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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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müther in frivole Ruhe, in läppischen Dünkel auf
die Thaten ihrer Väter eingewiegt hat, wenn da
diese Mächte wieder ihre Netze spinnen! -- Nun,
junger Freund, denken Sie sich dann diese von heut,
so gedankenlos wirthschaftend mit dem Gut des Va¬
terlandes, so die Traditionen vergeudend, den Staat
von Ehr und Ansehen, durch Jahrhunderte von den
großen Hohenzollern gesammelt, großsprecherisch und
kleinkrämerisch, mit einem Fassungsvermögen, das
nicht über heut hinausgeht, und denken Sie diese
Verwalter noch den Mantel der Tugend und Reli¬
giosität sich umhängend, und dann fragen Sie sich
selbst, ob es nicht noch schlimmer werden kann, als
es ist?"

"Es ist Geisterstunde!"

"Und Sie meinen, ich sähe Gespenster. Möglich.
Aber Rom vergißt nie die Fesseln, die es der Welt
geschmiedet, und zweimal wurden sie von Deutschland
aus gebrochen. Auf dieser Sandscholle ruht eine
wunderbare Mission -- Genug davon! -- Wenn ich
ihn weniger haßte, ich könnte ihn lieben, diesen Na¬
poleon. Ein fürchterlicher Arzt, treibt er die Krank¬
heit mit Skorpionengeißeln zur Krisis -- Aber was
dann kommt -- die Genesung, wie sie ausschlägt --!"

""Man muß auf die großen Beispiele der Ge¬
schichte zurückblicken, und Vertrauen auf die Vor¬
sehung haben,"" schrieben Excellenz neulich an den
Freiherrn von Vincke."

"Was hielte uns sonst aufrecht! -- Aber diese

müther in frivole Ruhe, in läppiſchen Dünkel auf
die Thaten ihrer Väter eingewiegt hat, wenn da
dieſe Mächte wieder ihre Netze ſpinnen! — Nun,
junger Freund, denken Sie ſich dann dieſe von heut,
ſo gedankenlos wirthſchaftend mit dem Gut des Va¬
terlandes, ſo die Traditionen vergeudend, den Staat
von Ehr und Anſehen, durch Jahrhunderte von den
großen Hohenzollern geſammelt, großſprecheriſch und
kleinkrämeriſch, mit einem Faſſungsvermögen, das
nicht über heut hinausgeht, und denken Sie dieſe
Verwalter noch den Mantel der Tugend und Reli¬
gioſität ſich umhängend, und dann fragen Sie ſich
ſelbſt, ob es nicht noch ſchlimmer werden kann, als
es iſt?“

„Es iſt Geiſterſtunde!“

„Und Sie meinen, ich ſähe Geſpenſter. Möglich.
Aber Rom vergißt nie die Feſſeln, die es der Welt
geſchmiedet, und zweimal wurden ſie von Deutſchland
aus gebrochen. Auf dieſer Sandſcholle ruht eine
wunderbare Miſſion — Genug davon! — Wenn ich
ihn weniger haßte, ich könnte ihn lieben, dieſen Na¬
poleon. Ein fürchterlicher Arzt, treibt er die Krank¬
heit mit Skorpionengeißeln zur Kriſis — Aber was
dann kommt — die Geneſung, wie ſie ausſchlägt —!“

„„Man muß auf die großen Beiſpiele der Ge¬
ſchichte zurückblicken, und Vertrauen auf die Vor¬
ſehung haben,““ ſchrieben Excellenz neulich an den
Freiherrn von Vincke.“

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[84/0094] müther in frivole Ruhe, in läppiſchen Dünkel auf die Thaten ihrer Väter eingewiegt hat, wenn da dieſe Mächte wieder ihre Netze ſpinnen! — Nun, junger Freund, denken Sie ſich dann dieſe von heut, ſo gedankenlos wirthſchaftend mit dem Gut des Va¬ terlandes, ſo die Traditionen vergeudend, den Staat von Ehr und Anſehen, durch Jahrhunderte von den großen Hohenzollern geſammelt, großſprecheriſch und kleinkrämeriſch, mit einem Faſſungsvermögen, das nicht über heut hinausgeht, und denken Sie dieſe Verwalter noch den Mantel der Tugend und Reli¬ gioſität ſich umhängend, und dann fragen Sie ſich ſelbſt, ob es nicht noch ſchlimmer werden kann, als es iſt?“ „Es iſt Geiſterſtunde!“ „Und Sie meinen, ich ſähe Geſpenſter. Möglich. Aber Rom vergißt nie die Feſſeln, die es der Welt geſchmiedet, und zweimal wurden ſie von Deutſchland aus gebrochen. Auf dieſer Sandſcholle ruht eine wunderbare Miſſion — Genug davon! — Wenn ich ihn weniger haßte, ich könnte ihn lieben, dieſen Na¬ poleon. Ein fürchterlicher Arzt, treibt er die Krank¬ heit mit Skorpionengeißeln zur Kriſis — Aber was dann kommt — die Geneſung, wie ſie ausſchlägt —!“ „„Man muß auf die großen Beiſpiele der Ge¬ ſchichte zurückblicken, und Vertrauen auf die Vor¬ ſehung haben,““ ſchrieben Excellenz neulich an den Freiherrn von Vincke.“ „Was hielte uns ſonſt aufrecht! — Aber dieſe

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/94>, abgerufen am 21.11.2024.