nach dem Tempel hier in der Gegend suchen. Da führte eine Allee von großen Tulipanen hin, die hab ich ent¬ deckt, wir brachten Stundenlang hin mit der Bewun¬ drung der Blumen, und da waren Goldfruchtbäume und Trauben und Melonen, alles das wuchs in schön¬ ster Fülle rund um die Säulen der Tempel zu denen wir fremde Völkerstämme hinwallen sahen, da sagtest Du einen Hymnus her den hätten sie gesungen beim Sonnenaufgang: Ätherwüste! -- so fing Dein Hym¬ nus an, und ich machte eine Melodie drauf, die ließest Du Dir vorsingen zur Zitter von mir, -- und Du hör¬ test zu, so still als wär es indischer Tempelgesang; Abends im Mondschein das war unsre beste Zeit wo wir phantasirten, und hielten uns einander bei den Händen wenn wir die Berge hinanstiegen und ruhten unter Dattelbäumen aus, Du machtest immer die Reise¬ route weil Du die Kenntnisse des Landes hattest, und da stiegen wir auf einen Berg der hieß Bogdo, von da aus, sagtest Du, könne man alle Gebirgsketten über¬ sehen, da eilte ich mich voran zu kommen um zuerst oben zu sein, und da schrie ich Dir entgegen ich sähe das rothe Korallenmeer mit der Todespforte. Da hatte ich mich aber geirrt, denn Du bewiesest mir daß man es von da aus nicht sehen könne da es an der Grenze
nach dem Tempel hier in der Gegend ſuchen. Da führte eine Allee von großen Tulipanen hin, die hab ich ent¬ deckt, wir brachten Stundenlang hin mit der Bewun¬ drung der Blumen, und da waren Goldfruchtbäume und Trauben und Melonen, alles das wuchs in ſchön¬ ſter Fülle rund um die Säulen der Tempel zu denen wir fremde Völkerſtämme hinwallen ſahen, da ſagteſt Du einen Hymnus her den hätten ſie geſungen beim Sonnenaufgang: Ätherwüſte! — ſo fing Dein Hym¬ nus an, und ich machte eine Melodie drauf, die ließeſt Du Dir vorſingen zur Zitter von mir, — und Du hör¬ teſt zu, ſo ſtill als wär es indiſcher Tempelgeſang; Abends im Mondſchein das war unſre beſte Zeit wo wir phantaſirten, und hielten uns einander bei den Händen wenn wir die Berge hinanſtiegen und ruhten unter Dattelbäumen aus, Du machteſt immer die Reiſe¬ route weil Du die Kenntniſſe des Landes hatteſt, und da ſtiegen wir auf einen Berg der hieß Bogdo, von da aus, ſagteſt Du, könne man alle Gebirgsketten über¬ ſehen, da eilte ich mich voran zu kommen um zuerſt oben zu ſein, und da ſchrie ich Dir entgegen ich ſähe das rothe Korallenmeer mit der Todespforte. Da hatte ich mich aber geirrt, denn Du bewieſeſt mir daß man es von da aus nicht ſehen könne da es an der Grenze
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0368"n="352"/>
nach dem Tempel hier in der Gegend ſuchen. Da führte<lb/>
eine Allee von großen Tulipanen hin, die hab ich ent¬<lb/>
deckt, wir brachten Stundenlang hin mit der Bewun¬<lb/>
drung der Blumen, und da waren Goldfruchtbäume<lb/>
und Trauben und Melonen, alles das wuchs in ſchön¬<lb/>ſter Fülle rund um die Säulen der Tempel zu denen<lb/>
wir fremde Völkerſtämme hinwallen ſahen, da ſagteſt<lb/>
Du einen Hymnus her den hätten ſie geſungen beim<lb/>
Sonnenaufgang: Ätherwüſte! —ſo fing Dein Hym¬<lb/>
nus an, und ich machte eine Melodie drauf, die ließeſt<lb/>
Du Dir vorſingen zur Zitter von mir, — und Du hör¬<lb/>
teſt zu, ſo ſtill als wär es indiſcher Tempelgeſang;<lb/>
Abends im Mondſchein das war unſre beſte Zeit wo<lb/>
wir phantaſirten, und hielten uns einander bei den<lb/>
Händen wenn wir die Berge hinanſtiegen und ruhten<lb/>
unter Dattelbäumen aus, Du machteſt immer die Reiſe¬<lb/>
route weil Du die Kenntniſſe des Landes hatteſt, und<lb/>
da ſtiegen wir auf einen Berg der hieß Bogdo, von<lb/>
da aus, ſagteſt Du, könne man alle Gebirgsketten über¬<lb/>ſehen, da eilte ich mich voran zu kommen um zuerſt<lb/>
oben zu ſein, und da ſchrie ich Dir entgegen ich ſähe<lb/>
das rothe Korallenmeer mit der Todespforte. Da hatte<lb/>
ich mich aber geirrt, denn Du bewieſeſt mir daß man<lb/>
es von da aus nicht ſehen könne da es an der Grenze<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[352/0368]
nach dem Tempel hier in der Gegend ſuchen. Da führte
eine Allee von großen Tulipanen hin, die hab ich ent¬
deckt, wir brachten Stundenlang hin mit der Bewun¬
drung der Blumen, und da waren Goldfruchtbäume
und Trauben und Melonen, alles das wuchs in ſchön¬
ſter Fülle rund um die Säulen der Tempel zu denen
wir fremde Völkerſtämme hinwallen ſahen, da ſagteſt
Du einen Hymnus her den hätten ſie geſungen beim
Sonnenaufgang: Ätherwüſte! — ſo fing Dein Hym¬
nus an, und ich machte eine Melodie drauf, die ließeſt
Du Dir vorſingen zur Zitter von mir, — und Du hör¬
teſt zu, ſo ſtill als wär es indiſcher Tempelgeſang;
Abends im Mondſchein das war unſre beſte Zeit wo
wir phantaſirten, und hielten uns einander bei den
Händen wenn wir die Berge hinanſtiegen und ruhten
unter Dattelbäumen aus, Du machteſt immer die Reiſe¬
route weil Du die Kenntniſſe des Landes hatteſt, und
da ſtiegen wir auf einen Berg der hieß Bogdo, von
da aus, ſagteſt Du, könne man alle Gebirgsketten über¬
ſehen, da eilte ich mich voran zu kommen um zuerſt
oben zu ſein, und da ſchrie ich Dir entgegen ich ſähe
das rothe Korallenmeer mit der Todespforte. Da hatte
ich mich aber geirrt, denn Du bewieſeſt mir daß man
es von da aus nicht ſehen könne da es an der Grenze
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/368>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.