Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Hie ist ein edel Pfand, das einem frischen Mann
Die ganze Lebenszeit, zur Freude dienen kann.
Was ist ein schönes Weib, mit lieblichen Geberden?
Es ist ein Paradies, ein Himmel auf der Erden,
Es ist ein Augentrost, und eine stete Freud,
Es ist ein sanfter Ort, und Port für junge Leut,
Was ist ein häßlich Weib? Ein Ungeheur im Hause,
Medusen Schlangenhaupt, das immer lebt im Sause,
Wer solcher einmal sich hat ehelich verpflicht,
Wie klar die Sonn auch scheint, doch ist er ohne Licht.
So ruft der Ruffer aus, die Jugend tritt entgegen,
Biet Geld, Geld über Geld, weil ihr daran gelegen,
Und wenn man dann zulezt nicht höhern Vortheil spürt,
Wird dem, ders Meiste bieth, die Jungfrau zugeführt.
Und dann ruft alles Volk, ein glücklich langes Leben,
Muß Gott der neuen Braut, und ihrem Liebsten geben,
Und solches siebenmahl, ja endlich setzt sich auch
Der Käufer bei ihr auf, nach ihres Lands Gebrauch,
Dann fahren sie zur Kirch, und fangen an zu beten,
Wann dieses dann geschehn, so kommt er her getreten,
Umarmet sie, und wenn er sie nach Haus gebracht,
Genießt er drauf mit Lust, wornach er hat getracht.



Schlittenfahrt.

(Eingesandt.)

Daß uns der Winter nicht steht will seyn,
Des trauren die Mädlein gar sehre;
Weil uns der Schnee nit bleiben will,

Hie iſt ein edel Pfand, das einem friſchen Mann
Die ganze Lebenszeit, zur Freude dienen kann.
Was iſt ein ſchoͤnes Weib, mit lieblichen Geberden?
Es iſt ein Paradies, ein Himmel auf der Erden,
Es iſt ein Augentroſt, und eine ſtete Freud,
Es iſt ein ſanfter Ort, und Port fuͤr junge Leut,
Was iſt ein haͤßlich Weib? Ein Ungeheur im Hauſe,
Meduſen Schlangenhaupt, das immer lebt im Sauſe,
Wer ſolcher einmal ſich hat ehelich verpflicht,
Wie klar die Sonn auch ſcheint, doch iſt er ohne Licht.
So ruft der Ruffer aus, die Jugend tritt entgegen,
Biet Geld, Geld uͤber Geld, weil ihr daran gelegen,
Und wenn man dann zulezt nicht hoͤhern Vortheil ſpuͤrt,
Wird dem, ders Meiſte bieth, die Jungfrau zugefuͤhrt.
Und dann ruft alles Volk, ein gluͤcklich langes Leben,
Muß Gott der neuen Braut, und ihrem Liebſten geben,
Und ſolches ſiebenmahl, ja endlich ſetzt ſich auch
Der Kaͤufer bei ihr auf, nach ihres Lands Gebrauch,
Dann fahren ſie zur Kirch, und fangen an zu beten,
Wann dieſes dann geſchehn, ſo kommt er her getreten,
Umarmet ſie, und wenn er ſie nach Haus gebracht,
Genießt er drauf mit Luſt, wornach er hat getracht.



Schlittenfahrt.

(Eingeſandt.)

