so ins Blaue hinein und komme zu nichts, zu keinem hellen Augenblick, nur daß mir oft das Herz unbändig klopft wenn ich dran denke daß ich das Geschrei der Philister, die des Geistes Stimme mit Grundsätzen be¬ drängen, durch das bloße Regiment meiner Empfindung ersticken wolle; ja es wär eine himmlische Satis¬ faction für die Ruthenstreiche womit sie blind alle Be¬ geistrung verfolgen. Günderode, ich wollt Du wärst ein regierender Herr und ich Dein Kobold, das wär meine Sach, da weiß ich gewiß daß ich gescheut würde vor lauter Lebensflamme. Aber so! -- ist es ein Wun¬ der daß man dumm ist? -- Und so war ich bald im Sonnenbrand ganz träumerisch versunken, und jagte im Traum auf einem Renner wie der Wind, nach allen Weltgegenden, und richtete mit hoher übertragner Be¬ geistrung von Dir, die Welt ein, und kommandirte wohl auch hier und da mit einem Fußtritt mit einem Fluch dazwischen damit es geschwind gehe, -- aber Dein Dra¬ molet zu lesen was ich mitgenommen hatte, mich recht hinein zu studiren, das hab ich versäumt durch die vie¬ len heftigen Bewegungen meiner Seele, ich mußte mich beschwichtigen mit Schlafen was mich immer befällt, wenn mir die Schläfe so brennen vor heißem Eifer in die Zukunft. O Seelenbecher, wie kunstreich und gött¬
ſo ins Blaue hinein und komme zu nichts, zu keinem hellen Augenblick, nur daß mir oft das Herz unbändig klopft wenn ich dran denke daß ich das Geſchrei der Philiſter, die des Geiſtes Stimme mit Grundſätzen be¬ drängen, durch das bloße Regiment meiner Empfindung erſticken wolle; ja es wär eine himmliſche Satis¬ faction für die Ruthenſtreiche womit ſie blind alle Be¬ geiſtrung verfolgen. Günderode, ich wollt Du wärſt ein regierender Herr und ich Dein Kobold, das wär meine Sach, da weiß ich gewiß daß ich geſcheut würde vor lauter Lebensflamme. Aber ſo! — iſt es ein Wun¬ der daß man dumm iſt? — Und ſo war ich bald im Sonnenbrand ganz träumeriſch verſunken, und jagte im Traum auf einem Renner wie der Wind, nach allen Weltgegenden, und richtete mit hoher übertragner Be¬ geiſtrung von Dir, die Welt ein, und kommandirte wohl auch hier und da mit einem Fußtritt mit einem Fluch dazwiſchen damit es geſchwind gehe, — aber Dein Dra¬ molet zu leſen was ich mitgenommen hatte, mich recht hinein zu ſtudiren, das hab ich verſäumt durch die vie¬ len heftigen Bewegungen meiner Seele, ich mußte mich beſchwichtigen mit Schlafen was mich immer befällt, wenn mir die Schläfe ſo brennen vor heißem Eifer in die Zukunft. O Seelenbecher, wie kunſtreich und gött¬
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ſo ins Blaue hinein und komme zu nichts, zu keinem
hellen Augenblick, nur daß mir oft das Herz unbändig
klopft wenn ich dran denke daß ich das Geſchrei der
Philiſter, die des Geiſtes Stimme mit Grundſätzen be¬
drängen, durch das bloße Regiment meiner Empfindung
erſticken wolle; ja es wär eine himmliſche Satis¬
faction für die Ruthenſtreiche womit ſie blind alle Be¬
geiſtrung verfolgen. Günderode, ich wollt Du wärſt
ein regierender Herr und ich Dein Kobold, das wär
meine Sach, da weiß ich gewiß daß ich geſcheut würde
vor lauter Lebensflamme. Aber ſo! — iſt es ein Wun¬
der daß man dumm iſt? — Und ſo war ich bald im
Sonnenbrand ganz träumeriſch verſunken, und jagte im
Traum auf einem Renner wie der Wind, nach allen
Weltgegenden, und richtete mit hoher übertragner Be¬
geiſtrung von Dir, die Welt ein, und kommandirte wohl
auch hier und da mit einem Fußtritt mit einem Fluch
dazwiſchen damit es geſchwind gehe, — aber Dein Dra¬
molet zu leſen was ich mitgenommen hatte, mich recht
hinein zu ſtudiren, das hab ich verſäumt durch die vie¬
len heftigen Bewegungen meiner Seele, ich mußte mich
beſchwichtigen mit Schlafen was mich immer befällt,
wenn mir die Schläfe ſo brennen vor heißem Eifer in
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/104>, abgerufen am 27.11.2024.
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