Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Secretionserscheinungen in den Zellen.
Klarheit schaffen. Derselbe Process, welcher bei den Harder
schen Drüsen in dem Raum einer einzelnen Zelle abläuft, er¬
streckt sich bei diesen Bürzeldrüsen augenscheinlich auf mehrere
Zellen.

In allen diesen Organen beobachten wir analoge Erschei¬
nungen. Die Substanz der Zellen ist nach der Behandlung mit
dem Osmiumgemisch, nach der Einbettung in Paraffin und nach
der differenzirten Färbung mit Säurefuchsin netzförmig ausge¬
spart. Die Maschen des Netzwerkes sind rundlich und regel¬
mässig angeordnet; sie erscheinen nach der angegebenen Be¬
handlung leer, während die sie umgebende Substanz mehr
weniger reich mit rothen Granulis erfüllt ist.

Zerzupft man ein Stückchen von einer dieser Drüsen frisch
in Kochsalzlösung, so erscheint dieselbe bald milchig, indem
eine grosse Zahl von Kügelchen sich frei in ihr suspendiren.
Diese Kügelchen sind stark lichtbrechend und machen völlig
den Eindruck von Milchkügelchen. In ihrer Grösse stimmen
sie mit den rundlichen Lücken überein, welche von dem Netz¬
werk der Drüsenzellen eingeschlossen sind, so dass man z. B.,
wenn die weisse Abtheilung der Harder'schen Drüse des Kanin¬
chens zerzupft wird, sehr kleine Kügelchen erhält, aus der röth¬
lichen Abtheilung aber entsprechend grössere.

Hat man eine von jenen Drüsen in Alkohol gehärtet, so
findet man die Kügelchen nicht mehr vor, wenigstens ist die¬
jenige Substanz, welche ihre starke Lichtbrechung bedingt, ent¬
fernt; sie sind also zum mindesten mit einem Theil ihrer Sub¬
stanz in Alkohol löslich.

Nach der 24stündigen Einwirkung des Osmiumgemisches
zeigen sich die Kügelchen nicht geschwärzt, sondern nur schwach
grau gefärbt; auch dann noch sind sie in Alkohol und Xylol,
wenigstens mit einem Theil ihrer Substanz, löslich, denn nach
der Einbettung in Paraffin sind an den Balsampräparaten die
Lücken, in welchen sie gelegen haben, scheinbar leer, wie die
angeführten Abbildungen zeigen. Um sich hiervon noch ein¬
gehender zu überzeugen, ist es nützlich, dünne Paraffinschnitte
nach dem Auswaschen mit Xylol und Alkohol in Alkohol oder
Wasser eingelegt zu untersuchen; das Substanznetz der Zell¬
körper zeigt sich dann als das einzige positiv Brechende.

Die Secretionserscheinungen in den Zellen.
Klarheit schaffen. Derselbe Process, welcher bei den Harder
schen Drüsen in dem Raum einer einzelnen Zelle abläuft, er¬
streckt sich bei diesen Bürzeldrüsen augenscheinlich auf mehrere
Zellen.

In allen diesen Organen beobachten wir analoge Erschei¬
nungen. Die Substanz der Zellen ist nach der Behandlung mit
dem Osmiumgemisch, nach der Einbettung in Paraffin und nach
der differenzirten Färbung mit Säurefuchsin netzförmig ausge¬
spart. Die Maschen des Netzwerkes sind rundlich und regel¬
mässig angeordnet; sie erscheinen nach der angegebenen Be¬
handlung leer, während die sie umgebende Substanz mehr
weniger reich mit rothen Granulis erfüllt ist.

