Piano sanft verhallt, wie etwa die Ouvertüre zum Don Juan, welche (sie geht aus D- dur) mit dem Accord:
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eigentlich auch nicht abschließt, so wenig wie das Gastmahl; denn nun fängt ja erst das Trinken an.
Damit glaube ich nun zugleich mit hinlänglicher Besetzung alle überladene Instrumentirung ausgeschlossen zu haben. In der That besteht die Vortrefflichkeit eines Gastmahles durchaus nicht in der Menge und Vielheit der Gerichte, sondern in der inneren Güte und gelungenen Zurichtung, in der harmonischen Zusammenstimmung des Vor- oder Aufgetragnen, in dessen zweckmäßiger Folge, in dem geschmackvollen überall schönen Tout ensemble, bei welchem jede einzelne Stimme noch deutlich gehört und erkannt werden kann, und -- was nicht zu ver- gessen! -- in der heiteren freien Tonart, aus der Alles geht.
Bei einem überladenen Gastmahl hat man ein ähnliches Gefühl, als in einem schnell segelnden Schiff, wo man Bäume, Häuser und Berge am Ufer verschwimmend und schwindlich vor sich vorüberlaufen sieht, und man geht davon wie aus einer großen Bildergallerie, wo man vor lauter Wald keinen Baum gesehen, -- oder von einer Türtischen Musik mit gellenden Ohren, die gleichwohl nichts gehört haben. Das Urtheil wird verwirrt und getrübt, statt geläutert und gebildet, und statt eines ruhigen, klaren, bestimmten und bewußten Genusses hat man nichts gewonnen, als ein unbehagliches Gefühl dumpfer Betäubung und chaotischen Drucks.
Im Einzelnen möchte unter Anderm noch zu erinnern sein, daß man eigentliche Leckerbissen (besonders kleinere) am passendsten gegen Ende des Mahles aufträgt, u. daß solche eminente Bissen in der Regel keine Gegensätze dulden, sondern in absoluter
Piano ſanft verhallt, wie etwa die Ouvertuͤre zum Don Juan, welche (ſie geht aus D- dur) mit dem Accord:
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eigentlich auch nicht abſchließt, ſo wenig wie das Gaſtmahl; denn nun faͤngt ja erſt das Trinken an.
Damit glaube ich nun zugleich mit hinlaͤnglicher Beſetzung alle uͤberladene Inſtrumentirung ausgeſchloſſen zu haben. In der That beſteht die Vortrefflichkeit eines Gaſtmahles durchaus nicht in der Menge und Vielheit der Gerichte, ſondern in der inneren Guͤte und gelungenen Zurichtung, in der harmoniſchen Zuſammenſtimmung des Vor- oder Aufgetragnen, in deſſen zweckmaͤßiger Folge, in dem geſchmackvollen uͤberall ſchoͤnen Tout ensemble, bei welchem jede einzelne Stimme noch deutlich gehoͤrt und erkannt werden kann, und — was nicht zu ver- geſſen! — in der heiteren freien Tonart, aus der Alles geht.
Bei einem uͤberladenen Gaſtmahl hat man ein aͤhnliches Gefuͤhl, als in einem ſchnell ſegelnden Schiff, wo man Baͤume, Haͤuſer und Berge am Ufer verſchwimmend und ſchwindlich vor ſich voruͤberlaufen ſieht, und man geht davon wie aus einer großen Bildergallerie, wo man vor lauter Wald keinen Baum geſehen, — oder von einer Tuͤrtiſchen Muſik mit gellenden Ohren, die gleichwohl nichts gehoͤrt haben. Das Urtheil wird verwirrt und getruͤbt, ſtatt gelaͤutert und gebildet, und ſtatt eines ruhigen, klaren, beſtimmten und bewußten Genuſſes hat man nichts gewonnen, als ein unbehagliches Gefuͤhl dumpfer Betaͤubung und chaotiſchen Drucks.
Im Einzelnen moͤchte unter Anderm noch zu erinnern ſein, daß man eigentliche Leckerbiſſen (beſonders kleinere) am paſſendſten gegen Ende des Mahles auftraͤgt, u. daß ſolche eminente Biſſen in der Regel keine Gegenſaͤtze dulden, ſondern in abſoluter
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Piano ſanft verhallt, wie etwa die Ouvertuͤre zum Don Juan,
welche (ſie geht aus D- dur) mit dem Accord:
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eigentlich auch nicht abſchließt, ſo wenig wie das Gaſtmahl;
denn nun faͤngt ja erſt das Trinken an.
Damit glaube ich nun zugleich mit hinlaͤnglicher Beſetzung
alle uͤberladene Inſtrumentirung ausgeſchloſſen zu haben. In
der That beſteht die Vortrefflichkeit eines Gaſtmahles durchaus
nicht in der Menge und Vielheit der Gerichte, ſondern in der
inneren Guͤte und gelungenen Zurichtung, in der harmoniſchen
Zuſammenſtimmung des Vor- oder Aufgetragnen, in deſſen
zweckmaͤßiger Folge, in dem geſchmackvollen uͤberall ſchoͤnen
Tout ensemble, bei welchem jede einzelne Stimme noch deutlich
gehoͤrt und erkannt werden kann, und — was nicht zu ver-
geſſen! — in der heiteren freien Tonart, aus der Alles geht.
Bei einem uͤberladenen Gaſtmahl hat man ein aͤhnliches
Gefuͤhl, als in einem ſchnell ſegelnden Schiff, wo man Baͤume,
Haͤuſer und Berge am Ufer verſchwimmend und ſchwindlich
vor ſich voruͤberlaufen ſieht, und man geht davon wie aus einer
großen Bildergallerie, wo man vor lauter Wald keinen Baum
geſehen, — oder von einer Tuͤrtiſchen Muſik mit gellenden
Ohren, die gleichwohl nichts gehoͤrt haben. Das Urtheil wird
verwirrt und getruͤbt, ſtatt gelaͤutert und gebildet, und ſtatt
eines ruhigen, klaren, beſtimmten und bewußten Genuſſes hat
man nichts gewonnen, als ein unbehagliches Gefuͤhl dumpfer
Betaͤubung und chaotiſchen Drucks.
Im Einzelnen moͤchte unter Anderm noch zu erinnern ſein,
daß man eigentliche Leckerbiſſen (beſonders kleinere) am paſſendſten
gegen Ende des Mahles auftraͤgt, u. daß ſolche eminente Biſſen
in der Regel keine Gegenſaͤtze dulden, ſondern in abſoluter
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/227>, abgerufen am 23.07.2024.
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