[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Heute las ich in diesen Blättern; lauter Seufzen Wie würde ich beschämt vor Dir stehen, wenn Du Heute war ich früh draußen, ich ging den ersten Heute las ich in dieſen Blättern; lauter Seufzen Wie würde ich beſchämt vor Dir ſtehen, wenn Du Heute war ich früh draußen, ich ging den erſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" n="30"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Heute las ich in dieſen Blättern; lauter Seufzen<lb/> und Sehnen.</p><lb/> <p>Wie würde ich beſchämt vor Dir ſtehen, wenn Du<lb/> in dieſem Buch läſeſt! ſo bleibt es denn verborgen, und<lb/> nur zu eigener Schmach geſchrieben? — Nein, ich muß<lb/> an Dich denken und glauben, daß dies alles einmal an<lb/> Deinem Geiſt vorüberzieht; wenn es auch manchmal in<lb/> mir iſt, als wollt' ich Dich fliehen; Dich und dieſe ſelt-<lb/> ſame Laune der Sehnſucht; Laune muß ich ſie nennen,<lb/> denn ſie will alles und begehrt nichts. Aber dieſes Ab-<lb/> wenden von Dir, wird doppelter Reiz; da ſprengt mich's<lb/> hinaus, die Berge hinan, noch im erſten Frühroth, als<lb/> könnt' ich Dich erjagen, und was iſt das Ende? daß<lb/> ich mich wieder zum Buch wende. Nun was hat's denn<lb/> auf ſich? die Tage gehen vorüber ſo oder ſo, und was<lb/> könnt' ich verſäumen, wenn ich in dieſen Blättern mich<lb/> ſammle?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Heute war ich früh draußen, ich ging den erſten<lb/> Feldweg, die Feldhühner ſchreckten vor mir auf, ſo früh<lb/> war's noch; die Wieſen lagen da im Morgenglanz,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
Heute las ich in dieſen Blättern; lauter Seufzen
und Sehnen.
Wie würde ich beſchämt vor Dir ſtehen, wenn Du
in dieſem Buch läſeſt! ſo bleibt es denn verborgen, und
nur zu eigener Schmach geſchrieben? — Nein, ich muß
an Dich denken und glauben, daß dies alles einmal an
Deinem Geiſt vorüberzieht; wenn es auch manchmal in
mir iſt, als wollt' ich Dich fliehen; Dich und dieſe ſelt-
ſame Laune der Sehnſucht; Laune muß ich ſie nennen,
denn ſie will alles und begehrt nichts. Aber dieſes Ab-
wenden von Dir, wird doppelter Reiz; da ſprengt mich's
hinaus, die Berge hinan, noch im erſten Frühroth, als
könnt' ich Dich erjagen, und was iſt das Ende? daß
ich mich wieder zum Buch wende. Nun was hat's denn
auf ſich? die Tage gehen vorüber ſo oder ſo, und was
könnt' ich verſäumen, wenn ich in dieſen Blättern mich
ſammle?
Heute war ich früh draußen, ich ging den erſten
Feldweg, die Feldhühner ſchreckten vor mir auf, ſo früh
war's noch; die Wieſen lagen da im Morgenglanz,
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