lich begabt ist Dein Rand geformt, daß er die brausen¬ den Lebensfluthen faßt, wie unrettbar wär ich sonst über dich hinausgebraust. -- Mein Freund das Wind¬ spiel hatte mich aufgespürt, es weckte mich mit seinem Bellen und wollte mit mir spielen, es bellte daß alle Felsen dröhnten und echoten, es war als wenn eine ganze Jagd los wär, ich mußte jauchzen vor Vergnügen und Lust mit dem Thier; es hatte mir meinen Strohhut apportirt den ich dem steilen Fels hinabgeworfen hatte, mit so zierlichen langhalsigen Sprüngen -- so ists wenn man einem gut ist, da mißt man nicht die Gefahr des Abgrunds, man vertraut in die eignen Kräfte und es gelingt. -- Ach Günderode, es wär viel, wenn der Mensch nur erst so weit wär seinem eignen Genie zu trauen wie so ein Windspiel, es legte mir seine Pfoten um den Hals wie es mir meinen Hut gebracht hatte ohne ihn zu verderben; ich nannte es zum Scherz Ero¬ dion, und dachte so müsse der an der Göttin Imortalita hinauf gesehen haben, denn es ist so edel und schön und kühn, und Menschen sehen nicht leicht so einfach groß und ungestört aus in ihrer Weise, wie Thiere es oft sind. Der Herzog war dem Bellen seines Hundes nach¬ gegangen und kam hinter den Bäumen hervor, er fragte warum ich den Hund so nenne dem er Cales ruft, und
lich begabt iſt Dein Rand geformt, daß er die brauſen¬ den Lebensfluthen faßt, wie unrettbar wär ich ſonſt über dich hinausgebrauſt. — Mein Freund das Wind¬ ſpiel hatte mich aufgeſpürt, es weckte mich mit ſeinem Bellen und wollte mit mir ſpielen, es bellte daß alle Felſen dröhnten und echoten, es war als wenn eine ganze Jagd los wär, ich mußte jauchzen vor Vergnügen und Luſt mit dem Thier; es hatte mir meinen Strohhut apportirt den ich dem ſteilen Fels hinabgeworfen hatte, mit ſo zierlichen langhalſigen Sprüngen — ſo iſts wenn man einem gut iſt, da mißt man nicht die Gefahr des Abgrunds, man vertraut in die eignen Kräfte und es gelingt. — Ach Günderode, es wär viel, wenn der Menſch nur erſt ſo weit wär ſeinem eignen Genie zu trauen wie ſo ein Windſpiel, es legte mir ſeine Pfoten um den Hals wie es mir meinen Hut gebracht hatte ohne ihn zu verderben; ich nannte es zum Scherz Ero¬ dion, und dachte ſo müſſe der an der Göttin Imortalita hinauf geſehen haben, denn es iſt ſo edel und ſchön und kühn, und Menſchen ſehen nicht leicht ſo einfach groß und ungeſtört aus in ihrer Weiſe, wie Thiere es oft ſind. Der Herzog war dem Bellen ſeines Hundes nach¬ gegangen und kam hinter den Bäumen hervor, er fragte warum ich den Hund ſo nenne dem er Cales ruft, und
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lich begabt iſt Dein Rand geformt, daß er die brauſen¬
den Lebensfluthen faßt, wie unrettbar wär ich ſonſt
über dich hinausgebrauſt. — Mein Freund das Wind¬
ſpiel hatte mich aufgeſpürt, es weckte mich mit ſeinem
Bellen und wollte mit mir ſpielen, es bellte daß alle
Felſen dröhnten und echoten, es war als wenn eine ganze
Jagd los wär, ich mußte jauchzen vor Vergnügen und
Luſt mit dem Thier; es hatte mir meinen Strohhut
apportirt den ich dem ſteilen Fels hinabgeworfen hatte,
mit ſo zierlichen langhalſigen Sprüngen — ſo iſts wenn
man einem gut iſt, da mißt man nicht die Gefahr des
Abgrunds, man vertraut in die eignen Kräfte und es
gelingt. — Ach Günderode, es wär viel, wenn der Menſch
nur erſt ſo weit wär ſeinem eignen Genie zu trauen
wie ſo ein Windſpiel, es legte mir ſeine Pfoten um
den Hals wie es mir meinen Hut gebracht hatte
ohne ihn zu verderben; ich nannte es zum Scherz Ero¬
dion, und dachte ſo müſſe der an der Göttin Imortalita
hinauf geſehen haben, denn es iſt ſo edel und ſchön und
kühn, und Menſchen ſehen nicht leicht ſo einfach groß
und ungeſtört aus in ihrer Weiſe, wie Thiere es oft
ſind. Der Herzog war dem Bellen ſeines Hundes nach¬
gegangen und kam hinter den Bäumen hervor, er fragte
warum ich den Hund ſo nenne dem er Cales ruft, und
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/105>, abgerufen am 27.11.2024.
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