Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott die große elektrische Kraft ist die durch die Natur fährt und ins Blut des Menschen, und von da sich als Ge¬ nius in den Geist des Menschen hinüber bildet. Der Ge¬ nius steigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt er auch wieder ein, wenn er wirkend ist in den Sinnen. Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weise Gott nicht empfangen. Es ist schon drei Uhr, wenn ich so fortschreib, ich glaub ich brächt allerlei kuriose Sachen heraus, die mich selbst verwundern. -- Ich wittre schon den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich sollt schlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen Tag zu denken geben weil Du allein bist. -- Aber jetzt muß ich erst von der Religion abspringen und Dir was dazwischen erzählen. -- Du schreibst, der Moritz hat Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein Gelübd gethan, und kann also Deiner Mahnung kein Gehör geben, sags ihm wenn Du ihn siehst. -- Der Bernhards Gärtner ist ein junger schlanker Mann, er hat eine feingebogne Nase, blaue Augen, schwarze Wim¬ pern, schwarze Haare und hat eine sanfte Stimme -- zum wenigsten gegen mich, denn wie er letzt den Hund wollt zurückhalten der mich anbellte, da hatte er eine
Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott die große elektriſche Kraft iſt die durch die Natur fährt und ins Blut des Menſchen, und von da ſich als Ge¬ nius in den Geiſt des Menſchen hinüber bildet. Der Ge¬ nius ſteigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt er auch wieder ein, wenn er wirkend iſt in den Sinnen. Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weiſe Gott nicht empfangen. Es iſt ſchon drei Uhr, wenn ich ſo fortſchreib, ich glaub ich brächt allerlei kurioſe Sachen heraus, die mich ſelbſt verwundern. — Ich wittre ſchon den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich ſollt ſchlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen Tag zu denken geben weil Du allein biſt. — Aber jetzt muß ich erſt von der Religion abſpringen und Dir was dazwiſchen erzählen. — Du ſchreibſt, der Moritz hat Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein Gelübd gethan, und kann alſo Deiner Mahnung kein Gehör geben, ſags ihm wenn Du ihn ſiehſt. — Der Bernhards Gärtner iſt ein junger ſchlanker Mann, er hat eine feingebogne Naſe, blaue Augen, ſchwarze Wim¬ pern, ſchwarze Haare und hat eine ſanfte Stimme — zum wenigſten gegen mich, denn wie er letzt den Hund wollt zurückhalten der mich anbellte, da hatte er eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0286"n="270"/>
Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott<lb/>
die große elektriſche Kraft iſt die durch die Natur fährt<lb/>
und ins Blut des Menſchen, und von da ſich als Ge¬<lb/>
nius in den Geiſt des Menſchen hinüber bildet. Der Ge¬<lb/>
nius ſteigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt<lb/>
er auch wieder ein, wenn er wirkend iſt in den Sinnen.<lb/>
Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weiſe Gott<lb/>
nicht empfangen. Es iſt ſchon drei Uhr, wenn ich ſo<lb/>
fortſchreib, ich glaub ich brächt allerlei kurioſe Sachen<lb/>
heraus, die mich ſelbſt verwundern. — Ich wittre ſchon<lb/>
den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich ſollt<lb/>ſchlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen<lb/>
Tag zu denken geben weil Du allein biſt. — Aber jetzt<lb/>
muß ich erſt von der Religion abſpringen und Dir was<lb/>
dazwiſchen erzählen. — Du ſchreibſt, der Moritz hat<lb/>
Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich<lb/>
hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein<lb/>
Gelübd gethan, und kann alſo Deiner Mahnung kein<lb/>
Gehör geben, ſags ihm wenn Du ihn ſiehſt. — Der<lb/>
Bernhards Gärtner iſt ein junger ſchlanker Mann, er<lb/>
hat eine feingebogne Naſe, blaue Augen, ſchwarze Wim¬<lb/>
pern, ſchwarze Haare und hat eine ſanfte Stimme —<lb/>
zum wenigſten gegen mich, denn wie er letzt den Hund<lb/>
wollt zurückhalten der mich anbellte, da hatte er eine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[270/0286]
Gott, aber heute haben wir herausgekriegt, daß Gott
die große elektriſche Kraft iſt die durch die Natur fährt
und ins Blut des Menſchen, und von da ſich als Ge¬
nius in den Geiſt des Menſchen hinüber bildet. Der Ge¬
nius ſteigt aus dem Stahl auf im Blut, und dort dringt
er auch wieder ein, wenn er wirkend iſt in den Sinnen.
Wer keinen Stahl im Blut hat kann auf die Weiſe Gott
nicht empfangen. Es iſt ſchon drei Uhr, wenn ich ſo
fortſchreib, ich glaub ich brächt allerlei kurioſe Sachen
heraus, die mich ſelbſt verwundern. — Ich wittre ſchon
den Tag, mein Licht brennt ganz nüchtern. Ich ſollt
ſchlafen gehen, aber ich will Dir doch für einen ganzen
Tag zu denken geben weil Du allein biſt. — Aber jetzt
muß ich erſt von der Religion abſpringen und Dir was
dazwiſchen erzählen. — Du ſchreibſt, der Moritz hat
Dich im Kabriolet begegnet, ich bedanke mich, aber ich
hab grad auf vierzehn Tag wo ich noch hier bin ein
Gelübd gethan, und kann alſo Deiner Mahnung kein
Gehör geben, ſags ihm wenn Du ihn ſiehſt. — Der
Bernhards Gärtner iſt ein junger ſchlanker Mann, er
hat eine feingebogne Naſe, blaue Augen, ſchwarze Wim¬
pern, ſchwarze Haare und hat eine ſanfte Stimme —
zum wenigſten gegen mich, denn wie er letzt den Hund
wollt zurückhalten der mich anbellte, da hatte er eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/286>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.