Daß uns der Winter nicht ſteht will ſeyn,
Des trauren die Maͤdlein gar ſehre;
Weil uns der Schnee nit bleiben will,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0062" n="52"/>
              <l>Hie i&#x017F;t ein edel Pfand, das einem fri&#x017F;chen Mann</l><lb/>
              <l>Die ganze Lebenszeit, zur Freude dienen kann.</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;nes Weib, mit lieblichen Geberden?</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t ein Paradies, ein Himmel auf der Erden,</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t ein Augentro&#x017F;t, und eine &#x017F;tete Freud,</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t ein &#x017F;anfter Ort, und Port fu&#x0364;r junge Leut,</l><lb/>
              <l>Was i&#x017F;t ein ha&#x0364;ßlich Weib? Ein Ungeheur im Hau&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Medu&#x017F;en Schlangenhaupt, das immer lebt im Sau&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;olcher einmal &#x017F;ich hat ehelich verpflicht,</l><lb/>
              <l>Wie klar die Sonn auch &#x017F;cheint, doch i&#x017F;t er ohne Licht.</l><lb/>
              <l>So ruft der Ruffer aus, die Jugend tritt entgegen,</l><lb/>
              <l>Biet Geld, Geld u&#x0364;ber Geld, weil ihr daran gelegen,</l><lb/>
              <l>Und wenn man dann zulezt nicht ho&#x0364;hern Vortheil &#x017F;pu&#x0364;rt,</l><lb/>
              <l>Wird dem, ders Mei&#x017F;te bieth, die Jungfrau zugefu&#x0364;hrt.</l><lb/>
              <l>Und dann ruft alles Volk, ein glu&#x0364;cklich langes Leben,</l><lb/>
              <l>Muß Gott der neuen Braut, und ihrem Lieb&#x017F;ten geben,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;olches &#x017F;iebenmahl, ja endlich &#x017F;etzt &#x017F;ich auch</l><lb/>
              <l>Der Ka&#x0364;ufer bei ihr auf, nach ihres Lands Gebrauch,</l><lb/>
              <l>Dann fahren &#x017F;ie zur Kirch, und fangen an zu beten,</l><lb/>
              <l>Wann die&#x017F;es dann ge&#x017F;chehn, &#x017F;o kommt er her getreten,</l><lb/>
              <l>Umarmet &#x017F;ie, und wenn er &#x017F;ie nach Haus gebracht,</l><lb/>
              <l>Genießt er drauf mit Lu&#x017F;t, wornach er hat getracht.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Schlittenfahrt</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Einge&#x017F;andt.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>aß uns der Winter nicht &#x017F;teht will &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Des trauren die Ma&#x0364;dlein gar &#x017F;ehre;</l><lb/>
              <l>Weil uns der Schnee nit bleiben will,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0062] Hie iſt ein edel Pfand, das einem friſchen Mann Die ganze Lebenszeit, zur Freude dienen kann. Was iſt ein ſchoͤnes Weib, mit lieblichen Geberden? Es iſt ein Paradies, ein Himmel auf der Erden, Es iſt ein Augentroſt, und eine ſtete Freud, Es iſt ein ſanfter Ort, und Port fuͤr junge Leut, Was iſt ein haͤßlich Weib? Ein Ungeheur im Hauſe, Meduſen Schlangenhaupt, das immer lebt im Sauſe, Wer ſolcher einmal ſich hat ehelich verpflicht, Wie klar die Sonn auch ſcheint, doch iſt er ohne Licht. So ruft der Ruffer aus, die Jugend tritt entgegen, Biet Geld, Geld uͤber Geld, weil ihr daran gelegen, Und wenn man dann zulezt nicht hoͤhern Vortheil ſpuͤrt, Wird dem, ders Meiſte bieth, die Jungfrau zugefuͤhrt. Und dann ruft alles Volk, ein gluͤcklich langes Leben, Muß Gott der neuen Braut, und ihrem Liebſten geben, Und ſolches ſiebenmahl, ja endlich ſetzt ſich auch Der Kaͤufer bei ihr auf, nach ihres Lands Gebrauch, Dann fahren ſie zur Kirch, und fangen an zu beten, Wann dieſes dann geſchehn, ſo kommt er her getreten, Umarmet ſie, und wenn er ſie nach Haus gebracht, Genießt er drauf mit Luſt, wornach er hat getracht. Schlittenfahrt. (Eingeſandt.) Daß uns der Winter nicht ſteht will ſeyn, Des trauren die Maͤdlein gar ſehre; Weil uns der Schnee nit bleiben will,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/62
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/62>, abgerufen am 29.11.2024.