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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Gott durch sein Güt, dir wohl behüt dein rein Gemüth,
Dein Heil mög er dir mehren,
Fürwahr ich will, bis an mein Ziel,
Dein Diener seyn, Gnad! Fraue mein,
Mit Wissen will ich scheiden.

Allda zur Hand, ihr Händ sie wand, mehr Leids ich
fand,

Ihr Aeuglein wurden fließen,
Traut Buhle hör, was ich begehr, bald wiederkehr,
Der Treu laß mich genießen;
Das gelobt ich ihr, sie sprach zu mir:
"Ich hab dich hold, vor allem Gold,
"Mir kann dich niemand leiden." (d. h. verleiden.)
Ein Fingerlein, von Edelstein, aus ihrem Schrein,
Gab mir die süße Fraue,
Des Schloßs ein End, sie mit mir rennt, bis ich mich
trennt

An einer grünen Aue,
Sie ließ wohl hoch, so lang sie noch
Mich konnt ersehn, ihr Tüchlein wehn,
Dann schrie sie laut: "O Waffen!"
Seit macht mit Fleiß, jed Fähnlein weiß, im Kampfe
heiß,

Mich ihrer Lieb gedenken,
Auf Todes-Au, in rothem Thau, seh ich mein Frau,
Ihr Tüchlein traurig schwenken;
Den Ring ich schau, ich stech und hau,
15.

Gott durch ſein Guͤt, dir wohl behuͤt dein rein Gemuͤth,
Dein Heil moͤg er dir mehren,
Fuͤrwahr ich will, bis an mein Ziel,
Dein Diener ſeyn, Gnad! Fraue mein,
Mit Wiſſen will ich ſcheiden.

Allda zur Hand, ihr Haͤnd ſie wand, mehr Leids ich
fand,

Ihr Aeuglein wurden fließen,
Traut Buhle hoͤr, was ich begehr, bald wiederkehr,
Der Treu laß mich genießen;
Das gelobt ich ihr, ſie ſprach zu mir:
„Ich hab dich hold, vor allem Gold,
„Mir kann dich niemand leiden.“ (d. h. verleiden.)
Ein Fingerlein, von Edelſtein, aus ihrem Schrein,
Gab mir die ſuͤße Fraue,
Des Schloßs ein End, ſie mit mir rennt, bis ich mich
trennt

An einer gruͤnen Aue,
Sie ließ wohl hoch, ſo lang ſie noch
Mich konnt erſehn, ihr Tuͤchlein wehn,
Dann ſchrie ſie laut: „O Waffen!“
Seit macht mit Fleiß, jed Faͤhnlein weiß, im Kampfe
heiß,

Mich ihrer Lieb gedenken,
Auf Todes-Au, in rothem Thau, ſeh ich mein Frau,
Ihr Tuͤchlein traurig ſchwenken;
Den Ring ich ſchau, ich ſtech und hau,
15.
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[225/0234] Gott durch ſein Guͤt, dir wohl behuͤt dein rein Gemuͤth, Dein Heil moͤg er dir mehren, Fuͤrwahr ich will, bis an mein Ziel, Dein Diener ſeyn, Gnad! Fraue mein, Mit Wiſſen will ich ſcheiden. Allda zur Hand, ihr Haͤnd ſie wand, mehr Leids ich fand, Ihr Aeuglein wurden fließen, Traut Buhle hoͤr, was ich begehr, bald wiederkehr, Der Treu laß mich genießen; Das gelobt ich ihr, ſie ſprach zu mir: „Ich hab dich hold, vor allem Gold, „Mir kann dich niemand leiden.“ (d. h. verleiden.) Ein Fingerlein, von Edelſtein, aus ihrem Schrein, Gab mir die ſuͤße Fraue, Des Schloßs ein End, ſie mit mir rennt, bis ich mich trennt An einer gruͤnen Aue, Sie ließ wohl hoch, ſo lang ſie noch Mich konnt erſehn, ihr Tuͤchlein wehn, Dann ſchrie ſie laut: „O Waffen!“ Seit macht mit Fleiß, jed Faͤhnlein weiß, im Kampfe heiß, Mich ihrer Lieb gedenken, Auf Todes-Au, in rothem Thau, ſeh ich mein Frau, Ihr Tuͤchlein traurig ſchwenken; Den Ring ich ſchau, ich ſtech und hau, 15.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/234>, abgerufen am 15.10.2024.