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Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

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achten weiß, einem Triumphzuge; die Frauen
warfen Lorbeerkränze auf den Wagen, Alles
drängte sich den stolzen Bösewicht kenne[n]
zu lernen, der so viele tausend Menschen
während drei Tage beherrscht hatte. Die
Männer aber reichten ihre Blumenkränze
Rosalien und ihrem Kinde und rühmten sie
als Befreierin und schwuren ihr und dem
Kinde reichlich zu vergelten, daß sie ihre
Stadt vom Untergange gerettet habe.

Nach solchem Tage läßt sich in einem
Menschenleben selten noch etwas erleben,
was der Mühe des Erzählens werth wäre,
wenn gleich die Wiederbeglückten, die Fluch¬
befreiten, erst in diesen ruhigeren Jahren
den ganzen Umfang des gewonnenen Glücks
erkannten. Der gute alte Kommandant nahm
Francoeur als Sohn an und konnte er ihm
auch nicht seinen Namen übertragen, so ließ
er ihm doch einen Theil seines Vermögens
und seinen Segen. Was aber Rosalie noch
inniger berührte, war ein Bericht, der erst
nach Jahren aus Prag einlief, in welchem
ein Freund der Mutter anzeigte, daß diese

achten weiß, einem Triumphzuge; die Frauen
warfen Lorbeerkränze auf den Wagen, Alles
drängte ſich den ſtolzen Böſewicht kenne[n]
zu lernen, der ſo viele tauſend Menſchen
während drei Tage beherrſcht hatte. Die
Männer aber reichten ihre Blumenkränze
Roſalien und ihrem Kinde und rühmten ſie
als Befreierin und ſchwuren ihr und dem
Kinde reichlich zu vergelten, daß ſie ihre
Stadt vom Untergange gerettet habe.

Nach ſolchem Tage läßt ſich in einem
Menſchenleben ſelten noch etwas erleben,
was der Mühe des Erzählens werth wäre,
wenn gleich die Wiederbeglückten, die Fluch¬
befreiten, erſt in dieſen ruhigeren Jahren
den ganzen Umfang des gewonnenen Glücks
erkannten. Der gute alte Kommandant nahm
Francoeur als Sohn an und konnte er ihm
auch nicht ſeinen Namen übertragen, ſo ließ
er ihm doch einen Theil ſeines Vermögens
und ſeinen Segen. Was aber Roſalie noch
inniger berührte, war ein Bericht, der erſt
nach Jahren aus Prag einlief, in welchem
ein Freund der Mutter anzeigte, daß dieſe

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[123/0055] achten weiß, einem Triumphzuge; die Frauen warfen Lorbeerkränze auf den Wagen, Alles drängte ſich den ſtolzen Böſewicht kennen zu lernen, der ſo viele tauſend Menſchen während drei Tage beherrſcht hatte. Die Männer aber reichten ihre Blumenkränze Roſalien und ihrem Kinde und rühmten ſie als Befreierin und ſchwuren ihr und dem Kinde reichlich zu vergelten, daß ſie ihre Stadt vom Untergange gerettet habe. Nach ſolchem Tage läßt ſich in einem Menſchenleben ſelten noch etwas erleben, was der Mühe des Erzählens werth wäre, wenn gleich die Wiederbeglückten, die Fluch¬ befreiten, erſt in dieſen ruhigeren Jahren den ganzen Umfang des gewonnenen Glücks erkannten. Der gute alte Kommandant nahm Francoeur als Sohn an und konnte er ihm auch nicht ſeinen Namen übertragen, ſo ließ er ihm doch einen Theil ſeines Vermögens und ſeinen Segen. Was aber Roſalie noch inniger berührte, war ein Bericht, der erſt nach Jahren aus Prag einlief, in welchem ein Freund der Mutter anzeigte, daß dieſe

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/55>, abgerufen am 28.11.2024.