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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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Ferne sinkt neigend zusammen vor deiner Ankunft. Und
es sehen die Wälder Dir nach, und die vergoldende
Sonne schmückt die Bergeshöhen zu deinem Empfang;
es feiern aber im Mondglanz dein Andenken die Sil-
berpappel und die Tanne am Weg, die deiner Jugend
reine Stimme gehört.

Gestern erhielt ich dein Bild, eine kleine Paste in
Gyps, aus Berlin, es gleicht, was hilft's, ich muß nach
Dir verlangen.

Noch ein ägyptisches Ungeheuer ist mir hier auf
Baierns feuchtem Boden begegnet, und nicht wundert mich
daß seine trockne, sandige Natur hier verfault, es ist Kloz,
der von den Geistern der Farbe verfolgte und gepeinigte,
endlich ihrer Gewalt erliegend, sein fünfundzwanzigjähri-
ges Werk endet. Ägyptisch nenne ich ihn, weil erstens sein
Antlitz wie von glühenden Harzen geschmiedet, zugleich
eine ungeheure Pyramide darstellt, und zweitens, weil er
in fünfundzwanzig Jahren mit außerordentlicher Anstren-
gung sich nicht vom Platze gearbeitet hat. Ich habe aus
christlicher Milde (und zugleich um Dir, als welcher nach
Klotzens Aussage einer Entschuldigung bedürfte, Gerech-
tigkeit wiederfahren zu lassen) sein ganzes Manuscript
angehört. Nun kann ich mich freilich, mit was ich von
ihm erlernt, nicht breit machen, ich war mit Räthseln

Ferne ſinkt neigend zuſammen vor deiner Ankunft. Und
es ſehen die Wälder Dir nach, und die vergoldende
Sonne ſchmückt die Bergeshöhen zu deinem Empfang;
es feiern aber im Mondglanz dein Andenken die Sil-
berpappel und die Tanne am Weg, die deiner Jugend
reine Stimme gehört.

Geſtern erhielt ich dein Bild, eine kleine Paſte in
Gyps, aus Berlin, es gleicht, was hilft's, ich muß nach
Dir verlangen.

Noch ein ägyptiſches Ungeheuer iſt mir hier auf
Baierns feuchtem Boden begegnet, und nicht wundert mich
daß ſeine trockne, ſandige Natur hier verfault, es iſt Kloz,
der von den Geiſtern der Farbe verfolgte und gepeinigte,
endlich ihrer Gewalt erliegend, ſein fünfundzwanzigjähri-
ges Werk endet. Ägyptiſch nenne ich ihn, weil erſtens ſein
Antlitz wie von glühenden Harzen geſchmiedet, zugleich
eine ungeheure Pyramide darſtellt, und zweitens, weil er
in fünfundzwanzig Jahren mit außerordentlicher Anſtren-
gung ſich nicht vom Platze gearbeitet hat. Ich habe aus
chriſtlicher Milde (und zugleich um Dir, als welcher nach
Klotzens Ausſage einer Entſchuldigung bedürfte, Gerech-
tigkeit wiederfahren zu laſſen) ſein ganzes Manuſcript
angehört. Nun kann ich mich freilich, mit was ich von
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[105/0115] Ferne ſinkt neigend zuſammen vor deiner Ankunft. Und es ſehen die Wälder Dir nach, und die vergoldende Sonne ſchmückt die Bergeshöhen zu deinem Empfang; es feiern aber im Mondglanz dein Andenken die Sil- berpappel und die Tanne am Weg, die deiner Jugend reine Stimme gehört. Geſtern erhielt ich dein Bild, eine kleine Paſte in Gyps, aus Berlin, es gleicht, was hilft's, ich muß nach Dir verlangen. Noch ein ägyptiſches Ungeheuer iſt mir hier auf Baierns feuchtem Boden begegnet, und nicht wundert mich daß ſeine trockne, ſandige Natur hier verfault, es iſt Kloz, der von den Geiſtern der Farbe verfolgte und gepeinigte, endlich ihrer Gewalt erliegend, ſein fünfundzwanzigjähri- ges Werk endet. Ägyptiſch nenne ich ihn, weil erſtens ſein Antlitz wie von glühenden Harzen geſchmiedet, zugleich eine ungeheure Pyramide darſtellt, und zweitens, weil er in fünfundzwanzig Jahren mit außerordentlicher Anſtren- gung ſich nicht vom Platze gearbeitet hat. Ich habe aus chriſtlicher Milde (und zugleich um Dir, als welcher nach Klotzens Ausſage einer Entſchuldigung bedürfte, Gerech- tigkeit wiederfahren zu laſſen) ſein ganzes Manuſcript angehört. Nun kann ich mich freilich, mit was ich von ihm erlernt, nicht breit machen, ich war mit Räthſeln

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/115>, abgerufen am 22.11.2024.