diesen Wonnen, die mir ein Wahn von Schmerz, ein eingebildetes Glück erregt; und die Weisheit, die mei- ner Begeistrung zuströmt; sie schifft mich auf ihren ho- hen stolzen Wellen, weit über der Grenze des gemeinen Begriffs, den wir Verstand nennen, und weit über dem Beruf der irdischen Lebensbahn, auf der wir unser Glück suchen.
Wie schön, daß die Weisheit der Liebe wirklich meine Träume beherrscht, daß der Gott das Steuer lenkt, wo ich keinen Willen habe, und mich im Schlaf da hinüberschifft zum Ziel, um das ich, es zu erreichen, immer wachen möchte. Warum träumst Du nicht auch von mir? warum rufst Du mich nicht an Deine Seite? warum mich nicht in Deinem Arm halten und freund- lich Deinen Blick in meinen tauchen? --
Du bist ja hier; diese sonnigen Pfade sie schlingen sich durcheinander und führen endlich auch zu Dir, o wandle auf ihnen; ihre labyrinthische Verkettungen: sie lösen sich vielleicht auf, da wo Dein Blick den meinen trifft, wie das Räthsel meiner Brust, da wo Dein Geist den meinen berührt.
dieſen Wonnen, die mir ein Wahn von Schmerz, ein eingebildetes Glück erregt; und die Weisheit, die mei- ner Begeiſtrung zuſtrömt; ſie ſchifft mich auf ihren ho- hen ſtolzen Wellen, weit über der Grenze des gemeinen Begriffs, den wir Verſtand nennen, und weit über dem Beruf der irdiſchen Lebensbahn, auf der wir unſer Glück ſuchen.
Wie ſchön, daß die Weisheit der Liebe wirklich meine Träume beherrſcht, daß der Gott das Steuer lenkt, wo ich keinen Willen habe, und mich im Schlaf da hinüberſchifft zum Ziel, um das ich, es zu erreichen, immer wachen möchte. Warum träumſt Du nicht auch von mir? warum rufſt Du mich nicht an Deine Seite? warum mich nicht in Deinem Arm halten und freund- lich Deinen Blick in meinen tauchen? —
Du biſt ja hier; dieſe ſonnigen Pfade ſie ſchlingen ſich durcheinander und führen endlich auch zu Dir, o wandle auf ihnen; ihre labyrinthiſche Verkettungen: ſie löſen ſich vielleicht auf, da wo Dein Blick den meinen trifft, wie das Räthſel meiner Bruſt, da wo Dein Geiſt den meinen berührt.
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dieſen Wonnen, die mir ein Wahn von Schmerz, ein
eingebildetes Glück erregt; und die Weisheit, die mei-
ner Begeiſtrung zuſtrömt; ſie ſchifft mich auf ihren ho-
hen ſtolzen Wellen, weit über der Grenze des gemeinen
Begriffs, den wir Verſtand nennen, und weit über dem
Beruf der irdiſchen Lebensbahn, auf der wir unſer Glück
ſuchen.
Wie ſchön, daß die Weisheit der Liebe wirklich
meine Träume beherrſcht, daß der Gott das Steuer
lenkt, wo ich keinen Willen habe, und mich im Schlaf
da hinüberſchifft zum Ziel, um das ich, es zu erreichen,
immer wachen möchte. Warum träumſt Du nicht auch
von mir? warum rufſt Du mich nicht an Deine Seite?
warum mich nicht in Deinem Arm halten und freund-
lich Deinen Blick in meinen tauchen? —
Du biſt ja hier; dieſe ſonnigen Pfade ſie ſchlingen
ſich durcheinander und führen endlich auch zu Dir, o
wandle auf ihnen; ihre labyrinthiſche Verkettungen: ſie
löſen ſich vielleicht auf, da wo Dein Blick den meinen
trifft, wie das Räthſel meiner Bruſt, da wo Dein Geiſt
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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/39>, abgerufen am 27.07.2024.
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