brechen? -- Warum hatte ihn die Dröhnung des Kanonendonners, warum das Phantasma der Schlacht aufgeschreckt? Berührte ihn der Ausgang, welcher es sei? -- "Doch! rief er plötzlich. Das ist der Vortheil jener chaotischen Katastrophen, welche die kleine Menschenwelt und ihre Ameisenhaufen, Staat und Gesellschaft genannt, durcheinanderwerfen, daß wir uns da frei fühlen. Wo das Haus über ihren Köpfen zusammenbricht, merken sie nicht das Insect, das sie sticht. -- Die Kerker öffnen sich -- vielleicht! Die Schuldbücher werden zerrissen -- vielleicht! Es wird vergessen, Alles -- nein, doch Vieles -- auch das? -- Vielleicht."
Er nahm die Fläschchen, hielt sie gegen das Licht und that sie dann in ein Etui. "So viele Ar¬ beit um -- eine Bagatell. Ich ging doch an schwe¬ rere mit leichterm Muth, fast im elastischen Tänzer¬ schritt. Aber der alte Asten hatte Recht. Die Po¬ lypragmosyne hat mir Schaden gethan. Das erste Gesetz lautet: nicht zu Vieles im Aug! Dies Ab¬ wägen verwirrt und schwächt unsre Sehkraft. Rasch drauf los. Die Weisheit unsrer Väter: Frisch ge¬ wagt, halb gewonnen! Es ist eine ewige alte Fa¬ bel vom Hunde und dem Fleisch, und doch, wer wehrt sich vor dem Blendwerk, daß ihn das große Bild im Wasser verlockt. Und das: Morgen, mor¬ gen, nur nicht heute -- wie viel kühnen Entschlüssen brach es den Hals."
Und doch schien er selbst durch hervorgezogene
brechen? — Warum hatte ihn die Dröhnung des Kanonendonners, warum das Phantasma der Schlacht aufgeſchreckt? Berührte ihn der Ausgang, welcher es ſei? — „Doch! rief er plötzlich. Das iſt der Vortheil jener chaotiſchen Kataſtrophen, welche die kleine Menſchenwelt und ihre Ameiſenhaufen, Staat und Geſellſchaft genannt, durcheinanderwerfen, daß wir uns da frei fühlen. Wo das Haus über ihren Köpfen zuſammenbricht, merken ſie nicht das Inſect, das ſie ſticht. — Die Kerker öffnen ſich — vielleicht! Die Schuldbücher werden zerriſſen — vielleicht! Es wird vergeſſen, Alles — nein, doch Vieles — auch das? — Vielleicht.“
Er nahm die Fläſchchen, hielt ſie gegen das Licht und that ſie dann in ein Etui. „So viele Ar¬ beit um — eine Bagatell. Ich ging doch an ſchwe¬ rere mit leichterm Muth, faſt im elaſtiſchen Tänzer¬ ſchritt. Aber der alte Aſten hatte Recht. Die Po¬ lypragmoſyne hat mir Schaden gethan. Das erſte Geſetz lautet: nicht zu Vieles im Aug! Dies Ab¬ wägen verwirrt und ſchwächt unſre Sehkraft. Raſch drauf los. Die Weisheit unſrer Väter: Friſch ge¬ wagt, halb gewonnen! Es iſt eine ewige alte Fa¬ bel vom Hunde und dem Fleiſch, und doch, wer wehrt ſich vor dem Blendwerk, daß ihn das große Bild im Waſſer verlockt. Und das: Morgen, mor¬ gen, nur nicht heute — wie viel kühnen Entſchlüſſen brach es den Hals.“
Und doch ſchien er ſelbſt durch hervorgezogene
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brechen? — Warum hatte ihn die Dröhnung des
Kanonendonners, warum das Phantasma der Schlacht
aufgeſchreckt? Berührte ihn der Ausgang, welcher
es ſei? — „Doch! rief er plötzlich. Das iſt der
Vortheil jener chaotiſchen Kataſtrophen, welche die
kleine Menſchenwelt und ihre Ameiſenhaufen, Staat
und Geſellſchaft genannt, durcheinanderwerfen, daß
wir uns da frei fühlen. Wo das Haus über ihren
Köpfen zuſammenbricht, merken ſie nicht das Inſect,
das ſie ſticht. — Die Kerker öffnen ſich — vielleicht!
Die Schuldbücher werden zerriſſen — vielleicht! Es
wird vergeſſen, Alles — nein, doch Vieles — auch
das? — Vielleicht.“
Er nahm die Fläſchchen, hielt ſie gegen das
Licht und that ſie dann in ein Etui. „So viele Ar¬
beit um — eine Bagatell. Ich ging doch an ſchwe¬
rere mit leichterm Muth, faſt im elaſtiſchen Tänzer¬
ſchritt. Aber der alte Aſten hatte Recht. Die Po¬
lypragmoſyne hat mir Schaden gethan. Das erſte
Geſetz lautet: nicht zu Vieles im Aug! Dies Ab¬
wägen verwirrt und ſchwächt unſre Sehkraft. Raſch
drauf los. Die Weisheit unſrer Väter: Friſch ge¬
wagt, halb gewonnen! Es iſt eine ewige alte Fa¬
bel vom Hunde und dem Fleiſch, und doch, wer
wehrt ſich vor dem Blendwerk, daß ihn das große
Bild im Waſſer verlockt. Und das: Morgen, mor¬
gen, nur nicht heute — wie viel kühnen Entſchlüſſen
brach es den Hals.“
Und doch ſchien er ſelbſt durch hervorgezogene
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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