Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Secretionserscheinungen in den Zellen.

Aus der starken Lichtbrechung der Kügelchen, aus ihrer
Löslichkeit in Alkohol und Xylol und aus ihrer Unlöslichkeit
in Wasser resp. Kochsalzlösung lässt sich vermuthen, dass wir
es hier mit einem Fettsäurederivat zu thun haben. Von den
Milchkügelchen und den Talgdrüsenkörnern unterscheiden sie
sich allerdings durch die mangelnde Reduction der Osmiumsäure.

Um hier einen Anhalt zu gewinnen, habe ich die verschie¬
denen Fettsäurederivate auf ihr Verhalten gegenüber der Os¬
miumsäure geprüft. Für diesen Zweck wurden kleine Stückchen
Fliesspapier mit Olivenöl, Oelsäure, Lecithin, Jecorin und Seife
getränkt, so dass nur minimale Mengen dieser Körper in Frage
kamen, und die Papierstückchen dann in zweiprocentige Lösung
der reinen Osmiumsäure oder des Gemisches derselben mit Ka¬
liumbichromat gelegt, oder endlich noch eine Ansäuerung der
Lösungen mit Essigsäure oder Salzsäure vorgenommen.

Dann wurde noch eine zweite Versuchsreihe vorgenommen,
bei welcher kleine Quantitäten der Emulsionen von Oelsäure,
Palmitinsäure, Stearinsäure und den Triglyceriden derselben
direkt mit einem grossen Ueberschuss einer zweiprocentigen
Ueberosmiumsäurelösung gemischt wurden. Die Emulsion wurde
bei der Oelsäure so hergestellt, dass eine alkoholische Lösung
derselben mit Wasser gefällt wurde; bei dem Olein wurde ein
säurehaltiges Präparat durch Zusatz von kohlensaurem Natron
in Wasser emulgirt; die anderen Säuren und Glyceride wurden
erst mit wenig Alkohol auf das Feinste verrieben und dann in
Wasser aufgeschlemmt.

Bei allen diesen Versuchen, bei denen die energische Os¬
miumwirkung mindestens 6 Stunden andauerte, zeigte es sich,
dass nur die Oelsäure und das Olein durch das Osmium ge¬
schwärzt wurden. Makroskopisch traten zwar auch besonders
bei den anderen Emulsionen Schwärzungen auf, welche aber
bei mikroskopischer Untersuchung sich nur durch leichte Grau¬
färbung der suspendirten Partikelchen veranlasst zeigten. Auch
das ölsaure Natron wurde nur dann geschwärzt, wenn durch
Zusatz von Säure zur Osmiumlösung die Oelsäure frei gemacht
wurde. Das Osmium ist mithin nicht ein Reagens auf
Fette im Allgemeinen
, sondern nur auf freie Oelsäure
und Olein
.

Die Secretionserscheinungen in den Zellen.

Aus der starken Lichtbrechung der Kügelchen, aus ihrer
Löslichkeit in Alkohol und Xylol und aus ihrer Unlöslichkeit
in Wasser resp. Kochsalzlösung lässt sich vermuthen, dass wir
es hier mit einem Fettsäurederivat zu thun haben. Von den
Milchkügelchen und den Talgdrüsenkörnern unterscheiden sie
sich allerdings durch die mangelnde Reduction der Osmiumsäure.

Um hier einen Anhalt zu gewinnen, habe ich die verschie¬
denen Fettsäurederivate auf ihr Verhalten gegenüber der Os¬
miumsäure geprüft. Für diesen Zweck wurden kleine Stückchen
Fliesspapier mit Olivenöl, Oelsäure, Lecithin, Jecorin und Seife
getränkt, so dass nur minimale Mengen dieser Körper in Frage
kamen, und die Papierstückchen dann in zweiprocentige Lösung
der reinen Osmiumsäure oder des Gemisches derselben mit Ka¬
liumbichromat gelegt, oder endlich noch eine Ansäuerung der
Lösungen mit Essigsäure oder Salzsäure vorgenommen.

