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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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werk vom erhabenen Styl, und ich kann auch sagen,
daß es mich ganz mit stummer heiliger Ehrfurcht er-
füllte. Noch viele dergleichen sind da; alles hat Be-
zug auf den Rhein, unter andern ein Schiff von Ce-
dernholz, so fein gemacht, mit schönen Arabesken; ein
Basrelief umgiebt den Obertheil des Schiffes, auf dessen
Verdeck die drei Kürfürsten von Kölln, Mainz und Trier
sitzen und zechen; Knappen stehen hinter ihnen mit Hen-
kelkrügen. Dies hat mir nicht so viel Freud' gemacht,
obschon viel Schönes daran ist, besonders die Glücks-
göttin, die am Vordertheil des Schiffes angebracht ist.

Ich beschreib' Ihr noch einen Humpen, das ist ein
wahres Meisterstück und stellt eine Kelter vor. In der
Mitte steht ein hohes Faß, das ist der eigentliche Hum-
pen; auf beiden Seiten klettern in zierlichen Verschlin-
gungen Knaben hinauf mit Butten voll Trauben über
die Schultern von Männern, um an den Rand zu ge-
langen und ihre Trauben auszuschütten; in der Mitte,
als Knopf des Deckels der etwas tief in den Rand des
Humpens paßt, steht Bacchus mit zwei Tigern die an
ihm hinanspringen; er ist im Begriff die Trauben, deren
gehäufte Menge mit einzelnen Ranken dazwischen, den
Deckel bilden, mit den Füßen zu keltern. Die Knaben
die von allen Seiten herüberreichen um ihre Gefäße mit

werk vom erhabenen Styl, und ich kann auch ſagen,
daß es mich ganz mit ſtummer heiliger Ehrfurcht er-
füllte. Noch viele dergleichen ſind da; alles hat Be-
zug auf den Rhein, unter andern ein Schiff von Ce-
dernholz, ſo fein gemacht, mit ſchönen Arabesken; ein
Basrelief umgiebt den Obertheil des Schiffes, auf deſſen
Verdeck die drei Kürfürſten von Kölln, Mainz und Trier
ſitzen und zechen; Knappen ſtehen hinter ihnen mit Hen-
kelkrügen. Dies hat mir nicht ſo viel Freud' gemacht,
obſchon viel Schönes daran iſt, beſonders die Glücks-
göttin, die am Vordertheil des Schiffes angebracht iſt.

Ich beſchreib' Ihr noch einen Humpen, das iſt ein
wahres Meiſterſtück und ſtellt eine Kelter vor. In der
Mitte ſteht ein hohes Faß, das iſt der eigentliche Hum-
pen; auf beiden Seiten klettern in zierlichen Verſchlin-
gungen Knaben hinauf mit Butten voll Trauben über
die Schultern von Männern, um an den Rand zu ge-
langen und ihre Trauben auszuſchütten; in der Mitte,
als Knopf des Deckels der etwas tief in den Rand des
Humpens paßt, ſteht Bacchus mit zwei Tigern die an
ihm hinanſpringen; er iſt im Begriff die Trauben, deren
gehäufte Menge mit einzelnen Ranken dazwiſchen, den
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[66/0098] werk vom erhabenen Styl, und ich kann auch ſagen, daß es mich ganz mit ſtummer heiliger Ehrfurcht er- füllte. Noch viele dergleichen ſind da; alles hat Be- zug auf den Rhein, unter andern ein Schiff von Ce- dernholz, ſo fein gemacht, mit ſchönen Arabesken; ein Basrelief umgiebt den Obertheil des Schiffes, auf deſſen Verdeck die drei Kürfürſten von Kölln, Mainz und Trier ſitzen und zechen; Knappen ſtehen hinter ihnen mit Hen- kelkrügen. Dies hat mir nicht ſo viel Freud' gemacht, obſchon viel Schönes daran iſt, beſonders die Glücks- göttin, die am Vordertheil des Schiffes angebracht iſt. Ich beſchreib' Ihr noch einen Humpen, das iſt ein wahres Meiſterſtück und ſtellt eine Kelter vor. In der Mitte ſteht ein hohes Faß, das iſt der eigentliche Hum- pen; auf beiden Seiten klettern in zierlichen Verſchlin- gungen Knaben hinauf mit Butten voll Trauben über die Schultern von Männern, um an den Rand zu ge- langen und ihre Trauben auszuſchütten; in der Mitte, als Knopf des Deckels der etwas tief in den Rand des Humpens paßt, ſteht Bacchus mit zwei Tigern die an ihm hinanſpringen; er iſt im Begriff die Trauben, deren gehäufte Menge mit einzelnen Ranken dazwiſchen, den Deckel bilden, mit den Füßen zu keltern. Die Knaben die von allen Seiten herüberreichen um ihre Gefäße mit

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/98>, abgerufen am 22.11.2024.