men! -- Ja sieh', das ist mein Tagwerk, und was ich anders noch beginne -- es muß alles vor Dir weichen. Dir im Verborgnen dienen in meinem Denken, in mei- nem Treiben, Dir leben, mitten im Gewühl der Men- schen oder in der Einsamkeit Dir gleich nahe stehen; eine heilige Richtung zu Dir haben, ungestört, ob Du mich aufnimmst oder verläugnest.
Die ganze Natur ist nur Symbol des Geistes; sie ist heilig, weil sie ihn ausspricht; der Mensch lernt durch sie den eignen Geist kennen, daß der auch der Liebe be- darf; daß er sich ansaugen will an den Geist, wie seine Lippe an den Mund des Geliebten. Wenn ich Dich auch hätte, und ich hätte Deinen Geist nicht, daß der mich empfände, gewiß das würde mich nie zu dem er- sehnten Ziel meines Verlangens bringen.
Wie weit geht Liebe? Sie entfaltet ihre Fahnen, sie erobert ihre Reiche; im Freudejauchzen, im Sieges- toben eilt sie ihrem ewigen Erzeuger zu. -- So weit geht Liebe, daß sie eingeht, von wo sie ausgegangen ist.
Und wo zwei in einander übergehen, da hebt sich die Grenze des Endlichen zwischen ihnen auf. Aber soll ich klagen, wenn Du nicht wieder liebst? -- ist dies Feuer nicht in mir und wärmt mich? -- und ist sie nicht allumfassende Seligkeit, diese innere Gluth? --
men! — Ja ſieh', das iſt mein Tagwerk, und was ich anders noch beginne — es muß alles vor Dir weichen. Dir im Verborgnen dienen in meinem Denken, in mei- nem Treiben, Dir leben, mitten im Gewühl der Men- ſchen oder in der Einſamkeit Dir gleich nahe ſtehen; eine heilige Richtung zu Dir haben, ungeſtört, ob Du mich aufnimmſt oder verläugneſt.
Die ganze Natur iſt nur Symbol des Geiſtes; ſie iſt heilig, weil ſie ihn ausſpricht; der Menſch lernt durch ſie den eignen Geiſt kennen, daß der auch der Liebe be- darf; daß er ſich anſaugen will an den Geiſt, wie ſeine Lippe an den Mund des Geliebten. Wenn ich Dich auch hätte, und ich hätte Deinen Geiſt nicht, daß der mich empfände, gewiß das würde mich nie zu dem er- ſehnten Ziel meines Verlangens bringen.
Wie weit geht Liebe? Sie entfaltet ihre Fahnen, ſie erobert ihre Reiche; im Freudejauchzen, im Sieges- toben eilt ſie ihrem ewigen Erzeuger zu. — So weit geht Liebe, daß ſie eingeht, von wo ſie ausgegangen iſt.
Und wo zwei in einander übergehen, da hebt ſich die Grenze des Endlichen zwiſchen ihnen auf. Aber ſoll ich klagen, wenn Du nicht wieder liebſt? — iſt dies Feuer nicht in mir und wärmt mich? — und iſt ſie nicht allumfaſſende Seligkeit, dieſe innere Gluth? —
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men! — Ja ſieh', das iſt mein Tagwerk, und was ich
anders noch beginne — es muß alles vor Dir weichen.
Dir im Verborgnen dienen in meinem Denken, in mei-
nem Treiben, Dir leben, mitten im Gewühl der Men-
ſchen oder in der Einſamkeit Dir gleich nahe ſtehen;
eine heilige Richtung zu Dir haben, ungeſtört, ob Du
mich aufnimmſt oder verläugneſt.
Die ganze Natur iſt nur Symbol des Geiſtes; ſie
iſt heilig, weil ſie ihn ausſpricht; der Menſch lernt durch
ſie den eignen Geiſt kennen, daß der auch der Liebe be-
darf; daß er ſich anſaugen will an den Geiſt, wie ſeine
Lippe an den Mund des Geliebten. Wenn ich Dich
auch hätte, und ich hätte Deinen Geiſt nicht, daß der
mich empfände, gewiß das würde mich nie zu dem er-
ſehnten Ziel meines Verlangens bringen.
Wie weit geht Liebe? Sie entfaltet ihre Fahnen,
ſie erobert ihre Reiche; im Freudejauchzen, im Sieges-
toben eilt ſie ihrem ewigen Erzeuger zu. — So weit
geht Liebe, daß ſie eingeht, von wo ſie ausgegangen iſt.
Und wo zwei in einander übergehen, da hebt ſich
die Grenze des Endlichen zwiſchen ihnen auf. Aber ſoll
ich klagen, wenn Du nicht wieder liebſt? — iſt dies
Feuer nicht in mir und wärmt mich? — und iſt ſie nicht
allumfaſſende Seligkeit, dieſe innere Gluth? —
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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/17>, abgerufen am 16.07.2024.
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