Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

Bild:
<< vorherige Seite

kanntschaft gemacht. Basset sagte: er sey
ganz unschuldig, er habe die Sache vernom¬
men, als der Kommandant mit sich laut ge¬
sprochen habe, auch sei ja dieser Teufel die
Ursache, warum Francoeur vom Regimente
fortgekommen. Und wer brachte dem Kom¬
mandanten die Nachricht? fragte Francoeur
zitternd. Eure Frau, antwortete Jener, aber
in der besten Absicht, um Euch zu entschul¬
digen, wenn ihr hier wilde Streiche mach¬
tet. Wir sind geschieden! schrie Francoeur
und schlug sich vor den Kopf, sie hat mich
verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkei¬
ten mit dem Kommandanten, sie hat unend¬
lich viel für mich gethan und gelitten, sie
hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr
nichts mehr schuldig, wir sind geschieden! --
Allmählig schien er stiller zu werden, je lau¬
ter es in ihm wurde; er sah wieder den schwar¬
zen Geistlichen vor Augen, wie die vom tol¬
len Hunde gebissenen den Hund immer zu
sehen meinen, da trat Vater Philip in den
Garten und er ging mit Heftigkeit auf ihn
zu, um zu fragen, was er wolle. Dieser

kanntſchaft gemacht. Baſſet ſagte: er ſey
ganz unſchuldig, er habe die Sache vernom¬
men, als der Kommandant mit ſich laut ge¬
ſprochen habe, auch ſei ja dieſer Teufel die
Urſache, warum Francoeur vom Regimente
fortgekommen. Und wer brachte dem Kom¬
mandanten die Nachricht? fragte Francoeur
zitternd. Eure Frau, antwortete Jener, aber
in der beſten Abſicht, um Euch zu entſchul¬
digen, wenn ihr hier wilde Streiche mach¬
tet. Wir ſind geſchieden! ſchrie Francoeur
und ſchlug ſich vor den Kopf, ſie hat mich
verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkei¬
ten mit dem Kommandanten, ſie hat unend¬
lich viel für mich gethan und gelitten, ſie
hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr
nichts mehr ſchuldig, wir ſind geſchieden! —
Allmählig ſchien er ſtiller zu werden, je lau¬
ter es in ihm wurde; er ſah wieder den ſchwar¬
zen Geiſtlichen vor Augen, wie die vom tol¬
len Hunde gebiſſenen den Hund immer zu
ſehen meinen, da trat Vater Philip in den
Garten und er ging mit Heftigkeit auf ihn
zu, um zu fragen, was er wolle. Dieſer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="99"/>
kannt&#x017F;chaft gemacht. Ba&#x017F;&#x017F;et &#x017F;agte: er &#x017F;ey<lb/>
ganz un&#x017F;chuldig, er habe die Sache vernom¬<lb/>
men, als der Kommandant mit &#x017F;ich laut ge¬<lb/>
&#x017F;prochen habe, auch &#x017F;ei ja die&#x017F;er Teufel die<lb/>
Ur&#x017F;ache, warum Francoeur vom Regimente<lb/>
fortgekommen. Und wer brachte dem Kom¬<lb/>
mandanten die Nachricht? fragte Francoeur<lb/>
zitternd. Eure Frau, antwortete Jener, aber<lb/>
in der be&#x017F;ten Ab&#x017F;icht, um Euch zu ent&#x017F;chul¬<lb/>
digen, wenn ihr hier wilde Streiche mach¬<lb/>
tet. Wir &#x017F;ind ge&#x017F;chieden! &#x017F;chrie Francoeur<lb/>
und &#x017F;chlug &#x017F;ich vor den Kopf, &#x017F;ie hat mich<lb/>
verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkei¬<lb/>
ten mit dem Kommandanten, &#x017F;ie hat unend¬<lb/>
lich viel für mich gethan und gelitten, &#x017F;ie<lb/>
hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr<lb/>
nichts mehr &#x017F;chuldig, wir &#x017F;ind ge&#x017F;chieden! &#x2014;<lb/>
Allmählig &#x017F;chien er &#x017F;tiller zu werden, je lau¬<lb/>
ter es in ihm wurde; er &#x017F;ah wieder den &#x017F;chwar¬<lb/>
zen Gei&#x017F;tlichen vor Augen, wie die vom tol¬<lb/>
len Hunde gebi&#x017F;&#x017F;enen den Hund immer zu<lb/>
&#x017F;ehen meinen, da trat Vater Philip in den<lb/>
Garten und er ging mit Heftigkeit auf ihn<lb/>
zu, um zu fragen, was er wolle. Die&#x017F;er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0031] kanntſchaft gemacht. Baſſet ſagte: er ſey ganz unſchuldig, er habe die Sache vernom¬ men, als der Kommandant mit ſich laut ge¬ ſprochen habe, auch ſei ja dieſer Teufel die Urſache, warum Francoeur vom Regimente fortgekommen. Und wer brachte dem Kom¬ mandanten die Nachricht? fragte Francoeur zitternd. Eure Frau, antwortete Jener, aber in der beſten Abſicht, um Euch zu entſchul¬ digen, wenn ihr hier wilde Streiche mach¬ tet. Wir ſind geſchieden! ſchrie Francoeur und ſchlug ſich vor den Kopf, ſie hat mich verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkei¬ ten mit dem Kommandanten, ſie hat unend¬ lich viel für mich gethan und gelitten, ſie hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr nichts mehr ſchuldig, wir ſind geſchieden! — Allmählig ſchien er ſtiller zu werden, je lau¬ ter es in ihm wurde; er ſah wieder den ſchwar¬ zen Geiſtlichen vor Augen, wie die vom tol¬ len Hunde gebiſſenen den Hund immer zu ſehen meinen, da trat Vater Philip in den Garten und er ging mit Heftigkeit auf ihn zu, um zu fragen, was er wolle. Dieſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Achim von Arnims Erzählung „Der tolle Invalide au… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/31
Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/31>, abgerufen am 29.03.2024.