Und nun, wie Nebel bei einem Sonnenblick, war Alles anders geworden. Woltmann berichtet von der Königin Louise, daß, wenn sie mit Häßlichen gesprochen, auch diese allmälig den Umstehenden schön gedünkt; solchen Zauber strahlte die Fülle ihrer An¬ muth aus. Eine ähnliche Magie hatte Louise hier geübt. -- Nein, wie schön sie ist! hörte die Eitelbach jetzt hinter sich flüstern. Welcher Anstand! -- Es ist etwas Gebornes darin! -- Die Eitelbach war ohne Neid; mit Vergnügen sah sie die Lorgnetten auf ihren Schützling gerichtet. Sie lächelte die Dame an, die sich an ihren Arm hing: "Nein, liebste Ba¬ ronin, was müssen Sie für eine Freude haben, einen solchen Engel zu bemuttern! Aber sie ist auch der besten Obhut anvertraut." -- Damen und Herren ließen sich Adelheid vorstellen. Ihre Antworten ent¬ zückten. -- Da, um das Glück vollständig zu machen, hatte sich auch der König ihr genähert. Auch er sprach gnädig; freundlich sah er zum schönen Mäd¬ chen nieder, man hörte durch das Geräusch huldvolle Worte: viel von gehört haben -- sehr freuen -- einen braven Vater haben -- Auch die jüngeren Prinzen waren herangetreten, der König scherzte mit ihnen. Ein Scherz von den gewichtigsten Folgen. Bald durch¬ flog die Sääle die Neuigkeit: die Prinzen tanzen mit der Alltag.
Sie war der Stern des Abends. Sie blieb der Gegenstand des Gespräches in den Equipagen, die nach Hause rollten. Ueber ihre Schönheit war nur
Und nun, wie Nebel bei einem Sonnenblick, war Alles anders geworden. Woltmann berichtet von der Königin Louiſe, daß, wenn ſie mit Häßlichen geſprochen, auch dieſe allmälig den Umſtehenden ſchön gedünkt; ſolchen Zauber ſtrahlte die Fülle ihrer An¬ muth aus. Eine ähnliche Magie hatte Louiſe hier geübt. — Nein, wie ſchön ſie iſt! hörte die Eitelbach jetzt hinter ſich flüſtern. Welcher Anſtand! — Es iſt etwas Gebornes darin! — Die Eitelbach war ohne Neid; mit Vergnügen ſah ſie die Lorgnetten auf ihren Schützling gerichtet. Sie lächelte die Dame an, die ſich an ihren Arm hing: „Nein, liebſte Ba¬ ronin, was müſſen Sie für eine Freude haben, einen ſolchen Engel zu bemuttern! Aber ſie iſt auch der beſten Obhut anvertraut.“ — Damen und Herren ließen ſich Adelheid vorſtellen. Ihre Antworten ent¬ zückten. — Da, um das Glück vollſtändig zu machen, hatte ſich auch der König ihr genähert. Auch er ſprach gnädig; freundlich ſah er zum ſchönen Mäd¬ chen nieder, man hörte durch das Geräuſch huldvolle Worte: viel von gehört haben — ſehr freuen — einen braven Vater haben — Auch die jüngeren Prinzen waren herangetreten, der König ſcherzte mit ihnen. Ein Scherz von den gewichtigſten Folgen. Bald durch¬ flog die Sääle die Neuigkeit: die Prinzen tanzen mit der Alltag.
Sie war der Stern des Abends. Sie blieb der Gegenſtand des Geſpräches in den Equipagen, die nach Hauſe rollten. Ueber ihre Schönheit war nur
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Und nun, wie Nebel bei einem Sonnenblick,
war Alles anders geworden. Woltmann berichtet
von der Königin Louiſe, daß, wenn ſie mit Häßlichen
geſprochen, auch dieſe allmälig den Umſtehenden ſchön
gedünkt; ſolchen Zauber ſtrahlte die Fülle ihrer An¬
muth aus. Eine ähnliche Magie hatte Louiſe hier
geübt. — Nein, wie ſchön ſie iſt! hörte die Eitelbach
jetzt hinter ſich flüſtern. Welcher Anſtand! — Es iſt
etwas Gebornes darin! — Die Eitelbach war ohne
Neid; mit Vergnügen ſah ſie die Lorgnetten auf
ihren Schützling gerichtet. Sie lächelte die Dame
an, die ſich an ihren Arm hing: „Nein, liebſte Ba¬
ronin, was müſſen Sie für eine Freude haben, einen
ſolchen Engel zu bemuttern! Aber ſie iſt auch der
beſten Obhut anvertraut.“ — Damen und Herren
ließen ſich Adelheid vorſtellen. Ihre Antworten ent¬
zückten. — Da, um das Glück vollſtändig zu machen,
hatte ſich auch der König ihr genähert. Auch er
ſprach gnädig; freundlich ſah er zum ſchönen Mäd¬
chen nieder, man hörte durch das Geräuſch huldvolle
Worte: viel von gehört haben — ſehr freuen — einen
braven Vater haben — Auch die jüngeren Prinzen
waren herangetreten, der König ſcherzte mit ihnen.
Ein Scherz von den gewichtigſten Folgen. Bald durch¬
flog die Sääle die Neuigkeit: die Prinzen tanzen mit
der Alltag.
Sie war der Stern des Abends. Sie blieb der
Gegenſtand des Geſpräches in den Equipagen, die
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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