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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Empfangt das heilge Sakrament,
"Du weist, daß ich dir Glauben halten,
"Auf ewig sind wir nun zerspalten."

Mit nassem Aug sie zu ihm sprach:
"Herr denket fleißig nach der Sach,
"Ihr dauret mich im Herzen mein,
"Daß ich nicht mehr kann bey euch seyn,
"Daß mich nun nimmer sieht ein Mann,
"Ich fall in ewger Liebe Bann."
Dem Ritter liefen die Augen über:
"Soll ich denn nie dich sehen wieder,
"So seys geklagt dem höchsten Gott,
"Der ende balde meine Noth,
"Ach daß ich je zu Ruhm gekommen,
"Daß mich ein fürstlich Weib genommen."
Sie küßte ihn auf seinen Mund,
Sie weinten beide zu der Stund,
Umfingen einander noch mit Lieb,
Sie drückten zusammen beyde Brüst:
"Ach sterben das ist jezt euer Gewinn,
"Ich nimmermehr wieder bey euch bin!"
VII. Romanze.

Kein Hochzeit je mit solcher Pracht,
Gehalten ward bis tief in die Nacht,
Viel Lieder und viel Saitenspiel,
Man hörte in dem Schlosse viel,

„Empfangt das heilge Sakrament,
„Du weiſt, daß ich dir Glauben halten,
„Auf ewig ſind wir nun zerſpalten.“

Mit naſſem Aug ſie zu ihm ſprach:
„Herr denket fleißig nach der Sach,
„Ihr dauret mich im Herzen mein,
„Daß ich nicht mehr kann bey euch ſeyn,
„Daß mich nun nimmer ſieht ein Mann,
„Ich fall in ewger Liebe Bann.“
Dem Ritter liefen die Augen uͤber:
„Soll ich denn nie dich ſehen wieder,
„So ſeys geklagt dem hoͤchſten Gott,
„Der ende balde meine Noth,
„Ach daß ich je zu Ruhm gekommen,
„Daß mich ein fuͤrſtlich Weib genommen.“
Sie kuͤßte ihn auf ſeinen Mund,
Sie weinten beide zu der Stund,
Umfingen einander noch mit Lieb,
Sie druͤckten zuſammen beyde Bruͤſt:
„Ach ſterben das iſt jezt euer Gewinn,
„Ich nimmermehr wieder bey euch bin!“
VII. Romanze.

Kein Hochzeit je mit ſolcher Pracht,
Gehalten ward bis tief in die Nacht,
Viel Lieder und viel Saitenſpiel,
Man hoͤrte in dem Schloſſe viel,
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[415[425]/0434] „Empfangt das heilge Sakrament, „Du weiſt, daß ich dir Glauben halten, „Auf ewig ſind wir nun zerſpalten.“ Mit naſſem Aug ſie zu ihm ſprach: „Herr denket fleißig nach der Sach, „Ihr dauret mich im Herzen mein, „Daß ich nicht mehr kann bey euch ſeyn, „Daß mich nun nimmer ſieht ein Mann, „Ich fall in ewger Liebe Bann.“ Dem Ritter liefen die Augen uͤber: „Soll ich denn nie dich ſehen wieder, „So ſeys geklagt dem hoͤchſten Gott, „Der ende balde meine Noth, „Ach daß ich je zu Ruhm gekommen, „Daß mich ein fuͤrſtlich Weib genommen.“ Sie kuͤßte ihn auf ſeinen Mund, Sie weinten beide zu der Stund, Umfingen einander noch mit Lieb, Sie druͤckten zuſammen beyde Bruͤſt: „Ach ſterben das iſt jezt euer Gewinn, „Ich nimmermehr wieder bey euch bin!“ VII. Romanze. Kein Hochzeit je mit ſolcher Pracht, Gehalten ward bis tief in die Nacht, Viel Lieder und viel Saitenſpiel, Man hoͤrte in dem Schloſſe viel,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 415[425]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/434>, abgerufen am 24.11.2024.