Zerzupft man ein Stückchen von einer dieser Drüsen frisch
in Kochsalzlösung, so erscheint dieselbe bald milchig, indem
eine grosse Zahl von Kügelchen sich frei in ihr suspendiren.
Diese Kügelchen sind stark lichtbrechend und machen völlig
den Eindruck von Milchkügelchen. In ihrer Grösse stimmen
sie mit den rundlichen Lücken überein, welche von dem Netz¬
werk der Drüsenzellen eingeschlossen sind, so dass man z. B.,
wenn die weisse Abtheilung der Harder'schen Drüse des Kanin¬
chens zerzupft wird, sehr kleine Kügelchen erhält, aus der röth¬
lichen Abtheilung aber entsprechend grössere.

Hat man eine von jenen Drüsen in Alkohol gehärtet, so
findet man die Kügelchen nicht mehr vor, wenigstens ist die¬
jenige Substanz, welche ihre starke Lichtbrechung bedingt, ent¬
fernt; sie sind also zum mindesten mit einem Theil ihrer Sub¬
stanz in Alkohol löslich.

Nach der 24stündigen Einwirkung des Osmiumgemisches
zeigen sich die Kügelchen nicht geschwärzt, sondern nur schwach
grau gefärbt; auch dann noch sind sie in Alkohol und Xylol,
wenigstens mit einem Theil ihrer Substanz, löslich, denn nach
der Einbettung in Paraffin sind an den Balsampräparaten die
Lücken, in welchen sie gelegen haben, scheinbar leer, wie die
angeführten Abbildungen zeigen. Um sich hiervon noch ein¬
gehender zu überzeugen, ist es nützlich, dünne Paraffinschnitte
nach dem Auswaschen mit Xylol und Alkohol in Alkohol oder
Wasser eingelegt zu untersuchen; das Substanznetz der Zell¬
körper zeigt sich dann als das einzige positiv Brechende.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0121" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Die Secretionserscheinungen in den Zellen</hi>.<lb/></fw> Klarheit schaffen. Derselbe Process, welcher bei den <hi rendition="#k">Harder</hi><lb/>
schen Drüsen in dem Raum einer einzelnen Zelle abläuft, er¬<lb/>
streckt sich bei diesen Bürzeldrüsen augenscheinlich auf mehrere<lb/>
Zellen.</p><lb/>
        <p>In allen diesen Organen beobachten wir analoge Erschei¬<lb/>
nungen. Die Substanz der Zellen ist nach der Behandlung mit<lb/>
dem Osmiumgemisch, nach der Einbettung in Paraffin und nach<lb/>
der differenzirten Färbung mit Säurefuchsin netzförmig ausge¬<lb/>
spart. Die Maschen des Netzwerkes sind rundlich und regel¬<lb/>
mässig angeordnet; sie erscheinen nach der angegebenen Be¬<lb/>
handlung leer, während die sie umgebende Substanz mehr<lb/>
weniger reich mit rothen Granulis erfüllt ist.</p><lb/>
        <p>Zerzupft man ein Stückchen von einer dieser Drüsen frisch<lb/>
in Kochsalzlösung, so erscheint dieselbe bald milchig, indem<lb/>
eine grosse Zahl von Kügelchen sich frei in ihr suspendiren.<lb/>
Diese Kügelchen sind stark lichtbrechend und machen völlig<lb/>
den Eindruck von Milchkügelchen. In ihrer Grösse stimmen<lb/>
sie mit den rundlichen Lücken überein, welche von dem Netz¬<lb/>
werk der Drüsenzellen eingeschlossen sind, so dass man z. B.,<lb/>
wenn die weisse Abtheilung der <hi rendition="#k">Harder</hi>'schen Drüse des Kanin¬<lb/>
chens zerzupft wird, sehr kleine Kügelchen erhält, aus der röth¬<lb/>
lichen Abtheilung aber entsprechend grössere.</p><lb/>
        <p>Hat man eine von jenen Drüsen in Alkohol gehärtet, so<lb/>
findet man die Kügelchen nicht mehr vor, wenigstens ist die¬<lb/>
