Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Kaum nun waren eingeschlafen
Seine matten Wässerlein,
Bald erklungen Wehr und Waffen,
Flamm und Fackel gaben Schein,
Nur von tollen vollen Knechten,
Voll war alles überall,
Nur von Jauchzen, Springen, Fechten,
Thal und Ufer gaben Schall.
Cedron erstens gar erschrecket,
War der Waffen ungewohnt,
Bald er seine Wasser wecket,
Wollte der Gefahr entgehn,
Wie die Pfeil vom Bogen zielen,
Lief er ab, auf nasser Meil,
Rohr und Eimer ihm entfielen,
Fiel auch selbst in blinder Eil.
Doch weil nachmals er verspüret,
Es nicht wider ihn gemeint,
Und nur Daphnis werd geführet,
Daphnis vom bekannten Feind;
Ließ er ab von strengem Laufen,
Fasset eine Weidenruth,
Seine Wasser trieb zu Haufen
Und beklagt das junge Blut.
Traurig hub er an zu klagen,
Bließ auf einem holen Ried,
Kaum nun waren eingeſchlafen
Seine matten Waͤſſerlein,
Bald erklungen Wehr und Waffen,
Flamm und Fackel gaben Schein,
Nur von tollen vollen Knechten,
Voll war alles uͤberall,
Nur von Jauchzen, Springen, Fechten,
Thal und Ufer gaben Schall.
Cedron erſtens gar erſchrecket,
War der Waffen ungewohnt,
Bald er ſeine Waſſer wecket,
Wollte der Gefahr entgehn,
Wie die Pfeil vom Bogen zielen,
Lief er ab, auf naſſer Meil,
Rohr und Eimer ihm entfielen,
Fiel auch ſelbſt in blinder Eil.
Doch weil nachmals er verſpuͤret,
Es nicht wider ihn gemeint,
Und nur Daphnis werd gefuͤhret,
Daphnis vom bekannten Feind;
Ließ er ab von ſtrengem Laufen,
Faſſet eine Weidenruth,
Seine Waſſer trieb zu Haufen
Und beklagt das junge Blut.
Traurig hub er an zu klagen,
Bließ auf einem holen Ried,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0177" n="168"/>
            <lg n="5">
              <l>Kaum nun waren einge&#x017F;chlafen</l><lb/>
              <l>Seine matten Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erlein,</l><lb/>
              <l>Bald erklungen Wehr und Waffen,</l><lb/>
              <l>Flamm und Fackel gaben Schein,</l><lb/>
              <l>Nur von tollen vollen Knechten,</l><lb/>
              <l>Voll war alles u&#x0364;berall,</l><lb/>
              <l>Nur von Jauchzen, Springen, Fechten,</l><lb/>
              <l>Thal und Ufer gaben Schall.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Cedron er&#x017F;tens gar er&#x017F;chrecket,</l><lb/>
              <l>War der Waffen ungewohnt,</l><lb/>
              <l>Bald er &#x017F;eine Wa&#x017F;&#x017F;er wecket,</l><lb/>
              <l>Wollte der Gefahr entgehn,</l><lb/>
              <l>Wie die Pfeil vom Bogen zielen,</l><lb/>
              <l>Lief er ab, auf na&#x017F;&#x017F;er Meil,</l><lb/>
              <l>Rohr und Eimer ihm entfielen,</l><lb/>
              <l>Fiel auch &#x017F;elb&#x017F;t in blinder Eil.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Doch weil nachmals er ver&#x017F;pu&#x0364;ret,</l><lb/>
              <l>Es nicht wider ihn gemeint,</l><lb/>
              <l>Und nur Daphnis werd gefu&#x0364;hret,</l><lb/>
              <l>Daphnis vom bekannten Feind;</l><lb/>
              <l>Ließ er ab von &#x017F;trengem Laufen,</l><lb/>
              <l>Fa&#x017F;&#x017F;et eine Weidenruth,</l><lb/>
              <l>Seine Wa&#x017F;&#x017F;er trieb zu Haufen</l><lb/>
              <l>Und beklagt das junge Blut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Traurig hub er an zu klagen,</l><lb/>
              <l>Bließ auf einem holen Ried,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0177] Kaum nun waren eingeſchlafen Seine matten Waͤſſerlein, Bald erklungen Wehr und Waffen, Flamm und Fackel gaben Schein, Nur von tollen vollen Knechten, Voll war alles uͤberall, Nur von Jauchzen, Springen, Fechten, Thal und Ufer gaben Schall. Cedron erſtens gar erſchrecket, War der Waffen ungewohnt, Bald er ſeine Waſſer wecket, Wollte der Gefahr entgehn, Wie die Pfeil vom Bogen zielen, Lief er ab, auf naſſer Meil, Rohr und Eimer ihm entfielen, Fiel auch ſelbſt in blinder Eil. Doch weil nachmals er verſpuͤret, Es nicht wider ihn gemeint, Und nur Daphnis werd gefuͤhret, Daphnis vom bekannten Feind; Ließ er ab von ſtrengem Laufen, Faſſet eine Weidenruth, Seine Waſſer trieb zu Haufen Und beklagt das junge Blut. Traurig hub er an zu klagen, Bließ auf einem holen Ried,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/177
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/177>, abgerufen am 22.05.2024.