Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.denn, was man zu viel oder zu wenig in sich hat? und warum Näher kommen wir der Sache durch Darwin, welcher Also soll man Fleisch essen? Die gewichtigen Auktoritäten Broussonet, Buffon, Es ist nicht zu widersprechen, daß Fleisch eine gröbere, denn, was man zu viel oder zu wenig in ſich hat? und warum Naͤher kommen wir der Sache durch Darwin, welcher Alſo ſoll man Fleiſch eſſen? Die gewichtigen Auktoritaͤten Brouſſonet, Buffon, Es iſt nicht zu widerſprechen, daß Fleiſch eine groͤbere, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="146"/> denn, was man zu viel oder zu wenig in ſich hat? und warum<lb/> ſollte man denn, wenn man z. B. fromm iſt, durch Faſtenſpeiſen,<lb/> Mandelmilch und Eibiſchthee ſich nicht noch froͤmmer, — wenn<lb/> man tapfer iſt, durch Roaſtbeef und Burgunder nicht noch<lb/> tapferer machen duͤrfen? Es laͤuft denn doch das Ganze auf das<lb/> vage: „zu viel iſt ungeſund“ hinaus.</p><lb/> <p>Naͤher kommen wir der Sache durch <hi rendition="#g">Darwin</hi>, welcher<lb/> ſagt: Fleiſchdiaͤt und Pflanzenkoſt ſind beides die natuͤrliche<lb/> Nahrung fuͤr den Menſchen, und <hi rendition="#g">Hildebrandt</hi>, welcher die<lb/> Speiſen definirt, als ſolche thieriſche und vegetabiliſche Mate-<lb/> rien, welche dazu dienen, unſere thieriſche Materie zu erſetzen.</p><lb/> <p>Alſo ſoll man Fleiſch eſſen?</p><lb/> <p>Die gewichtigen Auktoritaͤten <hi rendition="#g">Brouſſonet, Buffon,<lb/> Haller, Blumenbach, Hunter, Humboldt, Tiedemann</hi><lb/> ſind dafuͤr. Die obſcuren <hi rendition="#g">Cocchi</hi> und <hi rendition="#g">Wallis</hi>, ſo wie der<lb/> paradoxe <hi rendition="#g">Rouſſeau</hi>, der von der Sache nichts verſtand, reden<lb/> der ausſchließlichen Pflanzennahrung das Wort. Auch <hi rendition="#g">Hufe-<lb/> land</hi> iſt ſehr fuͤr vegetabiliſche Nahrung und fuͤhrt eclatante<lb/> Beiſpiele langlebender Vegetabilieneſſer an, welche meiſtens<lb/> von Milch und Kaͤſe lebten. — Wenn man Wildpret hat, kann<lb/> man noch leichter auf Fleiſch verzichten. <hi rendition="#g">Helvetius, Tyſon,<lb/> Andry, Arbuthnot</hi> und <hi rendition="#g">Bianchi</hi> dagegen wollen, man ſolle<lb/> ein abſoluter Carnivor ſein.</p><lb/> <p>Es iſt nicht zu widerſprechen, daß Fleiſch eine groͤbere,<lb/> derbere Speiſe iſt, durch welche der feinern Empfindlichkeit der<lb/> Nerven ein gewiſſer Gegenſatz gegeben, ja auch wohl ſelbſt Ab-<lb/> bruch gethan wird. Der problematiſche <hi rendition="#g">Caspar Hauſer</hi> zeigte,<lb/> welche enorme abnorme Nervenreizbarkeit durch bloße pflanz-<lb/> liche Nahrung ꝛc. bewirkt werden kann. Ich ſelbſt litt einſt an<lb/> einer heftigen Lugenentzuͤndung, welche wiederholte betraͤchtliche<lb/> Blutentziehungen noͤthig machte. Zehn Tage lang aß ich gar<lb/> nichts und weitere vierzehn Tage blos Waſſerſuppen oder Reis,<lb/> Gerſte, Sago ꝛc. in Waſſer gekocht und zwar taͤglich nur einen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0160]
denn, was man zu viel oder zu wenig in ſich hat? und warum
ſollte man denn, wenn man z. B. fromm iſt, durch Faſtenſpeiſen,
Mandelmilch und Eibiſchthee ſich nicht noch froͤmmer, — wenn
man tapfer iſt, durch Roaſtbeef und Burgunder nicht noch
tapferer machen duͤrfen? Es laͤuft denn doch das Ganze auf das
vage: „zu viel iſt ungeſund“ hinaus.
Naͤher kommen wir der Sache durch Darwin, welcher
ſagt: Fleiſchdiaͤt und Pflanzenkoſt ſind beides die natuͤrliche
Nahrung fuͤr den Menſchen, und Hildebrandt, welcher die
Speiſen definirt, als ſolche thieriſche und vegetabiliſche Mate-
rien, welche dazu dienen, unſere thieriſche Materie zu erſetzen.
Alſo ſoll man Fleiſch eſſen?
Die gewichtigen Auktoritaͤten Brouſſonet, Buffon,
Haller, Blumenbach, Hunter, Humboldt, Tiedemann
ſind dafuͤr. Die obſcuren Cocchi und Wallis, ſo wie der
paradoxe Rouſſeau, der von der Sache nichts verſtand, reden
der ausſchließlichen Pflanzennahrung das Wort. Auch Hufe-
land iſt ſehr fuͤr vegetabiliſche Nahrung und fuͤhrt eclatante
Beiſpiele langlebender Vegetabilieneſſer an, welche meiſtens
von Milch und Kaͤſe lebten. — Wenn man Wildpret hat, kann
man noch leichter auf Fleiſch verzichten. Helvetius, Tyſon,
Andry, Arbuthnot und Bianchi dagegen wollen, man ſolle
ein abſoluter Carnivor ſein.
Es iſt nicht zu widerſprechen, daß Fleiſch eine groͤbere,
derbere Speiſe iſt, durch welche der feinern Empfindlichkeit der
Nerven ein gewiſſer Gegenſatz gegeben, ja auch wohl ſelbſt Ab-
bruch gethan wird. Der problematiſche Caspar Hauſer zeigte,
welche enorme abnorme Nervenreizbarkeit durch bloße pflanz-
liche Nahrung ꝛc. bewirkt werden kann. Ich ſelbſt litt einſt an
einer heftigen Lugenentzuͤndung, welche wiederholte betraͤchtliche
Blutentziehungen noͤthig machte. Zehn Tage lang aß ich gar
nichts und weitere vierzehn Tage blos Waſſerſuppen oder Reis,
Gerſte, Sago ꝛc. in Waſſer gekocht und zwar taͤglich nur einen
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