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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Warumb der Nechste
Band der Vollkommenheit/ Coloss. 3.
Denn was für herrliche Früchte aus der
liebe wachsen/ beschreibet S. Paulus
Rom. 12. Daher der Herr Matth. 7.
spricht: Alles was jr wolt/ das euch die
Das gan-
tze Gesetz
hanget an
der Liebe.
Leute thun sollen/ das thut jhr jhnen
auch/ das ist das Gesetz vnd die Pro-
pheten. Vnd die Heyden haben aus der
Gesetz der
Natur.
Natur gelernet: Was du nit wilt/ das
dir geschehe/ das thue einem andern
auch nit. Diesen Spruch hat der Key-
ser Severus, welcher auch sonst mit
herrlichen Tugenden begabet gewesen/
stets im Munde geführet/ vnd in die
beschriebenen Rechte setzen lassen.

6. So ist die liebe ein schönes Bild/
vnd Vorschmack des ewigen Lebens.
Denn was daselbst für ein seliger Zu-
stand seyn wird/ wenn die Außerwehl-
ten sich vntereinander lieben werden/
eins des andern sich frewen/ in ewiger
Freundligkeit vnd Leutseligkeit einan-
der beywohnen/ vnd sich eines an dem
andern ergetzen werden/ das ist nicht
auß zudencken/ solches alles wird in der

Liebe

Warumb der Nechſte
Band der Vollkommenheit/ Coloſſ. 3.
Deñ was fuͤr herrliche Fruͤchte aus der
liebe wachſen/ beſchreibet S. Paulus
Rom. 12. Daher der Herr Matth. 7.
ſpricht: Alles was jr wolt/ das euch die
Das gan-
tze Geſetz
hanget an
der Liebe.
Leute thun ſollen/ das thut jhr jhnen
auch/ das iſt das Geſetz vnd die Pro-
pheten. Vnd die Heyden haben aus der
Geſetz der
Natur.
Natur gelernet: Was du nit wilt/ das
dir geſchehe/ das thue einem andern
auch nit. Dieſen Spruch hat der Key-
ſer Severus, welcher auch ſonſt mit
herrlichen Tugenden begabet geweſen/
ſtets im Munde gefuͤhret/ vnd in die
beſchriebenen Rechte ſetzen laſſen.

6. So iſt die liebe ein ſchoͤnes Bild/
vnd Vorſchmack des ewigen Lebens.
Denn was daſelbſt fuͤr ein ſeliger Zu-
ſtand ſeyn wird/ wenn die Außerwehl-
ten ſich vntereinander lieben werden/
eins des andern ſich frewen/ in ewiger
Freundligkeit vnd Leutſeligkeit einan-
der beywohnen/ vnd ſich eines an dem
andern ergetzen werden/ das iſt nicht
auß zudencken/ ſolches alles wird in der

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[272/0304] Warumb der Nechſte Band der Vollkommenheit/ Coloſſ. 3. Deñ was fuͤr herrliche Fruͤchte aus der liebe wachſen/ beſchreibet S. Paulus Rom. 12. Daher der Herr Matth. 7. ſpricht: Alles was jr wolt/ das euch die Leute thun ſollen/ das thut jhr jhnen auch/ das iſt das Geſetz vnd die Pro- pheten. Vnd die Heyden haben aus der Natur gelernet: Was du nit wilt/ das dir geſchehe/ das thue einem andern auch nit. Dieſen Spruch hat der Key- ſer Severus, welcher auch ſonſt mit herrlichen Tugenden begabet geweſen/ ſtets im Munde gefuͤhret/ vnd in die beſchriebenen Rechte ſetzen laſſen. Das gan- tze Geſetz hanget an der Liebe. Geſetz der Natur. 6. So iſt die liebe ein ſchoͤnes Bild/ vnd Vorſchmack des ewigen Lebens. Denn was daſelbſt fuͤr ein ſeliger Zu- ſtand ſeyn wird/ wenn die Außerwehl- ten ſich vntereinander lieben werden/ eins des andern ſich frewen/ in ewiger Freundligkeit vnd Leutſeligkeit einan- der beywohnen/ vnd ſich eines an dem andern ergetzen werden/ das iſt nicht auß zudencken/ ſolches alles wird in der Liebe

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/304>, abgerufen am 19.05.2024.