Blasirtheit ist weder der Begeisterung noch der Ent¬ rüstung fähig. Das ihr Fluch. Im Drang nach Unterhaltung spielen sie mit Allem, was ihnen hin¬ geworfen wird, sie flattern aber auch in jedes Netz, das die Arglist ihnen stellt. Wissen Sie, welche Netze, wer sie ihnen einst stellt? Die Herrschaft die¬ ser frivolen Schwätzer, gedankenlosen Roues ist recht geeignet, den Boden zu anderer Saat weich zu machen. Ein Ekel muß doch am Ende die bessere Natur überkommen, auch die nichts Besseres weiß. Sie stürzt sich dann aus Verzweiflung in das erste Beste, was ihr vorgehalten wird. Die Versuche der Wöllner und Bischofswerder kamen nur zu früh, zu ungeschickt. Darauf ließ man die Romantiker los; junge Genies, von denen ich gern glauben will, daß sie in ihrem taumelnden Uebermuth selbst nicht wu߬ ten, an welchen Fäden sie flatterten. Diese Fäden sind abgerissen, aber der Knäuel ist noch da. Wer sieht voraus, wann er wieder neue Fäden auswirft. Friedrich, in seiner großen Schöpferkraft schwelgend, vergaß, daß es noch einen Schöpfer außer ihm, über ihm, gab. Das muß sich rächen. Den ewigen Gott haben sie zum sentimentalen Großpapa im Schlafrock gemacht. Gott läßt sein nicht spotten. Das wird, das muß einen Umschlag geben. Der kann fürch¬ terlich werden. Den Gott am Kreuze wollen diese nicht mehr anbeten, es können Andere kommen, die fordern, daß wir das Kreuz ohne den Gott anbeten. Wie nun, wenn ein langer Friede wieder die Ge¬
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Blaſirtheit iſt weder der Begeiſterung noch der Ent¬ rüſtung fähig. Das ihr Fluch. Im Drang nach Unterhaltung ſpielen ſie mit Allem, was ihnen hin¬ geworfen wird, ſie flattern aber auch in jedes Netz, das die Argliſt ihnen ſtellt. Wiſſen Sie, welche Netze, wer ſie ihnen einſt ſtellt? Die Herrſchaft die¬ ſer frivolen Schwätzer, gedankenloſen Roués iſt recht geeignet, den Boden zu anderer Saat weich zu machen. Ein Ekel muß doch am Ende die beſſere Natur überkommen, auch die nichts Beſſeres weiß. Sie ſtürzt ſich dann aus Verzweiflung in das erſte Beſte, was ihr vorgehalten wird. Die Verſuche der Wöllner und Biſchofswerder kamen nur zu früh, zu ungeſchickt. Darauf ließ man die Romantiker los; junge Genies, von denen ich gern glauben will, daß ſie in ihrem taumelnden Uebermuth ſelbſt nicht wu߬ ten, an welchen Fäden ſie flatterten. Dieſe Fäden ſind abgeriſſen, aber der Knäuel iſt noch da. Wer ſieht voraus, wann er wieder neue Fäden auswirft. Friedrich, in ſeiner großen Schöpferkraft ſchwelgend, vergaß, daß es noch einen Schöpfer außer ihm, über ihm, gab. Das muß ſich rächen. Den ewigen Gott haben ſie zum ſentimentalen Großpapa im Schlafrock gemacht. Gott läßt ſein nicht ſpotten. Das wird, das muß einen Umſchlag geben. Der kann fürch¬ terlich werden. Den Gott am Kreuze wollen dieſe nicht mehr anbeten, es können Andere kommen, die fordern, daß wir das Kreuz ohne den Gott anbeten. Wie nun, wenn ein langer Friede wieder die Ge¬
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Blaſirtheit iſt weder der Begeiſterung noch der Ent¬
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Unterhaltung ſpielen ſie mit Allem, was ihnen hin¬
geworfen wird, ſie flattern aber auch in jedes Netz,
das die Argliſt ihnen ſtellt. Wiſſen Sie, welche
Netze, wer ſie ihnen einſt ſtellt? Die Herrſchaft die¬
ſer frivolen Schwätzer, gedankenloſen Roués iſt recht
geeignet, den Boden zu anderer Saat weich zu
machen. Ein Ekel muß doch am Ende die beſſere
Natur überkommen, auch die nichts Beſſeres weiß.
Sie ſtürzt ſich dann aus Verzweiflung in das erſte
Beſte, was ihr vorgehalten wird. Die Verſuche der
Wöllner und Biſchofswerder kamen nur zu früh, zu
ungeſchickt. Darauf ließ man die Romantiker los;
junge Genies, von denen ich gern glauben will, daß
ſie in ihrem taumelnden Uebermuth ſelbſt nicht wu߬
ten, an welchen Fäden ſie flatterten. Dieſe Fäden
ſind abgeriſſen, aber der Knäuel iſt noch da. Wer
ſieht voraus, wann er wieder neue Fäden auswirft.
Friedrich, in ſeiner großen Schöpferkraft ſchwelgend,
vergaß, daß es noch einen Schöpfer außer ihm, über
ihm, gab. Das muß ſich rächen. Den ewigen Gott
haben ſie zum ſentimentalen Großpapa im Schlafrock
gemacht. Gott läßt ſein nicht ſpotten. Das wird,
das muß einen Umſchlag geben. Der kann fürch¬
terlich werden. Den Gott am Kreuze wollen dieſe
nicht mehr anbeten, es können Andere kommen, die
fordern, daß wir das Kreuz ohne den Gott anbeten.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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