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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Dem Bräutigam im Himmels-Thron,
"Herrn Jesu Christ, Mariä Sohn."

Da nun der König dis verstund,
Ward er von Herzen froh,
Der Heiden Botschaft in der Stund
Sprach unverzaget zu:
"Will euer Fürst mein Tochter han,
"So soll er sich erst taufen lahn,
"Und geben Jungfraun edler Art,
"Und Schiffe zu der großen Fahrt."
Die edle Botschaft Urlaub nahm,
Wohl zu derselben Weil,
Zu ihres Königs Sohne kam
Geschwind in aller Eil,
Da hielt man Spiel und Freuden-Fest,
Der junge Prinz erkennen läst,
Er sei bereit ein Christ zu sein,
Und sich gar bald zu stellen ein.
Eilend die Könge gleicher Hand,
Die eilf Schiff kaufen ein,
Erkiesen auch durch ihre Land,
Die Zahl der Jungfräulein;
Da schauet man viel junges Blut,
An Ehr und Adel trefflich gut,
Sie eilen nun in wenig Tag,
Der neuen Königin schon nach.

„Dem Braͤutigam im Himmels-Thron,
„Herrn Jeſu Chriſt, Mariaͤ Sohn.“

Da nun der Koͤnig dis verſtund,
Ward er von Herzen froh,
Der Heiden Botſchaft in der Stund
Sprach unverzaget zu:
„Will euer Fuͤrſt mein Tochter han,
„So ſoll er ſich erſt taufen lahn,
„Und geben Jungfraun edler Art,
„Und Schiffe zu der großen Fahrt.“
Die edle Botſchaft Urlaub nahm,
Wohl zu derſelben Weil,
Zu ihres Koͤnigs Sohne kam
Geſchwind in aller Eil,
Da hielt man Spiel und Freuden-Feſt,
Der junge Prinz erkennen laͤſt,
Er ſei bereit ein Chriſt zu ſein,
Und ſich gar bald zu ſtellen ein.
Eilend die Koͤnge gleicher Hand,
Die eilf Schiff kaufen ein,
Erkieſen auch durch ihre Land,
Die Zahl der Jungfraͤulein;
Da ſchauet man viel junges Blut,
An Ehr und Adel trefflich gut,
Sie eilen nun in wenig Tag,
Der neuen Koͤnigin ſchon nach.

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[196/0205] „Dem Braͤutigam im Himmels-Thron, „Herrn Jeſu Chriſt, Mariaͤ Sohn.“ Da nun der Koͤnig dis verſtund, Ward er von Herzen froh, Der Heiden Botſchaft in der Stund Sprach unverzaget zu: „Will euer Fuͤrſt mein Tochter han, „So ſoll er ſich erſt taufen lahn, „Und geben Jungfraun edler Art, „Und Schiffe zu der großen Fahrt.“ Die edle Botſchaft Urlaub nahm, Wohl zu derſelben Weil, Zu ihres Koͤnigs Sohne kam Geſchwind in aller Eil, Da hielt man Spiel und Freuden-Feſt, Der junge Prinz erkennen laͤſt, Er ſei bereit ein Chriſt zu ſein, Und ſich gar bald zu ſtellen ein. Eilend die Koͤnge gleicher Hand, Die eilf Schiff kaufen ein, Erkieſen auch durch ihre Land, Die Zahl der Jungfraͤulein; Da ſchauet man viel junges Blut, An Ehr und Adel trefflich gut, Sie eilen nun in wenig Tag, Der neuen Koͤnigin ſchon nach.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/205>, abgerufen am 02.05.2024.