jenige Substanz, welche ihre starke Lichtbrechung bedingt, ent¬<lb/>
fernt; sie sind also zum mindesten mit einem Theil ihrer Sub¬<lb/>
stanz in Alkohol löslich.</p><lb/>
        <p>Nach der 24stündigen Einwirkung des Osmiumgemisches<lb/>
zeigen sich die Kügelchen nicht geschwärzt, sondern nur schwach<lb/>
grau gefärbt; auch dann noch sind sie in Alkohol und Xylol,<lb/>
wenigstens mit einem Theil ihrer Substanz, löslich, denn nach<lb/>
der Einbettung in Paraffin sind an den Balsampräparaten die<lb/>
Lücken, in welchen sie gelegen haben, scheinbar leer, wie die<lb/>
angeführten Abbildungen zeigen. Um sich hiervon noch ein¬<lb/>
gehender zu überzeugen, ist es nützlich, dünne Paraffinschnitte<lb/>
nach dem Auswaschen mit Xylol und Alkohol in Alkohol oder<lb/>
Wasser eingelegt zu untersuchen; das Substanznetz der Zell¬<lb/>
körper zeigt sich dann als das einzige positiv Brechende.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0121] Die Secretionserscheinungen in den Zellen. Klarheit schaffen. Derselbe Process, welcher bei den Harder'¬ schen Drüsen in dem Raum einer einzelnen Zelle abläuft, er¬ streckt sich bei diesen Bürzeldrüsen augenscheinlich auf mehrere Zellen. In allen diesen Organen beobachten wir analoge Erschei¬ nungen. Die Substanz der Zellen ist nach der Behandlung mit dem Osmiumgemisch, nach der Einbettung in Paraffin und nach der differenzirten Färbung mit Säurefuchsin netzförmig ausge¬ spart. Die Maschen des Netzwerkes sind rundlich und regel¬ mässig angeordnet; sie erscheinen nach der angegebenen Be¬ handlung leer, während die sie umgebende Substanz mehr weniger reich mit rothen Granulis erfüllt ist. Zerzupft man ein Stückchen von einer dieser Drüsen frisch in Kochsalzlösung, so erscheint dieselbe bald milchig, indem eine grosse Zahl von Kügelchen sich frei in ihr suspendiren. Diese Kügelchen sind stark lichtbrechend und machen völlig den Eindruck von Milchkügelchen. In ihrer Grösse stimmen sie mit den rundlichen Lücken überein, welche von dem Netz¬ werk der Drüsenzellen eingeschlossen sind, so dass man z. B., wenn die weisse Abtheilung der Harder'schen Drüse des Kanin¬ chens zerzupft wird, sehr kleine Kügelchen erhält, aus der röth¬ lichen Abtheilung aber entsprechend grössere. Hat man eine von jenen Drüsen in Alkohol gehärtet, so findet man die Kügelchen nicht mehr vor, wenigstens ist die¬ jenige Substanz, welche ihre starke Lichtbrechung bedingt, ent¬ fernt; sie sind also zum mindesten mit einem Theil ihrer Sub¬ stanz in Alkohol löslich. Nach der 24stündigen Einwirkung des Osmiumgemisches zeigen sich die Kügelchen nicht geschwärzt, sondern nur schwach grau gefärbt; auch dann noch sind sie in Alkohol und Xylol, wenigstens mit einem Theil ihrer Substanz, löslich, denn nach der Einbettung in Paraffin sind an den Balsampräparaten die Lücken, in welchen sie gelegen haben, scheinbar leer, wie die angeführten Abbildungen zeigen. Um sich hiervon noch ein¬ gehender zu überzeugen, ist es nützlich, dünne Paraffinschnitte nach dem Auswaschen mit Xylol und Alkohol in Alkohol oder Wasser eingelegt zu untersuchen; das Substanznetz der Zell¬ körper zeigt sich dann als das einzige positiv Brechende.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/121
Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/121>, abgerufen am 24.11.2024.