Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.und der Kerl hatte so Unrecht nicht, wenn er kurz vor seinem a) Faßreife von diverser Größe; b) dreizehn Stücke Eichenholz; c) hölzerne und zinnerne Löffel. -- Es kommt auch sonst vor, daß Leute Löffel für Speisen nehmen. -- Ferner: d) zinnerne Schnallen; e) ein Pfeifenkopf; f) ein Klappmesser; g) Fensterglas; h) item Leder; i) eine blecherne Röhre, und k) noch einige, weniger erhebliche Varia. Hofrath Huhn berichtete von einem Vielfraß in Auen- Der berühmte Wittenberger Kahle, seines außerordentli- und der Kerl hatte ſo Unrecht nicht, wenn er kurz vor ſeinem a) Faßreife von diverſer Groͤße; b) dreizehn Stuͤcke Eichenholz; c) hoͤlzerne und zinnerne Loͤffel. — Es kommt auch ſonſt vor, daß Leute Loͤffel fuͤr Speiſen nehmen. — Ferner: d) zinnerne Schnallen; e) ein Pfeifenkopf; f) ein Klappmeſſer; g) Fenſterglas; h) item Leder; i) eine blecherne Roͤhre, und k) noch einige, weniger erhebliche Varia. Hofrath Huhn berichtete von einem Vielfraß in Auen- Der beruͤhmte Wittenberger Kahle, ſeines außerordentli- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="105"/> und der Kerl hatte ſo Unrecht nicht, wenn er kurz vor ſeinem<lb/> Tode zu ſeiner Waͤrterin ſagte: <hi rendition="#aq">j’ai mille diable de choses<lb/> dans le ventre, qui font tout mon mal.</hi> Es fanden ſich darin:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a</hi>) Faßreife von diverſer Groͤße;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b</hi>) dreizehn Stuͤcke Eichenholz;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c</hi>) hoͤlzerne und zinnerne Loͤffel. — Es kommt auch<lb/> ſonſt vor, daß Leute Loͤffel fuͤr Speiſen nehmen. —<lb/> Ferner:</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d</hi>) zinnerne Schnallen;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">e</hi>) ein Pfeifenkopf;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">f</hi>) ein Klappmeſſer;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">g</hi>) Fenſterglas;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">h) item</hi> Leder;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">i</hi>) eine blecherne Roͤhre, und</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">k</hi>) noch einige, weniger erhebliche Varia.</item> </list><lb/> <p>Hofrath <hi rendition="#g">Huhn</hi> berichtete von einem Vielfraß in Auen-<lb/> heim, der Steine von der Groͤße eines Huͤhnereies, Kroͤten,<lb/> Froͤſche, Stecknadeln, Laubthaler u. andere Muͤnzen gierig ver-<lb/> ſchluckte, und wenn ſie ihn belaͤſtigten — Miſtjauche trank. (In die-<lb/> ſer moraliſchen Vorleſung darf dergleichen ſchon genannt werden.)<lb/> Dabei war er natuͤrlichen Nahrungsmitteln abgeneigt. Ganz<lb/> daſſelbe, mit buchſtaͤblichem Einſchluß eines genannten Ingre-<lb/> diens, welches nicht wiederholt werden ſoll, gilt ja auch von<lb/> der Lektuͤre der neu romantiſchen Franzoͤſiſchen Schule.</p><lb/> <p>Der beruͤhmte Wittenberger <hi rendition="#g">Kahle</hi>, ſeines außerordentli-<lb/> chen Appetits wegen <hi rendition="#g">Freßkahle</hi> genannt, welcher 1754 im<lb/> 79ſten Jahre ſeines Alters ſtarb, fraß zum Fruͤhſtuͤck ein Span-<lb/> ferkel mit Haut u. Haaren, und dieß that einem Mittagsmahl,<lb/> welches aus einem Hammel mit Fell und Knochen beſtand,<lb/> nicht den geringſten Abbruch. Kein Mondſcheindichter haͤtte<lb/> einen erwuͤnſchteren Leſer finden koͤnnen, als ihn. Ratten,<lb/> Maͤuſe und Eulen waren fuͤr ihn wahre Leckerbiſſen. Ja er<lb/> fraß die Speiſen mit den irdenen Schuͤſſeln, verſchlang den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0119]
und der Kerl hatte ſo Unrecht nicht, wenn er kurz vor ſeinem
Tode zu ſeiner Waͤrterin ſagte: j’ai mille diable de choses
dans le ventre, qui font tout mon mal. Es fanden ſich darin:
a) Faßreife von diverſer Groͤße;
b) dreizehn Stuͤcke Eichenholz;
c) hoͤlzerne und zinnerne Loͤffel. — Es kommt auch
ſonſt vor, daß Leute Loͤffel fuͤr Speiſen nehmen. —
Ferner:
d) zinnerne Schnallen;
e) ein Pfeifenkopf;
f) ein Klappmeſſer;
g) Fenſterglas;
h) item Leder;
i) eine blecherne Roͤhre, und
k) noch einige, weniger erhebliche Varia.
Hofrath Huhn berichtete von einem Vielfraß in Auen-
heim, der Steine von der Groͤße eines Huͤhnereies, Kroͤten,
Froͤſche, Stecknadeln, Laubthaler u. andere Muͤnzen gierig ver-
ſchluckte, und wenn ſie ihn belaͤſtigten — Miſtjauche trank. (In die-
ſer moraliſchen Vorleſung darf dergleichen ſchon genannt werden.)
Dabei war er natuͤrlichen Nahrungsmitteln abgeneigt. Ganz
daſſelbe, mit buchſtaͤblichem Einſchluß eines genannten Ingre-
diens, welches nicht wiederholt werden ſoll, gilt ja auch von
der Lektuͤre der neu romantiſchen Franzoͤſiſchen Schule.
Der beruͤhmte Wittenberger Kahle, ſeines außerordentli-
chen Appetits wegen Freßkahle genannt, welcher 1754 im
79ſten Jahre ſeines Alters ſtarb, fraß zum Fruͤhſtuͤck ein Span-
ferkel mit Haut u. Haaren, und dieß that einem Mittagsmahl,
welches aus einem Hammel mit Fell und Knochen beſtand,
nicht den geringſten Abbruch. Kein Mondſcheindichter haͤtte
einen erwuͤnſchteren Leſer finden koͤnnen, als ihn. Ratten,
Maͤuſe und Eulen waren fuͤr ihn wahre Leckerbiſſen. Ja er
fraß die Speiſen mit den irdenen Schuͤſſeln, verſchlang den
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Zitationshilfe: | Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/119>, abgerufen am 16.02.2025. |