von Afrika liege, und der Bogdo liege in der Mitte von Hochasien. -- Wir waren doch so glücklich, wie schwärmte mein Kopf von brennenden Farben der Blü¬ thenwelt, wie waren wir entzückt vom Duft, der uns umwallte! -- das dauerte den ganzen Winter, und kein Mensch wußte daß wir in einer südlichen Welt lebten, wir gingen grade in den Gärten von Damas¬ kus spazieren ganz entzückt von dem Blumenparadies und trunken von ihrem Duft, da kam der alte Herr von Hohenfeld und brachte Dir das erste Veilchen was er auf seinen Spaziergang im Stadtgraben gefunden hatte. Ach da verließen wir Damaskus und ließen uns von Hohenfeld hinausführen wo er das Veilchen ge¬ funden hatte und suchten noch mehrere; und von da an war der Zauber aufgehoben, und wir lachten recht daß uns das Veilchen so schnell aus Asien herüber ge¬ zaubert hatte nach Frankfurt auf die alten Festungs¬ wälle, denn wir gingen von nun an in den schönen Frühlingstagen jeden Mittag hinaus, -- und machten uns Kränze die standen Dir so schön, so war die ge¬ ringste Wirklichkeit schon wieder ein Paradies für uns. Sieben Spaziergänge haben wir so gemacht, Günde¬ rode, ich hab mir sie gezählt, sie kamen mir wie das köstlichste im Leben vor. Du saßest immer unter der
von Afrika liege, und der Bogdo liege in der Mitte von Hochaſien. — Wir waren doch ſo glücklich, wie ſchwärmte mein Kopf von brennenden Farben der Blü¬ thenwelt, wie waren wir entzückt vom Duft, der uns umwallte! — das dauerte den ganzen Winter, und kein Menſch wußte daß wir in einer ſüdlichen Welt lebten, wir gingen grade in den Gärten von Damas¬ kus ſpazieren ganz entzückt von dem Blumenparadies und trunken von ihrem Duft, da kam der alte Herr von Hohenfeld und brachte Dir das erſte Veilchen was er auf ſeinen Spaziergang im Stadtgraben gefunden hatte. Ach da verließen wir Damaskus und ließen uns von Hohenfeld hinausführen wo er das Veilchen ge¬ funden hatte und ſuchten noch mehrere; und von da an war der Zauber aufgehoben, und wir lachten recht daß uns das Veilchen ſo ſchnell aus Aſien herüber ge¬ zaubert hatte nach Frankfurt auf die alten Feſtungs¬ wälle, denn wir gingen von nun an in den ſchönen Frühlingstagen jeden Mittag hinaus, — und machten uns Kränze die ſtanden Dir ſo ſchön, ſo war die ge¬ ringſte Wirklichkeit ſchon wieder ein Paradies für uns. Sieben Spaziergänge haben wir ſo gemacht, Günde¬ rode, ich hab mir ſie gezählt, ſie kamen mir wie das köſtlichſte im Leben vor. Du ſaßeſt immer unter der
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von Afrika liege, und der Bogdo liege in der Mitte
von Hochaſien. — Wir waren doch ſo glücklich, wie
ſchwärmte mein Kopf von brennenden Farben der Blü¬
thenwelt, wie waren wir entzückt vom Duft, der uns
umwallte! — das dauerte den ganzen Winter, und
kein Menſch wußte daß wir in einer ſüdlichen Welt
lebten, wir gingen grade in den Gärten von Damas¬
kus ſpazieren ganz entzückt von dem Blumenparadies
und trunken von ihrem Duft, da kam der alte Herr
von Hohenfeld und brachte Dir das erſte Veilchen was
er auf ſeinen Spaziergang im Stadtgraben gefunden
hatte. Ach da verließen wir Damaskus und ließen uns
von Hohenfeld hinausführen wo er das Veilchen ge¬
funden hatte und ſuchten noch mehrere; und von da
an war der Zauber aufgehoben, und wir lachten recht
daß uns das Veilchen ſo ſchnell aus Aſien herüber ge¬
zaubert hatte nach Frankfurt auf die alten Feſtungs¬
wälle, denn wir gingen von nun an in den ſchönen
Frühlingstagen jeden Mittag hinaus, — und machten
uns Kränze die ſtanden Dir ſo ſchön, ſo war die ge¬
ringſte Wirklichkeit ſchon wieder ein Paradies für uns.
Sieben Spaziergänge haben wir ſo gemacht, Günde¬
rode, ich hab mir ſie gezählt, ſie kamen mir wie das
köſtlichſte im Leben vor. Du ſaßeſt immer unter der
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/369>, abgerufen am 24.11.2024.
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