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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Warumb die Feinde
dampt/ vnd als er gefragt ward/ ob er
auch noch etwas seinem Sohn befehlen
wolte/ hat er geantwortet: Gar nichts/
ohn allein/ daß er diese Gewalt an sei-
nem Vaterlande ja nit rechnen wolte.
Keyser Tytus als er in Erfahrung
bracht/ daß zweene Brüder in Rom
nach dem Keyserthumb trachteten/ vnd
sich zusammen verschwuren den Keyser
zu erwürgen/ hat er sie auff den Abend
zu Gaste geladen/ vnd auff den Mor-
gen mit sich auff den Schawplatz ge-
nommen/ da er dem Spiel zugesehen/
vnd sie lassen neben sich sitzen/ vnd hat
mit hoher Gnade jhre Boßheit vber-
wunden. Als sich Cato, der weise Rahts-
herr zu Rom erstochen hatte/ hat Iulius
Caesar
gesaget/ nun ist mir mein höch-
ster Sieg genommen/ den ich gedachte
dem Catoni alle Iniurien, damit er
mich beleidiget hat/ zu vergeben.

5. Aber wer durch die grosse Gedult
vnd Demut des Sohns Gottes nicht
bewogen werden kan zur Sanfftmuth
gegen die Feinde/ der wird nimmermer

durch

Warumb die Feinde
dampt/ vnd als er gefragt ward/ ob er
auch noch etwas ſeinem Sohn befehlẽ
wolte/ hat er geantwortet: Gar nichts/
ohn allein/ daß er dieſe Gewalt an ſei-
nem Vaterlande ja nit rechnen wolte.
Keyſer Tytus als er in Erfahrung
bracht/ daß zweene Bruͤder in Rom
nach dem Keyſerthumb trachteten/ vñ
ſich zuſammen verſchwuren den Keyſer
zu erwuͤrgen/ hat er ſie auff den Abend
zu Gaſte geladen/ vnd auff den Mor-
gen mit ſich auff den Schawplatz ge-
nommen/ da er dem Spiel zugeſehen/
vnd ſie laſſen neben ſich ſitzen/ vnd hat
mit hoher Gnade jhre Boßheit vber-
wundẽ. Als ſich Cato, der weiſe Rahts-
herr zu Rom erſtochẽ hatte/ hat Iulius
Cæſar
geſaget/ nun iſt mir mein hoͤch-
ſter Sieg genommen/ den ich gedachte
dem Catoni alle Iniurien, damit er
mich beleidiget hat/ zu vergeben.

5. Aber wer durch die groſſe Gedult
vnd Demut des Sohns Gottes nicht
bewogen werden kan zur Sanfftmuth
gegen die Feinde/ der wird nimmermer

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[282/0314] Warumb die Feinde dampt/ vnd als er gefragt ward/ ob er auch noch etwas ſeinem Sohn befehlẽ wolte/ hat er geantwortet: Gar nichts/ ohn allein/ daß er dieſe Gewalt an ſei- nem Vaterlande ja nit rechnen wolte. Keyſer Tytus als er in Erfahrung bracht/ daß zweene Bruͤder in Rom nach dem Keyſerthumb trachteten/ vñ ſich zuſammen verſchwuren den Keyſer zu erwuͤrgen/ hat er ſie auff den Abend zu Gaſte geladen/ vnd auff den Mor- gen mit ſich auff den Schawplatz ge- nommen/ da er dem Spiel zugeſehen/ vnd ſie laſſen neben ſich ſitzen/ vnd hat mit hoher Gnade jhre Boßheit vber- wundẽ. Als ſich Cato, der weiſe Rahts- herr zu Rom erſtochẽ hatte/ hat Iulius Cæſar geſaget/ nun iſt mir mein hoͤch- ſter Sieg genommen/ den ich gedachte dem Catoni alle Iniurien, damit er mich beleidiget hat/ zu vergeben. 5. Aber wer durch die groſſe Gedult vnd Demut des Sohns Gottes nicht bewogen werden kan zur Sanfftmuth gegen die Feinde/ der wird nimmermer durch

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/314>, abgerufen am 22.12.2024.