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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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hast -- aber gelt der Moritz hat Dirs gesagt ich soll
den Kranz aufsetzen? -- Ich kam hin zum Gärtner er
stand zwischen der Thür vom Bosket und dem Blu¬
mengarten gelehnt, gewiß er hat auf mich gewartet
denn ich war schon zwei Tage nicht da gewesen. Aber
gestern Abend wie ich schlafen ging da hat ich mir fest
vorgenommen ich wollt gewiß keinen Menschen unglück¬
lich machen, oder besser ich wollt gewiß jedem geben an
Glück was ich kann. -- Und mir solls nichts zu gering
sein und was ist ehrender als wenn Du mit einem
Blick oder Wort wohl thun kannst. -- Nun hör nur
mein lieb Gespräch mit dem Gärtner an. -- Weil ich
kam so sagt ich: ich hätt wohl eine Bitte an den
Anton. (Denn ich rede ihn nicht anders an, denn ich
mag ihn nicht Er nennen.) Ich geh auf den Ball
heut und da möcht ich einen Kranz, und weil ich
gar nicht vergnügt bin daß ich zum Tanz soll gehen,
so wollt ich einen traurigen Kranz gern haben von
Aschenkraut, und keine Blumen wollt ich gar nicht. Ist
wohl so viel Aschenkraut da daß wir einen Kranz kön¬
nen machen ohne die Büsche zu verderben? -- da ging
er voran und brach mir eins nach dem andern und ich
bands am Draht fest. Er hatte mir doch noch kein
Wort gesagt und legte mir die Sprossen nach einan¬

haſt — aber gelt der Moritz hat Dirs geſagt ich ſoll
den Kranz aufſetzen? — Ich kam hin zum Gärtner er
ſtand zwiſchen der Thür vom Bosket und dem Blu¬
mengarten gelehnt, gewiß er hat auf mich gewartet
denn ich war ſchon zwei Tage nicht da geweſen. Aber
geſtern Abend wie ich ſchlafen ging da hat ich mir feſt
vorgenommen ich wollt gewiß keinen Menſchen unglück¬
lich machen, oder beſſer ich wollt gewiß jedem geben an
Glück was ich kann. — Und mir ſolls nichts zu gering
ſein und was iſt ehrender als wenn Du mit einem
Blick oder Wort wohl thun kannſt. — Nun hör nur
mein lieb Geſpräch mit dem Gärtner an. — Weil ich
kam ſo ſagt ich: ich hätt wohl eine Bitte an den
Anton. (Denn ich rede ihn nicht anders an, denn ich
mag ihn nicht Er nennen.) Ich geh auf den Ball
heut und da möcht ich einen Kranz, und weil ich
gar nicht vergnügt bin daß ich zum Tanz ſoll gehen,
ſo wollt ich einen traurigen Kranz gern haben von
Aſchenkraut, und keine Blumen wollt ich gar nicht. Iſt
wohl ſo viel Aſchenkraut da daß wir einen Kranz kön¬
nen machen ohne die Büſche zu verderben? — da ging
er voran und brach mir eins nach dem andern und ich
bands am Draht feſt. Er hatte mir doch noch kein
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[329/0345] haſt — aber gelt der Moritz hat Dirs geſagt ich ſoll den Kranz aufſetzen? — Ich kam hin zum Gärtner er ſtand zwiſchen der Thür vom Bosket und dem Blu¬ mengarten gelehnt, gewiß er hat auf mich gewartet denn ich war ſchon zwei Tage nicht da geweſen. Aber geſtern Abend wie ich ſchlafen ging da hat ich mir feſt vorgenommen ich wollt gewiß keinen Menſchen unglück¬ lich machen, oder beſſer ich wollt gewiß jedem geben an Glück was ich kann. — Und mir ſolls nichts zu gering ſein und was iſt ehrender als wenn Du mit einem Blick oder Wort wohl thun kannſt. — Nun hör nur mein lieb Geſpräch mit dem Gärtner an. — Weil ich kam ſo ſagt ich: ich hätt wohl eine Bitte an den Anton. (Denn ich rede ihn nicht anders an, denn ich mag ihn nicht Er nennen.) Ich geh auf den Ball heut und da möcht ich einen Kranz, und weil ich gar nicht vergnügt bin daß ich zum Tanz ſoll gehen, ſo wollt ich einen traurigen Kranz gern haben von Aſchenkraut, und keine Blumen wollt ich gar nicht. Iſt wohl ſo viel Aſchenkraut da daß wir einen Kranz kön¬ nen machen ohne die Büſche zu verderben? — da ging er voran und brach mir eins nach dem andern und ich bands am Draht feſt. Er hatte mir doch noch kein Wort geſagt und legte mir die Sproſſen nach einan¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/345>, abgerufen am 18.06.2024.