Ließ die liebe Sternen scheinen, Er dem Daphnis trauret nach.
Cedron hieß der Bach mit Namen, Wohnt an einem hohen Stein: Oft zu ihm Gesellen kamen, Damals war er doch allein, Saß in seinen grünen Grüften, Strählet seine Binsenhaar, Spielet gar mit sanften Lüften, Dacht an keine Kriegsgefahr.
Rohr, und Gras, und Wasserblätter, Deckten seine Schulter bloß, Stark er sich bey feuchtem Wetter, Lehnt auf seinen Eimer groß, Doch weil er fast müd gelaufen, Dazumal in starkem Trab, Er ein wenig wollt verschnaufen, Goß den Eimer langsam ab.
Nahm ein Röhrlein wohl geschnitten, Spielet seinen Wässerlein, Sie zum Schlafen thät er bitten, Wollt sie süßlich saufen ein: Eya, meine Wässer schlafet, Schlafet meine Wässerlein, Nicht mit Augen immer gaffen, Eya, schlafet, schlafet ein.
Ließ die liebe Sternen ſcheinen, Er dem Daphnis trauret nach.
Cedron hieß der Bach mit Namen, Wohnt an einem hohen Stein: Oft zu ihm Geſellen kamen, Damals war er doch allein, Saß in ſeinen gruͤnen Gruͤften, Straͤhlet ſeine Binſenhaar, Spielet gar mit ſanften Luͤften, Dacht an keine Kriegsgefahr.
Rohr, und Gras, und Waſſerblaͤtter, Deckten ſeine Schulter bloß, Stark er ſich bey feuchtem Wetter, Lehnt auf ſeinen Eimer groß, Doch weil er faſt muͤd gelaufen, Dazumal in ſtarkem Trab, Er ein wenig wollt verſchnaufen, Goß den Eimer langſam ab.
Nahm ein Roͤhrlein wohl geſchnitten, Spielet ſeinen Waͤſſerlein, Sie zum Schlafen thaͤt er bitten, Wollt ſie ſuͤßlich ſaufen ein: Eya, meine Waͤſſer ſchlafet, Schlafet meine Waͤſſerlein, Nicht mit Augen immer gaffen, Eya, ſchlafet, ſchlafet ein.
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Ließ die liebe Sternen ſcheinen,
Er dem Daphnis trauret nach.
Cedron hieß der Bach mit Namen,
Wohnt an einem hohen Stein:
Oft zu ihm Geſellen kamen,
Damals war er doch allein,
Saß in ſeinen gruͤnen Gruͤften,
Straͤhlet ſeine Binſenhaar,
Spielet gar mit ſanften Luͤften,
Dacht an keine Kriegsgefahr.
Rohr, und Gras, und Waſſerblaͤtter,
Deckten ſeine Schulter bloß,
Stark er ſich bey feuchtem Wetter,
Lehnt auf ſeinen Eimer groß,
Doch weil er faſt muͤd gelaufen,
Dazumal in ſtarkem Trab,
Er ein wenig wollt verſchnaufen,
Goß den Eimer langſam ab.
Nahm ein Roͤhrlein wohl geſchnitten,
Spielet ſeinen Waͤſſerlein,
Sie zum Schlafen thaͤt er bitten,
Wollt ſie ſuͤßlich ſaufen ein:
Eya, meine Waͤſſer ſchlafet,
Schlafet meine Waͤſſerlein,
Nicht mit Augen immer gaffen,
Eya, ſchlafet, ſchlafet ein.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/176>, abgerufen am 05.10.2024.
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