Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Dank anregen würde, so war er getäuscht. Mit derselben Unbefangenheit und Gleichgültigkeit, wie bisher, ging er darauf ein. Die Beschaffenheit des Landes, welches sie betraten, führte auf dessen politische Lage und das europäische Welttheater, welches um wenig Jahre zuvor zwei seiner größten Heldenspieler, Czar Peter und der Schwede Karl, verlassen hatten. Wider Absicht ließ sich der Freiherr verleiten, seine düsteren Ansichten auszusprechen, und schloß mit der Versicherung: Die Welt geht rückwärts. Der Andere lachte: Umgekehrt, vorwärts! Zurück bleibt nur, wer den Muth verliert, vorzurücken. Aergerlich fuhr Jener fort: Alle Thaten haben ihren Kreislauf. So geht's mit Individuen und mit Geschlechtern. Scheinbar rückt man vor, um unvermerkt, wenn der Höhepunkt erreicht ist, zum Anfange zurück zu gleiten. So endete der zwölfte Karl, so saß Peter sterbend auf seinem zusammenbrechenden Riesenbau. Kein Mensch bringt es weiter. Es kommt darauf an, wie die Menschen sind, sagte der Andere. Wie weit denkt Ihr es denn zu bringen, mein Herr Biere, oder Büre, so heißt Ihr ja wohl? Auf Namen kommt es nicht an, antwortete Dieser. Freilich, sagte Sacken, um Euren kann Euch nicht viel gelegen sein. Ihr gäbt etwas darum, wenn er in Königsberg am schwarzen Brett zurückbliebe und Ihr unterwegs einen andern fändet. Dank anregen würde, so war er getäuscht. Mit derselben Unbefangenheit und Gleichgültigkeit, wie bisher, ging er darauf ein. Die Beschaffenheit des Landes, welches sie betraten, führte auf dessen politische Lage und das europäische Welttheater, welches um wenig Jahre zuvor zwei seiner größten Heldenspieler, Czar Peter und der Schwede Karl, verlassen hatten. Wider Absicht ließ sich der Freiherr verleiten, seine düsteren Ansichten auszusprechen, und schloß mit der Versicherung: Die Welt geht rückwärts. Der Andere lachte: Umgekehrt, vorwärts! Zurück bleibt nur, wer den Muth verliert, vorzurücken. Aergerlich fuhr Jener fort: Alle Thaten haben ihren Kreislauf. So geht's mit Individuen und mit Geschlechtern. Scheinbar rückt man vor, um unvermerkt, wenn der Höhepunkt erreicht ist, zum Anfange zurück zu gleiten. So endete der zwölfte Karl, so saß Peter sterbend auf seinem zusammenbrechenden Riesenbau. Kein Mensch bringt es weiter. Es kommt darauf an, wie die Menschen sind, sagte der Andere. Wie weit denkt Ihr es denn zu bringen, mein Herr Biere, oder Büre, so heißt Ihr ja wohl? Auf Namen kommt es nicht an, antwortete Dieser. Freilich, sagte Sacken, um Euren kann Euch nicht viel gelegen sein. Ihr gäbt etwas darum, wenn er in Königsberg am schwarzen Brett zurückbliebe und Ihr unterwegs einen andern fändet. <TEI> <text> <body> <div n="4"> <p><pb facs="#f0042"/> Dank anregen würde, so war er getäuscht. Mit derselben Unbefangenheit und Gleichgültigkeit, wie bisher, ging er darauf ein. Die Beschaffenheit des Landes, welches sie betraten, führte auf dessen politische Lage und das europäische Welttheater, welches um wenig Jahre zuvor zwei seiner größten Heldenspieler, Czar Peter und der Schwede Karl, verlassen hatten. Wider Absicht ließ sich der Freiherr verleiten, seine düsteren Ansichten auszusprechen, und schloß mit der Versicherung: Die Welt geht rückwärts.</p><lb/> <p>Der Andere lachte: Umgekehrt, vorwärts! Zurück bleibt nur, wer den Muth verliert, vorzurücken.</p><lb/> <p>Aergerlich fuhr Jener fort: Alle Thaten haben ihren Kreislauf. So geht's mit Individuen und mit Geschlechtern. Scheinbar rückt man vor, um unvermerkt, wenn der Höhepunkt erreicht ist, zum Anfange zurück zu gleiten. So endete der zwölfte Karl, so saß Peter sterbend auf seinem zusammenbrechenden Riesenbau. Kein Mensch bringt es weiter.</p><lb/> <p>Es kommt darauf an, wie die Menschen sind, sagte der Andere.</p><lb/> <p>Wie weit denkt Ihr es denn zu bringen, mein Herr Biere, oder Büre, so heißt Ihr ja wohl?</p><lb/> <p>Auf Namen kommt es nicht an, antwortete Dieser.</p><lb/> <p>Freilich, sagte Sacken, um Euren kann Euch nicht viel gelegen sein. Ihr gäbt etwas darum, wenn er in Königsberg am schwarzen Brett zurückbliebe und Ihr unterwegs einen andern fändet.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Dank anregen würde, so war er getäuscht. Mit derselben Unbefangenheit und Gleichgültigkeit, wie bisher, ging er darauf ein. Die Beschaffenheit des Landes, welches sie betraten, führte auf dessen politische Lage und das europäische Welttheater, welches um wenig Jahre zuvor zwei seiner größten Heldenspieler, Czar Peter und der Schwede Karl, verlassen hatten. Wider Absicht ließ sich der Freiherr verleiten, seine düsteren Ansichten auszusprechen, und schloß mit der Versicherung: Die Welt geht rückwärts.
Der Andere lachte: Umgekehrt, vorwärts! Zurück bleibt nur, wer den Muth verliert, vorzurücken.
Aergerlich fuhr Jener fort: Alle Thaten haben ihren Kreislauf. So geht's mit Individuen und mit Geschlechtern. Scheinbar rückt man vor, um unvermerkt, wenn der Höhepunkt erreicht ist, zum Anfange zurück zu gleiten. So endete der zwölfte Karl, so saß Peter sterbend auf seinem zusammenbrechenden Riesenbau. Kein Mensch bringt es weiter.
Es kommt darauf an, wie die Menschen sind, sagte der Andere.
Wie weit denkt Ihr es denn zu bringen, mein Herr Biere, oder Büre, so heißt Ihr ja wohl?
Auf Namen kommt es nicht an, antwortete Dieser.
Freilich, sagte Sacken, um Euren kann Euch nicht viel gelegen sein. Ihr gäbt etwas darum, wenn er in Königsberg am schwarzen Brett zurückbliebe und Ihr unterwegs einen andern fändet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/42 |
Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/42>, abgerufen am 16.07.2024. |