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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott
die große elektrische Kraft ist die durch die Natur fährt
und ins Blut des Menschen, und von da sich als Ge¬
nius in den Geist des Menschen hinüber bildet. Der Ge¬
nius steigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt
er auch wieder ein, wenn er wirkend ist in den Sinnen.
Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weise Gott
nicht empfangen. Es ist schon drei Uhr, wenn ich so
fortschreib, ich glaub ich brächt allerlei kuriose Sachen
heraus, die mich selbst verwundern. -- Ich wittre schon
den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich sollt
schlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen
Tag zu denken geben weil Du allein bist. -- Aber jetzt
muß ich erst von der Religion abspringen und Dir was
dazwischen erzählen. -- Du schreibst, der Moritz hat
Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich
hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein
Gelübd gethan, und kann also Deiner Mahnung kein
Gehör geben, sags ihm wenn Du ihn siehst. -- Der
Bernhards Gärtner ist ein junger schlanker Mann, er
hat eine feingebogne Nase, blaue Augen, schwarze Wim¬
pern, schwarze Haare und hat eine sanfte Stimme --
zum wenigsten gegen mich, denn wie er letzt den Hund
wollt zurückhalten der mich anbellte, da hatte er eine

Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott
die große elektriſche Kraft iſt die durch die Natur fährt
und ins Blut des Menſchen, und von da ſich als Ge¬
nius in den Geiſt des Menſchen hinüber bildet. Der Ge¬
nius ſteigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt
er auch wieder ein, wenn er wirkend iſt in den Sinnen.
Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weiſe Gott
nicht empfangen. Es iſt ſchon drei Uhr, wenn ich ſo
fortſchreib, ich glaub ich brächt allerlei kurioſe Sachen
heraus, die mich ſelbſt verwundern. — Ich wittre ſchon
den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich ſollt
ſchlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen
Tag zu denken geben weil Du allein biſt. — Aber jetzt
muß ich erſt von der Religion abſpringen und Dir was
dazwiſchen erzählen. — Du ſchreibſt, der Moritz hat
Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich
hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein
Gelübd gethan, und kann alſo Deiner Mahnung kein
Gehör geben, ſags ihm wenn Du ihn ſiehſt. — Der
Bernhards Gärtner iſt ein junger ſchlanker Mann, er
hat eine feingebogne Naſe, blaue Augen, ſchwarze Wim¬
pern, ſchwarze Haare und hat eine ſanfte Stimme —
zum wenigſten gegen mich, denn wie er letzt den Hund
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[270/0286] Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott die große elektriſche Kraft iſt die durch die Natur fährt und ins Blut des Menſchen, und von da ſich als Ge¬ nius in den Geiſt des Menſchen hinüber bildet. Der Ge¬ nius ſteigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt er auch wieder ein, wenn er wirkend iſt in den Sinnen. Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weiſe Gott nicht empfangen. Es iſt ſchon drei Uhr, wenn ich ſo fortſchreib, ich glaub ich brächt allerlei kurioſe Sachen heraus, die mich ſelbſt verwundern. — Ich wittre ſchon den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich ſollt ſchlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen Tag zu denken geben weil Du allein biſt. — Aber jetzt muß ich erſt von der Religion abſpringen und Dir was dazwiſchen erzählen. — Du ſchreibſt, der Moritz hat Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein Gelübd gethan, und kann alſo Deiner Mahnung kein Gehör geben, ſags ihm wenn Du ihn ſiehſt. — Der Bernhards Gärtner iſt ein junger ſchlanker Mann, er hat eine feingebogne Naſe, blaue Augen, ſchwarze Wim¬ pern, ſchwarze Haare und hat eine ſanfte Stimme — zum wenigſten gegen mich, denn wie er letzt den Hund wollt zurückhalten der mich anbellte, da hatte er eine

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/286>, abgerufen am 27.11.2024.