Dann wurde noch eine zweite Versuchsreihe vorgenommen,
bei welcher kleine Quantitäten der Emulsionen von Oelsäure,
Palmitinsäure, Stearinsäure und den Triglyceriden derselben
direkt mit einem grossen Ueberschuss einer zweiprocentigen
Ueberosmiumsäurelösung gemischt wurden. Die Emulsion wurde
bei der Oelsäure so hergestellt, dass eine alkoholische Lösung
derselben mit Wasser gefällt wurde; bei dem Olein wurde ein
säurehaltiges Präparat durch Zusatz von kohlensaurem Natron
in Wasser emulgirt; die anderen Säuren und Glyceride wurden
erst mit wenig Alkohol auf das Feinste verrieben und dann in
Wasser aufgeschlemmt.

Bei allen diesen Versuchen, bei denen die energische Os¬
miumwirkung mindestens 6 Stunden andauerte, zeigte es sich,
dass nur die Oelsäure und das Olein durch das Osmium ge¬
schwärzt wurden. Makroskopisch traten zwar auch besonders
bei den anderen Emulsionen Schwärzungen auf, welche aber
bei mikroskopischer Untersuchung sich nur durch leichte Grau¬
färbung der suspendirten Partikelchen veranlasst zeigten. Auch
das ölsaure Natron wurde nur dann geschwärzt, wenn durch
Zusatz von Säure zur Osmiumlösung die Oelsäure frei gemacht
wurde. Das Osmium ist mithin nicht ein Reagens auf
Fette im Allgemeinen
, sondern nur auf freie Oelsäure
und Olein
.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0122" n="106"/>
        <fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Die Secretionserscheinungen in den Zellen</hi>.<lb/></fw>
        <p>Aus der starken Lichtbrechung der Kügelchen, aus ihrer<lb/>
Löslichkeit in Alkohol und Xylol und aus ihrer Unlöslichkeit<lb/>
in Wasser resp. Kochsalzlösung lässt sich vermuthen, dass wir<lb/>
es hier mit einem Fettsäurederivat zu thun haben. Von den<lb/>
Milchkügelchen und den Talgdrüsenkörnern unterscheiden sie<lb/>
sich allerdings durch die mangelnde Reduction der Osmiumsäure.</p><lb/>
        <p>Um hier einen Anhalt zu gewinnen, habe ich die verschie¬<lb/>
denen Fettsäurederivate auf ihr Verhalten gegenüber der Os¬<lb/>
miumsäure geprüft. Für diesen Zweck wurden kleine Stückchen<lb/>
Fliesspapier mit Olivenöl, Oelsäure, Lecithin, Jecorin und Seife<lb/>
getränkt, so dass nur minimale Mengen dieser Körper in Frage<lb/>
kamen, und die Papierstückchen dann in zweiprocentige Lösung<lb/>
der reinen Osmiumsäure oder des Gemisches derselben mit Ka¬<lb/>
liumbichromat gelegt, oder endlich noch eine Ansäuerung der<lb/>
Lösungen mit Essigsäure oder Salzsäure vorgenommen.</p><lb/>
        <p>Dann wurde noch eine zweite Versuchsreihe vorgenommen,<lb/>
bei welcher <hi rendition="#g">kleine</hi> Quantitäten der Emulsionen von Oelsäure,<lb/>
Palmitinsäure, Stearinsäure und den Triglyceriden derselben<lb/>
direkt mit einem grossen Ueberschuss einer zweiprocentigen<lb/>
Ueberosmiumsäurelösung gemischt wurden. Die Emulsion wurde<lb/>
bei der Oelsäure so hergestellt, dass eine alkoholische Lösung<lb/>
derselben mit Wasser gefällt wurde; bei dem Olein wurde ein<lb/>
säurehaltiges Präparat durch Zusatz von kohlensaurem Natron<lb/>
in Wasser emulgirt; die anderen Säuren und Glyceride wurden<lb/>
erst mit wenig Alkohol auf das Feinste verrieben und dann in<lb/>
Wasser aufgeschlemmt.</p><lb/>
