kannte, Vielverlästerte und Verrufene, der auch, wie Maria Stuart und Madame F., sagen könnte: "ich bin besser als mein Ruf!" Es ist auch jetzt noch, wo es, wie die Königin im Don Carlos sagt, keine Ritter mehr giebt, Pflicht, sich der leidenden Unschuld anzunehmen.
Die Auktorität Galen's ist wohl an dieser üblen Nachrede eben so sehr Ursache, als der unnachdenkliche Genuß und die ungeeignete Zurichtung. Auch der berühmte Gratarolus betet dem Galen das Verdammungsurtheil über den Aal nach, ohne jedoch dessen Wohlgeschmack läugnen zu können, ja der Berühmte wird hier grob, wie Berühmte öfter, indem er, die milden Annehmlichkeiten der Aale zugestehend, sagt: "quamvis hellu- onum guttur leniant suaviter." Da der Berühmte aber die Krebse zu den Fischen rechnet, eine eigne Giftvene des Aals annimmt, und glaubt, man könne Jemand das Weintrinken überhaupt verleiden, wenn man einen Aal in Wein ersticke und diesen Wein diesem Jemand zu trinken gäbe, so sieht man leicht, wie wenig eine solche Auktorität Beachtung verdient.
Die meisten Verlästerer gleichen ganz dem Kinde, welches den Stuhl schlägt, an dem es so ungeschickt war, sich zu stoßen, dem Schlechtschreiber, der die Schuld auf die Feder schiebt, dem, der die Scheibe fehlt, und das Pulver anklagt, und wie der- gleichen triviale Gleichnisse noch mehr beigebracht werden könnten.
Man sorge für zweckgemäße Zurichtung, wie im Geist der Kochkunst zu finden, man esse nicht gar zu viel und trinke ein oder zwei, oder drei Gläser guten, alten, kräftigen Wein darauf, und man wird sich dieses labenden Genusses ohne alle Fährlich- keit erfreuen können. -- Nach Gratarolus sind übrigens die weiblichen Aale die besten, und um's Sommersolstitium soll man überhaupt keine Aale essen. -- Was hat der Eßkünstler nicht Alles zu berücksichtigen und zu bedenken!
kannte, Vielverlaͤſterte und Verrufene, der auch, wie Maria Stuart und Madame F., ſagen koͤnnte: „ich bin beſſer als mein Ruf!“ Es iſt auch jetzt noch, wo es, wie die Koͤnigin im Don Carlos ſagt, keine Ritter mehr giebt, Pflicht, ſich der leidenden Unſchuld anzunehmen.
Die Auktoritaͤt Galen’s iſt wohl an dieſer uͤblen Nachrede eben ſo ſehr Urſache, als der unnachdenkliche Genuß und die ungeeignete Zurichtung. Auch der beruͤhmte Gratarolus betet dem Galen das Verdammungsurtheil uͤber den Aal nach, ohne jedoch deſſen Wohlgeſchmack laͤugnen zu koͤnnen, ja der Beruͤhmte wird hier grob, wie Beruͤhmte oͤfter, indem er, die milden Annehmlichkeiten der Aale zugeſtehend, ſagt: „quamvis hellu- onum guttur leniant suaviter.“ Da der Beruͤhmte aber die Krebſe zu den Fiſchen rechnet, eine eigne Giftvene des Aals annimmt, und glaubt, man koͤnne Jemand das Weintrinken uͤberhaupt verleiden, wenn man einen Aal in Wein erſticke und dieſen Wein dieſem Jemand zu trinken gaͤbe, ſo ſieht man leicht, wie wenig eine ſolche Auktoritaͤt Beachtung verdient.
Die meiſten Verlaͤſterer gleichen ganz dem Kinde, welches den Stuhl ſchlaͤgt, an dem es ſo ungeſchickt war, ſich zu ſtoßen, dem Schlechtſchreiber, der die Schuld auf die Feder ſchiebt, dem, der die Scheibe fehlt, und das Pulver anklagt, und wie der- gleichen triviale Gleichniſſe noch mehr beigebracht werden koͤnnten.
Man ſorge fuͤr zweckgemaͤße Zurichtung, wie im Geiſt der Kochkunſt zu finden, man eſſe nicht gar zu viel und trinke ein oder zwei, oder drei Glaͤſer guten, alten, kraͤftigen Wein darauf, und man wird ſich dieſes labenden Genuſſes ohne alle Faͤhrlich- keit erfreuen koͤnnen. — Nach Gratarolus ſind uͤbrigens die weiblichen Aale die beſten, und um’s Sommerſolſtitium ſoll man uͤberhaupt keine Aale eſſen. — Was hat der Eßkuͤnſtler nicht Alles zu beruͤckſichtigen und zu bedenken!
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kannte, Vielverlaͤſterte und Verrufene, der auch, wie Maria
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mein Ruf!“ Es iſt auch jetzt noch, wo es, wie die Koͤnigin
im Don Carlos ſagt, keine Ritter mehr giebt, Pflicht, ſich der
leidenden Unſchuld anzunehmen.
Die Auktoritaͤt Galen’s iſt wohl an dieſer uͤblen Nachrede
eben ſo ſehr Urſache, als der unnachdenkliche Genuß und die
ungeeignete Zurichtung. Auch der beruͤhmte Gratarolus betet
dem Galen das Verdammungsurtheil uͤber den Aal nach, ohne
jedoch deſſen Wohlgeſchmack laͤugnen zu koͤnnen, ja der Beruͤhmte
wird hier grob, wie Beruͤhmte oͤfter, indem er, die milden
Annehmlichkeiten der Aale zugeſtehend, ſagt: „quamvis hellu-
onum guttur leniant suaviter.“ Da der Beruͤhmte aber die
Krebſe zu den Fiſchen rechnet, eine eigne Giftvene des Aals
annimmt, und glaubt, man koͤnne Jemand das Weintrinken
uͤberhaupt verleiden, wenn man einen Aal in Wein erſticke und
dieſen Wein dieſem Jemand zu trinken gaͤbe, ſo ſieht man leicht,
wie wenig eine ſolche Auktoritaͤt Beachtung verdient.
Die meiſten Verlaͤſterer gleichen ganz dem Kinde, welches
den Stuhl ſchlaͤgt, an dem es ſo ungeſchickt war, ſich zu ſtoßen,
dem Schlechtſchreiber, der die Schuld auf die Feder ſchiebt, dem,
der die Scheibe fehlt, und das Pulver anklagt, und wie der-
gleichen triviale Gleichniſſe noch mehr beigebracht werden
koͤnnten.
Man ſorge fuͤr zweckgemaͤße Zurichtung, wie im Geiſt der
Kochkunſt zu finden, man eſſe nicht gar zu viel und trinke ein
oder zwei, oder drei Glaͤſer guten, alten, kraͤftigen Wein darauf,
und man wird ſich dieſes labenden Genuſſes ohne alle Faͤhrlich-
keit erfreuen koͤnnen. — Nach Gratarolus ſind uͤbrigens die
weiblichen Aale die beſten, und um’s Sommerſolſtitium ſoll man
uͤberhaupt keine Aale eſſen. — Was hat der Eßkuͤnſtler nicht
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/250>, abgerufen am 23.07.2024.
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