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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Ohne Versöhnung des Nechsten
In Chri-
sti Men-
schwer-
dung Got
tes Liebe
sichtbar.
stellete ein leiblich sichtbar Contrafeyt
vnd Bilde seiner Liebe/ wie Gott we-
sentlich die Liebe selbsten in seinem vn-
erforschlichen/ vnbegreifflichen/ vnend-
lichen/ göttlichen Wesen seyn/ auff dz
die Menschen diesem Ebenbilde Got-
tes/ welches ist Christus/ ehnlich vnnd
gleichförmig würden in der Liebe.

Wie aber nun in Christo zusammen
gefasset ist/ Gott vnd Mensch durch ein
Band der
Liebe.
vnaufflöslich Band: Also fasset die lie-
be Gottes in sich die Liebe des Nech-
sten/ vnd wie göttliche vnd menschliche
Natur in Christo nicht können getren-
net werden: Also auch Gottes vnd des
Nechsten Liebe. Wie man die Mensch-
heit Christi nicht kan beleidigen/ man
muß auch Gott beleidigen: Also kan
man ohne Gott keinen Menschen be-
leidigen: Darumm kan sich kein Mensch
trennen mit seiner Liebe von seinem Ne-
hesten/ er muß sich auch von Gott tren-
nen. Es kan niemand zürnen mit sei-
nem Nechsten/ er muß auch mit Gott

zürnen

Ohne Verſoͤhnung des Nechſten
In Chri-
ſti Men-
ſchwer-
dung Got
tes Liebe
ſichtbar.
ſtellete ein leiblich ſichtbar Contrafeyt
vnd Bilde ſeiner Liebe/ wie Gott we-
ſentlich die Liebe ſelbſten in ſeinem vn-
erforſchlichen/ vnbegreifflichẽ/ vnend-
lichen/ goͤttlichen Weſen ſeyn/ auff dz
die Menſchen dieſem Ebenbilde Got-
tes/ welches iſt Chriſtus/ ehnlich vnnd
gleichfoͤrmig wuͤrden in der Liebe.

Wie aber nun in Chriſto zuſammen
gefaſſet iſt/ Gott vñ Menſch durch ein
Band der
Liebe.
vnauffloͤslich Band: Alſo faſſet die lie-
be Gottes in ſich die Liebe des Nech-
ſten/ vnd wie goͤttliche vnd menſchliche
Natur in Chriſto nicht koͤnnen getren-
net werden: Alſo auch Gottes vnd des
Nechſten Liebe. Wie man die Menſch-
heit Chriſti nicht kan beleidigen/ man
muß auch Gott beleidigen: Alſo kan
man ohne Gott keinen Menſchen be-
leidigen: Darum̃ kan ſich kein Menſch
trennẽ mit ſeiner Liebe von ſeinem Ne-
heſten/ er muß ſich auch von Gott tren-
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nem Nechſten/ er muß auch mit Gott

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[296/0328] Ohne Verſoͤhnung des Nechſten ſtellete ein leiblich ſichtbar Contrafeyt vnd Bilde ſeiner Liebe/ wie Gott we- ſentlich die Liebe ſelbſten in ſeinem vn- erforſchlichen/ vnbegreifflichẽ/ vnend- lichen/ goͤttlichen Weſen ſeyn/ auff dz die Menſchen dieſem Ebenbilde Got- tes/ welches iſt Chriſtus/ ehnlich vnnd gleichfoͤrmig wuͤrden in der Liebe. In Chri- ſti Men- ſchwer- dung Got tes Liebe ſichtbar. Wie aber nun in Chriſto zuſammen gefaſſet iſt/ Gott vñ Menſch durch ein vnauffloͤslich Band: Alſo faſſet die lie- be Gottes in ſich die Liebe des Nech- ſten/ vnd wie goͤttliche vnd menſchliche Natur in Chriſto nicht koͤnnen getren- net werden: Alſo auch Gottes vnd des Nechſten Liebe. Wie man die Menſch- heit Chriſti nicht kan beleidigen/ man muß auch Gott beleidigen: Alſo kan man ohne Gott keinen Menſchen be- leidigen: Darum̃ kan ſich kein Menſch trennẽ mit ſeiner Liebe von ſeinem Ne- heſten/ er muß ſich auch von Gott tren- nen. Es kan niemand zuͤrnen mit ſei- nem Nechſten/ er muß auch mit Gott zuͤrnen Band der Liebe.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/328>, abgerufen am 05.12.2024.