu dem ich eine Melodie gemacht hab.
Der du das Land mit Dunkel pflegſt zu decken,
Ach reine mich von jedem leiſen Flecken.
Reich mir der Schönheit Kleid
Daß ich an jedem Morgen meiner Blüthe
Erkennen mag wie Deine Gnad ſie hüte. —
Obſchon die Sonne entzogen ihre Wangen,
Obſchon ihr Gold der Erde iſt entgangen
Das kränket mich nicht ſehr.
Erleucht' in mir nur deines Geiſtes Licht,
Dadurch der Schönheit Geiſt wird aufgerecht.
Kann ich des Nachts gleich nicht zum Schlafen kommen,
So mag dies meiner Schönheit dennoch frommen,
Das endet wenn man ſtirbt.
Gieb nur o Gott daß ich ſo Nacht wie Tag
Der Schönheit Ruhe mir erhalten mag.
Wenn du mich willſt, o Schöpfer, einſt genießen,
Muß über mich der Born der Schönheit fließen,
Wie wollt ich fröhlich ſein! —
Sonſt acht ich nichts was Muth und Blut beliebt,
Noch was die Welt, noch was der Himmel giebt.
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/401>, abgerufen am 01.07.2024.
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