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Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ich war entschlossen, das Bild zu retten, sollt' es mein Leben kosten.

Das Haus wimmelte von Soldaten in halbzerrissener Uniform, von verwildertem Aussehen. Fluchend waren sie beschäftigt, Schränke und Kommoden aufzuschlagen und zu durchwühlen.

Ich gelangte, ohne beachtet zu werden, bis in das Zimmer des Fräuleins, wo das Porträt über ihrem Bette hing. Zwei der Marodeurs wühlten in dem erbrochenen Secretär und starrten mich verwundert an, als ich mit einem Sprunge das Bild vom Nagel riß und damit forteilen wollte. Ein in diesem Augenblick eintretender Soldat versperrte mir den Ausgang, während die beiden in dem Zimmer beschäftigten auf mich losstürzten und mir das Bild entrissen. Es ist etwas von Werth darin! rief der Eine in französischer Sprache, indem er es untersuchte. Wer seid Ihr? wo habt Ihr das Geld versteckt? donnerte mich der Andre an, mich an der Brust packend.

Hört mich! rief ich in ihrer Sprache, ihr sollt Alles erfahren! Aber verschont das Bild. --

Es steckt nichts darin, versetzte Der, welcher es untersucht hatte, indem er es gegen das Licht hielt. Das ist ein Officier! fügte er hinzu, den Kopf betrachtend.

Es ist ein Officier, versetzte ich; er schläft auf dem Felde von Borodino bei so vielen eurer Brüder!

Bei Borodino, ah! rief der zuletzt eingetretene Krieger, ein graubärtiger Sappeur; ich war dort.

Er kämpfte unter den Fahnen eurer Feinde, fuhr ich fort; es war für die Freiheit seines Landes, und er starb als braver Soldat. Das Bild ist das einzige Andenken, welches seiner Tochter -- einer armen Waise von ihm geblieben. Sie erwartet von den Soldaten der großen Armee, daß sie ihr dieses einzige Erbtheil nicht entreißen werden.

Das Wort schien zu wirken; die Soldaten sahen

ich war entschlossen, das Bild zu retten, sollt' es mein Leben kosten.

Das Haus wimmelte von Soldaten in halbzerrissener Uniform, von verwildertem Aussehen. Fluchend waren sie beschäftigt, Schränke und Kommoden aufzuschlagen und zu durchwühlen.

Ich gelangte, ohne beachtet zu werden, bis in das Zimmer des Fräuleins, wo das Porträt über ihrem Bette hing. Zwei der Marodeurs wühlten in dem erbrochenen Secretär und starrten mich verwundert an, als ich mit einem Sprunge das Bild vom Nagel riß und damit forteilen wollte. Ein in diesem Augenblick eintretender Soldat versperrte mir den Ausgang, während die beiden in dem Zimmer beschäftigten auf mich losstürzten und mir das Bild entrissen. Es ist etwas von Werth darin! rief der Eine in französischer Sprache, indem er es untersuchte. Wer seid Ihr? wo habt Ihr das Geld versteckt? donnerte mich der Andre an, mich an der Brust packend.

Hört mich! rief ich in ihrer Sprache, ihr sollt Alles erfahren! Aber verschont das Bild. —

Es steckt nichts darin, versetzte Der, welcher es untersucht hatte, indem er es gegen das Licht hielt. Das ist ein Officier! fügte er hinzu, den Kopf betrachtend.

Es ist ein Officier, versetzte ich; er schläft auf dem Felde von Borodino bei so vielen eurer Brüder!

Bei Borodino, ah! rief der zuletzt eingetretene Krieger, ein graubärtiger Sappeur; ich war dort.

Er kämpfte unter den Fahnen eurer Feinde, fuhr ich fort; es war für die Freiheit seines Landes, und er starb als braver Soldat. Das Bild ist das einzige Andenken, welches seiner Tochter — einer armen Waise von ihm geblieben. Sie erwartet von den Soldaten der großen Armee, daß sie ihr dieses einzige Erbtheil nicht entreißen werden.

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[0058] ich war entschlossen, das Bild zu retten, sollt' es mein Leben kosten. Das Haus wimmelte von Soldaten in halbzerrissener Uniform, von verwildertem Aussehen. Fluchend waren sie beschäftigt, Schränke und Kommoden aufzuschlagen und zu durchwühlen. Ich gelangte, ohne beachtet zu werden, bis in das Zimmer des Fräuleins, wo das Porträt über ihrem Bette hing. Zwei der Marodeurs wühlten in dem erbrochenen Secretär und starrten mich verwundert an, als ich mit einem Sprunge das Bild vom Nagel riß und damit forteilen wollte. Ein in diesem Augenblick eintretender Soldat versperrte mir den Ausgang, während die beiden in dem Zimmer beschäftigten auf mich losstürzten und mir das Bild entrissen. Es ist etwas von Werth darin! rief der Eine in französischer Sprache, indem er es untersuchte. Wer seid Ihr? wo habt Ihr das Geld versteckt? donnerte mich der Andre an, mich an der Brust packend. Hört mich! rief ich in ihrer Sprache, ihr sollt Alles erfahren! Aber verschont das Bild. — Es steckt nichts darin, versetzte Der, welcher es untersucht hatte, indem er es gegen das Licht hielt. Das ist ein Officier! fügte er hinzu, den Kopf betrachtend. Es ist ein Officier, versetzte ich; er schläft auf dem Felde von Borodino bei so vielen eurer Brüder! Bei Borodino, ah! rief der zuletzt eingetretene Krieger, ein graubärtiger Sappeur; ich war dort. Er kämpfte unter den Fahnen eurer Feinde, fuhr ich fort; es war für die Freiheit seines Landes, und er starb als braver Soldat. Das Bild ist das einzige Andenken, welches seiner Tochter — einer armen Waise von ihm geblieben. Sie erwartet von den Soldaten der großen Armee, daß sie ihr dieses einzige Erbtheil nicht entreißen werden. Das Wort schien zu wirken; die Soldaten sahen

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Zitationshilfe: Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andolt_nacht_1910/58>, abgerufen am 24.11.2024.