Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

So schön Er ist, so schön Du bist,
Er scheint dir aus den Augen.

Was in der Welt so mannigfalt
Ist zierlichs ausgeflossen,
Hat über ihre Wohlgestalt
Sich ringsum reich ergossen,
Des Himmels Kraft, der Erden Saft,
Den Durchglanz eingeboren,
Von dem empfing, den sie empfing,
Vom Sohn, den sie geboren.
Zwölf Stern' um ihr glorwürdig Haupt,
Als Krone, ringsum schweben,
Und jauchzen: Uns ist es erlaubt
Allein sie zu umgeben!
Sie triebe ab nicht Schwerdt, nicht Stab,
So fest thun sie verharren;
Sie ließen eh des Himmels Höh,
Als ihre Stelle fahren.
Denn ihre Freud' und Herzenslust,
Ist, dieß Gesicht anschauen,
Den Mund, den Gott so oft geküßt,
Die Augen und Augbraunen,
Die Liljenhänd' Lefzen vermengt
Mit Honig und mit Rosen,
Die süße Red, die von ihr geht,
Ist über all Liebkosen.

So ſchoͤn Er iſt, ſo ſchoͤn Du biſt,
Er ſcheint dir aus den Augen.

Was in der Welt ſo mannigfalt
Iſt zierlichs ausgefloſſen,
Hat uͤber ihre Wohlgeſtalt
Sich ringsum reich ergoſſen,
Des Himmels Kraft, der Erden Saft,
Den Durchglanz eingeboren,
Von dem empfing, den ſie empfing,
Vom Sohn, den ſie geboren.
Zwoͤlf Stern' um ihr glorwuͤrdig Haupt,
Als Krone, ringsum ſchweben,
Und jauchzen: Uns iſt es erlaubt
Allein ſie zu umgeben!
Sie triebe ab nicht Schwerdt, nicht Stab,
So feſt thun ſie verharren;
Sie ließen eh des Himmels Hoͤh,
Als ihre Stelle fahren.
Denn ihre Freud' und Herzensluſt,
Iſt, dieß Geſicht anſchauen,
Den Mund, den Gott ſo oft gekuͤßt,
Die Augen und Augbraunen,
Die Liljenhaͤnd' Lefzen vermengt
Mit Honig und mit Roſen,
Die ſuͤße Red, die von ihr geht,
Iſt uͤber all Liebkoſen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0184" n="175"/>
              <l>So &#x017F;cho&#x0364;n Er i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n Du bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;cheint dir aus den Augen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Was in der Welt &#x017F;o mannigfalt</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t zierlichs ausgeflo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Hat u&#x0364;ber ihre Wohlge&#x017F;talt</l><lb/>
              <l>Sich ringsum reich ergo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Des Himmels Kraft, der Erden Saft,</l><lb/>
              <l>Den Durchglanz eingeboren,</l><lb/>
              <l>Von dem empfing, den &#x017F;ie empfing,</l><lb/>
              <l>Vom Sohn, den &#x017F;ie geboren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Zwo&#x0364;lf Stern' um ihr glorwu&#x0364;rdig Haupt,</l><lb/>
              <l>Als Krone, ringsum &#x017F;chweben,</l><lb/>
              <l>Und jauchzen: Uns i&#x017F;t es erlaubt</l><lb/>
              <l>Allein &#x017F;ie zu umgeben!</l><lb/>
              <l>Sie triebe ab nicht Schwerdt, nicht Stab,</l><lb/>
              <l>So fe&#x017F;t thun &#x017F;ie verharren;</l><lb/>
              <l>Sie ließen eh des Himmels Ho&#x0364;h,</l><lb/>
              <l>Als ihre Stelle fahren.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Denn ihre Freud' und Herzenslu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t, dieß Ge&#x017F;icht an&#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Den Mund, den Gott &#x017F;o oft geku&#x0364;ßt,</l><lb/>
              <l>Die Augen und Augbraunen,</l><lb/>
              <l>Die Liljenha&#x0364;nd' Lefzen vermengt</l><lb/>
              <l>Mit Honig und mit Ro&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;u&#x0364;ße Red, die von ihr geht,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t u&#x0364;ber all Liebko&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0184] So ſchoͤn Er iſt, ſo ſchoͤn Du biſt, Er ſcheint dir aus den Augen. Was in der Welt ſo mannigfalt Iſt zierlichs ausgefloſſen, Hat uͤber ihre Wohlgeſtalt Sich ringsum reich ergoſſen, Des Himmels Kraft, der Erden Saft, Den Durchglanz eingeboren, Von dem empfing, den ſie empfing, Vom Sohn, den ſie geboren. Zwoͤlf Stern' um ihr glorwuͤrdig Haupt, Als Krone, ringsum ſchweben, Und jauchzen: Uns iſt es erlaubt Allein ſie zu umgeben! Sie triebe ab nicht Schwerdt, nicht Stab, So feſt thun ſie verharren; Sie ließen eh des Himmels Hoͤh, Als ihre Stelle fahren. Denn ihre Freud' und Herzensluſt, Iſt, dieß Geſicht anſchauen, Den Mund, den Gott ſo oft gekuͤßt, Die Augen und Augbraunen, Die Liljenhaͤnd' Lefzen vermengt Mit Honig und mit Roſen, Die ſuͤße Red, die von ihr geht, Iſt uͤber all Liebkoſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/184
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/184>, abgerufen am 10.10.2024.