Sie ist wirklich liebreizend, und da las ich ihr auch meinen Brief vor, sie sagt "Du bischt halter e verkerts Dingele," und dann hat sie mir den Stein mit der Daphnis doch geschenkt für Dich, ich lasse ihn fassen, du mußt ihn tra¬ gen und mußt nicht sagen von wem er ist. -- Was ist Dein Brief voll schöner Geschichten, nur der Clemens ist doch mein Adam nicht, das prophezeihst du schlecht daß er mich erst nach hundert Jahren auf dem Berg der Erkenntniß treffen werde. Ich hab ihn so lieb, so lang kann ich nicht Versteckelches mit ihm spielen, und doch hast Du vielleicht recht, im nächsten Brief will ichs sagen, aber dem Clemens fall ich um den Hals und küß ihn, da hat er mich wie ich bin. Aber! -- es geht ein Weg -- der führt in die Alleinigkeit. -- Ist der Mensch in sein eignen Leib allein geboren, so muß er auch in seinen Geist allein geboren sein. -- Der St. Clair ist gut, voll Herz, er wollt ja zum kranken Höl¬ derlin reisen -- er soll doch hin! nach Homburg -- ich möcht wohl auch hin. -- Er sagt es würde dem Höl¬ derlin gesund gewesen sein, ich möcht wohl, ich darf nicht. -- Der Franz sagte: "Du bist nicht recht ge¬ scheut, was willst Du bei einem Wahnsinnigen? willst Du auch ein Narr werden? -- -- Aber wenn ich wüßt
Sie iſt wirklich liebreizend, und da las ich ihr auch meinen Brief vor, ſie ſagt „Du biſcht halter e verkerts Dingele,“ und dann hat ſie mir den Stein mit der Daphnis doch geſchenkt für Dich, ich laſſe ihn faſſen, du mußt ihn tra¬ gen und mußt nicht ſagen von wem er iſt. — Was iſt Dein Brief voll ſchöner Geſchichten, nur der Clemens iſt doch mein Adam nicht, das prophezeihſt du ſchlecht daß er mich erſt nach hundert Jahren auf dem Berg der Erkenntniß treffen werde. Ich hab ihn ſo lieb, ſo lang kann ich nicht Verſteckelches mit ihm ſpielen, und doch haſt Du vielleicht recht, im nächſten Brief will ichs ſagen, aber dem Clemens fall ich um den Hals und küß ihn, da hat er mich wie ich bin. Aber! — es geht ein Weg — der führt in die Alleinigkeit. — Iſt der Menſch in ſein eignen Leib allein geboren, ſo muß er auch in ſeinen Geiſt allein geboren ſein. — Der St. Clair iſt gut, voll Herz, er wollt ja zum kranken Höl¬ derlin reiſen — er ſoll doch hin! nach Homburg — ich möcht wohl auch hin. — Er ſagt es würde dem Höl¬ derlin geſund geweſen ſein, ich möcht wohl, ich darf nicht. — Der Franz ſagte: „Du biſt nicht recht ge¬ ſcheut, was willſt Du bei einem Wahnſinnigen? willſt Du auch ein Narr werden? — — Aber wenn ich wüßt
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Sie iſt wirklich liebreizend, und da las ich ihr auch meinen
Brief vor, ſie ſagt „Du biſcht halter e verkerts Dingele,“
und dann hat ſie mir den Stein mit der Daphnis doch
geſchenkt für Dich, ich laſſe ihn faſſen, du mußt ihn tra¬
gen und mußt nicht ſagen von wem er iſt. — Was iſt
Dein Brief voll ſchöner Geſchichten, nur der Clemens
iſt doch mein Adam nicht, das prophezeihſt du ſchlecht
daß er mich erſt nach hundert Jahren auf dem Berg
der Erkenntniß treffen werde. Ich hab ihn ſo lieb, ſo
lang kann ich nicht Verſteckelches mit ihm ſpielen, und
doch haſt Du vielleicht recht, im nächſten Brief will ichs
ſagen, aber dem Clemens fall ich um den Hals und
küß ihn, da hat er mich wie ich bin. Aber! — es geht
ein Weg — der führt in die Alleinigkeit. — Iſt der
Menſch in ſein eignen Leib allein geboren, ſo muß er
auch in ſeinen Geiſt allein geboren ſein. — Der St.
Clair iſt gut, voll Herz, er wollt ja zum kranken Höl¬
derlin reiſen — er ſoll doch hin! nach Homburg — ich
möcht wohl auch hin. — Er ſagt es würde dem Höl¬
derlin geſund geweſen ſein, ich möcht wohl, ich darf
nicht. — Der Franz ſagte: „Du biſt nicht recht ge¬
ſcheut, was willſt Du bei einem Wahnſinnigen? willſt
Du auch ein Narr werden? — — Aber wenn ich wüßt
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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