Leyer mir frisches Grün entgegenglänzte, und nicht hört ich wie bei Dir, dem unter den Füßen silbern der Pfad tönt, als der auf Straßen Apollo's wandelt. Da denk ich mit verschlossenen Augen, wie ich gewohnt war mit Dir lächelnd des Herzens Meinung zu wechseln, den eignen Geist in der Seele fühlend. Deine Mutter sagte mir manchmal von vergangner Zeit, da wollt ich nicht zuhören und hieß sie schweigen, weil ich grad eben mich in deine Gegenwart träumte.
Franz Bader, der nach seiner Glasfabrik in Böh- men gereist ist, hat mir beim Abschied beigepackte Ab- handlungen für Dich gegeben und mich zugleich gebeten, Dich seiner innigsten Achtung zu versichern, er hat mir dabei mancherlei aus seinem Leben erzählt, wie er in Schottland zum Beispiel gar gefahrvolle Reisen gemacht, in einem winzigen Nachen, mit deinem Egmond, im Meer zwischen Klippen und Inseln hin- und hergewor- fen, wie er mit den Meerkatzen fechten müssen, wie Nacht und Sturm ihm alle Lebensgeister ausbliesen, und er mitten in der Noth nur immer deine Bücher zu ret- ten gesucht. Siehst Du! so treibt's dein Geist auf allen Pfaden, zu Land wie zu Wasser, und er zieht von der Quelle an fort mit dem Strom, bis wo er sich ergießt, und so ziehen mit, die noch fremden Ufer, und die blaue
Leyer mir friſches Grün entgegenglänzte, und nicht hört ich wie bei Dir, dem unter den Füßen ſilbern der Pfad tönt, als der auf Straßen Apollo's wandelt. Da denk ich mit verſchloſſenen Augen, wie ich gewohnt war mit Dir lächelnd des Herzens Meinung zu wechſeln, den eignen Geiſt in der Seele fühlend. Deine Mutter ſagte mir manchmal von vergangner Zeit, da wollt ich nicht zuhören und hieß ſie ſchweigen, weil ich grad eben mich in deine Gegenwart träumte.
Franz Bader, der nach ſeiner Glasfabrik in Böh- men gereiſt iſt, hat mir beim Abſchied beigepackte Ab- handlungen für Dich gegeben und mich zugleich gebeten, Dich ſeiner innigſten Achtung zu verſichern, er hat mir dabei mancherlei aus ſeinem Leben erzählt, wie er in Schottland zum Beiſpiel gar gefahrvolle Reiſen gemacht, in einem winzigen Nachen, mit deinem Egmond, im Meer zwiſchen Klippen und Inſeln hin- und hergewor- fen, wie er mit den Meerkatzen fechten müſſen, wie Nacht und Sturm ihm alle Lebensgeiſter ausblieſen, und er mitten in der Noth nur immer deine Bücher zu ret- ten geſucht. Siehſt Du! ſo treibt's dein Geiſt auf allen Pfaden, zu Land wie zu Waſſer, und er zieht von der Quelle an fort mit dem Strom, bis wo er ſich ergießt, und ſo ziehen mit, die noch fremden Ufer, und die blaue
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Leyer mir friſches Grün entgegenglänzte, und nicht hört
ich wie bei Dir, dem unter den Füßen ſilbern der Pfad
tönt, als der auf Straßen Apollo's wandelt. Da denk
ich mit verſchloſſenen Augen, wie ich gewohnt war mit
Dir lächelnd des Herzens Meinung zu wechſeln, den
eignen Geiſt in der Seele fühlend. Deine Mutter ſagte
mir manchmal von vergangner Zeit, da wollt ich nicht
zuhören und hieß ſie ſchweigen, weil ich grad eben mich
in deine Gegenwart träumte.
Franz Bader, der nach ſeiner Glasfabrik in Böh-
men gereiſt iſt, hat mir beim Abſchied beigepackte Ab-
handlungen für Dich gegeben und mich zugleich gebeten,
Dich ſeiner innigſten Achtung zu verſichern, er hat mir
dabei mancherlei aus ſeinem Leben erzählt, wie er in
Schottland zum Beiſpiel gar gefahrvolle Reiſen gemacht,
in einem winzigen Nachen, mit deinem Egmond, im
Meer zwiſchen Klippen und Inſeln hin- und hergewor-
fen, wie er mit den Meerkatzen fechten müſſen, wie
Nacht und Sturm ihm alle Lebensgeiſter ausblieſen, und
er mitten in der Noth nur immer deine Bücher zu ret-
ten geſucht. Siehſt Du! ſo treibt's dein Geiſt auf allen
Pfaden, zu Land wie zu Waſſer, und er zieht von der
Quelle an fort mit dem Strom, bis wo er ſich ergießt,
und ſo ziehen mit, die noch fremden Ufer, und die blaue
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/114>, abgerufen am 22.11.2024.
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