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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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ner Sattel mit einem Sitz von getriebener Arbeit, wel-
ches Laubwerk von Weinreben vorstellt; inmitten des-
selben, steht Bacchus von Elfenbein; ein schöner, zarter,
schlanker Jüngling mit goldnen Haaren und einer phry-
chischem Mütze auf; er hat die eine Hand in die Seite
gestemmt, mit der andern hält er einen goldnen Rebstock
der unter dem Sattel hervorkömmt, und ihn mit schö-
nem, feinem Laub überdacht; auf beiden Seiten des Sat-
tels sind zwei Muscheln angebracht wie Tragkörbe, darin
sitzen zwei Nymphen von Elfenbein in jedem, und bla-
sen auf Muscheln; die breiten Floßfedern, so wie der
Schwanz des Fisches sind von Gold und Silber gear-
beitet; unmittelbar hinter dem Sattel schlängelt sich der
Leib des Fisches aufwärts als ob er mit dem Schweif
in die Lüfte schnalzte; auf dem Bug desselben sitzt ein
zierliches Nymphchen, und klatscht in die Hände; dieses
kommt etwas höher zu stehen, und sieht über die Gruppe
des Bacchus herüber; die Floßfedern des Schweifes bil-
den ein zierliches Schattendach über der Nymphe; der
Rachen des Fisches ist inwendig von Gold; man kann
ihn auch mit Wein füllen, der dann in zwei Strahlen
aus seinen Nüstern empor springt; man stellte dieses
Kunstwerk bei großen Festen in einem goldnen Becken
auf den Nebentischen auf. Dieses ist nun ein Kunst-

ner Sattel mit einem Sitz von getriebener Arbeit, wel-
ches Laubwerk von Weinreben vorſtellt; inmitten deſ-
ſelben, ſteht Bacchus von Elfenbein; ein ſchöner, zarter,
ſchlanker Jüngling mit goldnen Haaren und einer phry-
chiſchem Mütze auf; er hat die eine Hand in die Seite
geſtemmt, mit der andern hält er einen goldnen Rebſtock
der unter dem Sattel hervorkömmt, und ihn mit ſchö-
nem, feinem Laub überdacht; auf beiden Seiten des Sat-
tels ſind zwei Muſcheln angebracht wie Tragkörbe, darin
ſitzen zwei Nymphen von Elfenbein in jedem, und bla-
ſen auf Muſcheln; die breiten Floßfedern, ſo wie der
Schwanz des Fiſches ſind von Gold und Silber gear-
beitet; unmittelbar hinter dem Sattel ſchlängelt ſich der
Leib des Fiſches aufwärts als ob er mit dem Schweif
in die Lüfte ſchnalzte; auf dem Bug deſſelben ſitzt ein
zierliches Nymphchen, und klatſcht in die Hände; dieſes
kommt etwas höher zu ſtehen, und ſieht über die Gruppe
des Bacchus herüber; die Floßfedern des Schweifes bil-
den ein zierliches Schattendach über der Nymphe; der
Rachen des Fiſches iſt inwendig von Gold; man kann
ihn auch mit Wein füllen, der dann in zwei Strahlen
aus ſeinen Nüſtern empor ſpringt; man ſtellte dieſes
Kunſtwerk bei großen Feſten in einem goldnen Becken
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[65/0097] ner Sattel mit einem Sitz von getriebener Arbeit, wel- ches Laubwerk von Weinreben vorſtellt; inmitten deſ- ſelben, ſteht Bacchus von Elfenbein; ein ſchöner, zarter, ſchlanker Jüngling mit goldnen Haaren und einer phry- chiſchem Mütze auf; er hat die eine Hand in die Seite geſtemmt, mit der andern hält er einen goldnen Rebſtock der unter dem Sattel hervorkömmt, und ihn mit ſchö- nem, feinem Laub überdacht; auf beiden Seiten des Sat- tels ſind zwei Muſcheln angebracht wie Tragkörbe, darin ſitzen zwei Nymphen von Elfenbein in jedem, und bla- ſen auf Muſcheln; die breiten Floßfedern, ſo wie der Schwanz des Fiſches ſind von Gold und Silber gear- beitet; unmittelbar hinter dem Sattel ſchlängelt ſich der Leib des Fiſches aufwärts als ob er mit dem Schweif in die Lüfte ſchnalzte; auf dem Bug deſſelben ſitzt ein zierliches Nymphchen, und klatſcht in die Hände; dieſes kommt etwas höher zu ſtehen, und ſieht über die Gruppe des Bacchus herüber; die Floßfedern des Schweifes bil- den ein zierliches Schattendach über der Nymphe; der Rachen des Fiſches iſt inwendig von Gold; man kann ihn auch mit Wein füllen, der dann in zwei Strahlen aus ſeinen Nüſtern empor ſpringt; man ſtellte dieſes Kunſtwerk bei großen Feſten in einem goldnen Becken auf den Nebentiſchen auf. Dieſes iſt nun ein Kunſt-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/97>, abgerufen am 22.11.2024.