sie so fest in der Unnatur sich einwurzeln, wie viel fe¬ ster und kräftiger dann im Boden der ihre höhere Na¬ tur erzieht. Sollt ich irren? -- Menschengeist horcht auf Göttergebot in der eignen Stimme; horcht auf jene heilige Urphilosophie die ohne Lehre als Offen¬ barung jedem sich giebt der mit reinem Willen zur Wahrheit betet. -- Das hast Du selber gesagt, es sind Deine eignen Worte. Wie oft hab ich doch einsam um Wahrheit gefleht! -- und wie unermeßlich ist doch Vol¬ lendung über die Sterne hinauf, -- Und die Zeit darf nicht mehr sein da wo wir sie gegenwärtig fühlen. -- O bessere Tage wo seid ihr? O kommt uns entgegen, laßt nicht immer nur harren auf euch daß nicht auch wir nur wie Schattenbilder an euch vorübergehen. Las¬ set euch dienen ihr Tage die ihr den Geist der Liebe sollt hinüberschiffen; still und heimlich euch landen helfen, und den Genius aufnehmen, lehren die Menschen, daß sie ihn nimmer verschmähen der in allem allein nur darf gelten! -- so red ich das Morgenlicht an das mich weckt, und denke dabei Dei¬ ner und meiner. -- Was sind Freundschaftsbande? -- Was ist Zusammenleben, und Austausch der Gedanken wenn der Dritte nicht niedersteigt, der Göttliche -- der herab sich läßt um das Leben genesen zu machen? --
ſie ſo feſt in der Unnatur ſich einwurzeln, wie viel fe¬ ſter und kräftiger dann im Boden der ihre höhere Na¬ tur erzieht. Sollt ich irren? — Menſchengeiſt horcht auf Göttergebot in der eignen Stimme; horcht auf jene heilige Urphiloſophie die ohne Lehre als Offen¬ barung jedem ſich giebt der mit reinem Willen zur Wahrheit betet. — Das haſt Du ſelber geſagt, es ſind Deine eignen Worte. Wie oft hab ich doch einſam um Wahrheit gefleht! — und wie unermeßlich iſt doch Vol¬ lendung über die Sterne hinauf, — Und die Zeit darf nicht mehr ſein da wo wir ſie gegenwärtig fühlen. — O beſſere Tage wo ſeid ihr? O kommt uns entgegen, laßt nicht immer nur harren auf euch daß nicht auch wir nur wie Schattenbilder an euch vorübergehen. Laſ¬ ſet euch dienen ihr Tage die ihr den Geiſt der Liebe ſollt hinüberſchiffen; ſtill und heimlich euch landen helfen, und den Genius aufnehmen, lehren die Menſchen, daß ſie ihn nimmer verſchmähen der in allem allein nur darf gelten! — ſo red ich das Morgenlicht an das mich weckt, und denke dabei Dei¬ ner und meiner. — Was ſind Freundſchaftsbande? — Was iſt Zuſammenleben, und Austauſch der Gedanken wenn der Dritte nicht niederſteigt, der Göttliche — der herab ſich läßt um das Leben geneſen zu machen? —
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ſie ſo feſt in der Unnatur ſich einwurzeln, wie viel fe¬
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tur erzieht. Sollt ich irren? — Menſchengeiſt horcht auf
Göttergebot in der eignen Stimme; horcht auf jene
heilige Urphiloſophie die ohne Lehre als Offen¬
barung jedem ſich giebt der mit reinem Willen
zur Wahrheit betet. — Das haſt Du ſelber geſagt, es
ſind Deine eignen Worte. Wie oft hab ich doch einſam um
Wahrheit gefleht! — und wie unermeßlich iſt doch Vol¬
lendung über die Sterne hinauf, — Und die Zeit darf
nicht mehr ſein da wo wir ſie gegenwärtig fühlen. —
O beſſere Tage wo ſeid ihr? O kommt uns entgegen,
laßt nicht immer nur harren auf euch daß nicht auch
wir nur wie Schattenbilder an euch vorübergehen. Laſ¬
ſet euch dienen ihr Tage die ihr den Geiſt der
Liebe ſollt hinüberſchiffen; ſtill und heimlich euch
landen helfen, und den Genius aufnehmen, lehren die
Menſchen, daß ſie ihn nimmer verſchmähen der in
allem allein nur darf gelten! — ſo red ich das
Morgenlicht an das mich weckt, und denke dabei Dei¬
ner und meiner. — Was ſind Freundſchaftsbande? —
Was iſt Zuſammenleben, und Austauſch der Gedanken
wenn der Dritte nicht niederſteigt, der Göttliche — der
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/372>, abgerufen am 02.06.2024.
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