Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.ihrer Ottomane ausgestreckt, das Haar in zwei hängen¬ "Was, Fenitschka, -- du bist krank?" fragte er beim Sie schüttelte den Kopf. "Bin nicht krank. Möchte nur dafür gelten. Möglich, daß sie nicht krank war, aber sie sah ganz "Ja, sie ist jetzt ganz besonders neugierig und mi߬ "Aber dann darfst du hier doch nicht bleiben! Den "Ich war unvorsichtig. -- -- ,Er' ist einigemal "Das hättest du schon lieber vermeiden sollen," Sie zuckte die Achseln. ihrer Ottomane ausgeſtreckt, das Haar in zwei hängen¬ „Was, Fenitſchka, — du biſt krank?“ fragte er beim Sie ſchüttelte den Kopf. „Bin nicht krank. Möchte nur dafür gelten. Möglich, daß ſie nicht krank war, aber ſie ſah ganz „Ja, ſie iſt jetzt ganz beſonders neugierig und mi߬ „Aber dann darfſt du hier doch nicht bleiben! Den „Ich war unvorſichtig. — — ,Er' iſt einigemal „Das hätteſt du ſchon lieber vermeiden ſollen,“ Sie zuckte die Achſeln. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="88"/><fw type="pageNum" place="top">— 88 —<lb/></fw>ihrer Ottomane ausgeſtreckt, das Haar in zwei hängen¬<lb/> den Flechten und die Hände hoch über dem Kopf ver¬<lb/> ſchränkt.</p><lb/> <p>„Was, Fenitſchka, — du biſt krank?“ fragte er beim<lb/> Eintreten und kam zu ihr.</p><lb/> <p>Sie ſchüttelte den Kopf.</p><lb/> <p>„Bin nicht krank. Möchte nur dafür gelten.<lb/> Menſchen ſehen, ausgehn, ausfahren, iſt mir jetzt un¬<lb/> leidlich, — nein, unmöglich. Ich danke dir aber, daß<lb/> du da biſt.“</p><lb/> <p>Möglich, daß ſie nicht krank war, aber ſie ſah ganz<lb/> ſo aus. Selbſt in dieſer künſtlichen Dämmerung ſah ſie<lb/> blaß und erſchöpft aus, und unter ihren Augen zogen<lb/> ſich tiefe Schatten. „Fenitſchka,“ bemerkte er, indem er<lb/> einen Stuhl zu ihr heranzog, „mir öffnete vorhin deine<lb/> Wirtin die Thür, — widerwärtig ſchaute das Frauen¬<lb/> zimmer heraus, — wie das ſchönſte Exemplar von einem<lb/> Spion. Iſt es dir nicht aufgefallen?“</p><lb/> <p>„Ja, ſie iſt jetzt ganz beſonders neugierig und mi߬<lb/> trauiſch geworden. Sie achtet darauf, wer zu mir kommt.<lb/> — — Wenn jetzt ein Klatſch entſteht, ſo entſteht er von<lb/> hier aus. Ich habe ſelbſt ſchuld dran.“</p><lb/> <p>„Aber dann darfſt du hier doch nicht bleiben! Den<lb/> Hals umdrehen werd ich der Kanaille! Seit wann iſt<lb/> es denn?“</p><lb/> <p>„Ich war unvorſichtig. — — ,Er' iſt einigemal<lb/> hier geweſen,“ entgegnete Fenia apathiſch.</p><lb/> <p>„Das hätteſt du ſchon lieber vermeiden ſollen,“<lb/> ſagte er beſorgt, „warum auch grade hier?“</p><lb/> <p>Sie zuckte die Achſeln.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0092]
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ihrer Ottomane ausgeſtreckt, das Haar in zwei hängen¬
den Flechten und die Hände hoch über dem Kopf ver¬
ſchränkt.
„Was, Fenitſchka, — du biſt krank?“ fragte er beim
Eintreten und kam zu ihr.
Sie ſchüttelte den Kopf.
„Bin nicht krank. Möchte nur dafür gelten.
Menſchen ſehen, ausgehn, ausfahren, iſt mir jetzt un¬
leidlich, — nein, unmöglich. Ich danke dir aber, daß
du da biſt.“
Möglich, daß ſie nicht krank war, aber ſie ſah ganz
ſo aus. Selbſt in dieſer künſtlichen Dämmerung ſah ſie
blaß und erſchöpft aus, und unter ihren Augen zogen
ſich tiefe Schatten. „Fenitſchka,“ bemerkte er, indem er
einen Stuhl zu ihr heranzog, „mir öffnete vorhin deine
Wirtin die Thür, — widerwärtig ſchaute das Frauen¬
zimmer heraus, — wie das ſchönſte Exemplar von einem
Spion. Iſt es dir nicht aufgefallen?“
„Ja, ſie iſt jetzt ganz beſonders neugierig und mi߬
trauiſch geworden. Sie achtet darauf, wer zu mir kommt.
— — Wenn jetzt ein Klatſch entſteht, ſo entſteht er von
hier aus. Ich habe ſelbſt ſchuld dran.“
„Aber dann darfſt du hier doch nicht bleiben! Den
Hals umdrehen werd ich der Kanaille! Seit wann iſt
es denn?“
„Ich war unvorſichtig. — — ,Er' iſt einigemal
hier geweſen,“ entgegnete Fenia apathiſch.
„Das hätteſt du ſchon lieber vermeiden ſollen,“
ſagte er beſorgt, „warum auch grade hier?“
Sie zuckte die Achſeln.
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