        <p>Bei allen diesen Versuchen, bei denen die energische Os¬<lb/>
miumwirkung mindestens 6 Stunden andauerte, zeigte es sich,<lb/>
dass nur die Oelsäure und das Olein durch das Osmium ge¬<lb/>
schwärzt wurden. Makroskopisch traten zwar auch besonders<lb/>
bei den anderen Emulsionen Schwärzungen auf, welche aber<lb/>
bei mikroskopischer Untersuchung sich nur durch leichte Grau¬<lb/>
färbung der suspendirten Partikelchen veranlasst zeigten. Auch<lb/>
das ölsaure Natron wurde nur dann geschwärzt, wenn durch<lb/>
Zusatz von Säure zur Osmiumlösung die Oelsäure frei gemacht<lb/>
wurde. <hi rendition="#g">Das Osmium ist mithin nicht ein Reagens auf<lb/>
Fette im Allgemeinen</hi>, <hi rendition="#g">sondern nur auf freie Oelsäure<lb/>
und Olein</hi>.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0122] Die Secretionserscheinungen in den Zellen. Aus der starken Lichtbrechung der Kügelchen, aus ihrer Löslichkeit in Alkohol und Xylol und aus ihrer Unlöslichkeit in Wasser resp. Kochsalzlösung lässt sich vermuthen, dass wir es hier mit einem Fettsäurederivat zu thun haben. Von den Milchkügelchen und den Talgdrüsenkörnern unterscheiden sie sich allerdings durch die mangelnde Reduction der Osmiumsäure. Um hier einen Anhalt zu gewinnen, habe ich die verschie¬ denen Fettsäurederivate auf ihr Verhalten gegenüber der Os¬ miumsäure geprüft. Für diesen Zweck wurden kleine Stückchen Fliesspapier mit Olivenöl, Oelsäure, Lecithin, Jecorin und Seife getränkt, so dass nur minimale Mengen dieser Körper in Frage kamen, und die Papierstückchen dann in zweiprocentige Lösung der reinen Osmiumsäure oder des Gemisches derselben mit Ka¬ liumbichromat gelegt, oder endlich noch eine Ansäuerung der Lösungen mit Essigsäure oder Salzsäure vorgenommen. Dann wurde noch eine zweite Versuchsreihe vorgenommen, bei welcher kleine Quantitäten der Emulsionen von Oelsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure und den Triglyceriden derselben direkt mit einem grossen Ueberschuss einer zweiprocentigen Ueberosmiumsäurelösung gemischt wurden. Die Emulsion wurde bei der Oelsäure so hergestellt, dass eine alkoholische Lösung derselben mit Wasser gefällt wurde; bei dem Olein wurde ein säurehaltiges Präparat durch Zusatz von kohlensaurem Natron in Wasser emulgirt; die anderen Säuren und Glyceride wurden erst mit wenig Alkohol auf das Feinste verrieben und dann in Wasser aufgeschlemmt. Bei allen diesen Versuchen, bei denen die energische Os¬ miumwirkung mindestens 6 Stunden andauerte, zeigte es sich, dass nur die Oelsäure und das Olein durch das Osmium ge¬ schwärzt wurden. Makroskopisch traten zwar auch besonders bei den anderen Emulsionen Schwärzungen auf, welche aber bei mikroskopischer Untersuchung sich nur durch leichte Grau¬ färbung der suspendirten Partikelchen veranlasst zeigten. Auch das ölsaure Natron wurde nur dann geschwärzt, wenn durch Zusatz von Säure zur Osmiumlösung die Oelsäure frei gemacht wurde. Das Osmium ist mithin nicht ein Reagens auf Fette im Allgemeinen, sondern nur auf freie Oelsäure und Olein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/122
Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/122>, abgerufen am 28.03.2024.