Abkühlung am Fenster. Er hielt den Athem an, wie um zu horchen. Es bewegte sich außer ihm etwas. Er biß sich in die Lippen: "Thorheit! es ist die aufgeregte Phantasie von der Lecture des Dich¬ ters, des größten, der geboren ward, aber warum ließ das Schicksal in einer dunklen Zeit den Riesen an's Licht treten, daß an seinen gigantischen Glie¬ dern noch immer ihre Moderfetzen kleben! Er hat Geister beschworen, ich kann es auch. Nur Jeder in seiner Art!"
Da bewegte sich das Gerippe sichtlich, ein schril¬ lender Ton kam aus der Mundhöhlung, es rauschte etwas heraus, es wehte durch die Luft und das Licht erlosch. Wandel sank nicht zu Boden, aber er preßte den Leuchter so fest, daß das Metall eingebogen war, der Todtenschweiß, der von seiner Stirn tropfte, hatte ihn aus seinem Starrkrampf geweckt.
"Von einem Nachtvogel sich erschrecken lassen, der in seiner Angst durch den Schornstein eindrang!" rief er, nachdem er mittelst eines chemischen Feuer¬ zeuges das Licht wieder angezündet. "Flattre nur, Unhold, Du bist kein Leben, und lügst keines mehr der schönen Hülle an. Es giebt keine Geister, nur Spuk, den, den die Schwäche unsrer Nerven gebiert. Aber ein Spuk und eine Verhöhnung unsrer Kraft, daß wir uns zumeist von denen in Angst setzen las¬ sen, die selbst vor Angst aus sich herausgehen."
Aber weshalb war er hier? Um mit den Ge¬ spenstern, an die er nicht glaubte, eine Lanze zu
Abkühlung am Fenſter. Er hielt den Athem an, wie um zu horchen. Es bewegte ſich außer ihm etwas. Er biß ſich in die Lippen: „Thorheit! es iſt die aufgeregte Phantaſie von der Lecture des Dich¬ ters, des größten, der geboren ward, aber warum ließ das Schickſal in einer dunklen Zeit den Rieſen an's Licht treten, daß an ſeinen gigantiſchen Glie¬ dern noch immer ihre Moderfetzen kleben! Er hat Geiſter beſchworen, ich kann es auch. Nur Jeder in ſeiner Art!“
Da bewegte ſich das Gerippe ſichtlich, ein ſchril¬ lender Ton kam aus der Mundhöhlung, es rauſchte etwas heraus, es wehte durch die Luft und das Licht erloſch. Wandel ſank nicht zu Boden, aber er preßte den Leuchter ſo feſt, daß das Metall eingebogen war, der Todtenſchweiß, der von ſeiner Stirn tropfte, hatte ihn aus ſeinem Starrkrampf geweckt.
„Von einem Nachtvogel ſich erſchrecken laſſen, der in ſeiner Angſt durch den Schornſtein eindrang!“ rief er, nachdem er mittelſt eines chemiſchen Feuer¬ zeuges das Licht wieder angezündet. „Flattre nur, Unhold, Du biſt kein Leben, und lügſt keines mehr der ſchönen Hülle an. Es giebt keine Geiſter, nur Spuk, den, den die Schwäche unſrer Nerven gebiert. Aber ein Spuk und eine Verhöhnung unſrer Kraft, daß wir uns zumeiſt von denen in Angſt ſetzen laſ¬ ſen, die ſelbſt vor Angſt aus ſich herausgehen.“
Aber weshalb war er hier? Um mit den Ge¬ ſpenſtern, an die er nicht glaubte, eine Lanze zu
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Abkühlung am Fenſter. Er hielt den Athem an,
wie um zu horchen. Es bewegte ſich außer ihm
etwas. Er biß ſich in die Lippen: „Thorheit! es iſt
die aufgeregte Phantaſie von der Lecture des Dich¬
ters, des größten, der geboren ward, aber warum
ließ das Schickſal in einer dunklen Zeit den Rieſen
an's Licht treten, daß an ſeinen gigantiſchen Glie¬
dern noch immer ihre Moderfetzen kleben! Er hat
Geiſter beſchworen, ich kann es auch. Nur Jeder in
ſeiner Art!“
Da bewegte ſich das Gerippe ſichtlich, ein ſchril¬
lender Ton kam aus der Mundhöhlung, es rauſchte
etwas heraus, es wehte durch die Luft und das Licht
erloſch. Wandel ſank nicht zu Boden, aber er preßte
den Leuchter ſo feſt, daß das Metall eingebogen war,
der Todtenſchweiß, der von ſeiner Stirn tropfte, hatte
ihn aus ſeinem Starrkrampf geweckt.
„Von einem Nachtvogel ſich erſchrecken laſſen,
der in ſeiner Angſt durch den Schornſtein eindrang!“
rief er, nachdem er mittelſt eines chemiſchen Feuer¬
zeuges das Licht wieder angezündet. „Flattre nur,
Unhold, Du biſt kein Leben, und lügſt keines mehr
der ſchönen Hülle an. Es giebt keine Geiſter, nur
Spuk, den, den die Schwäche unſrer Nerven gebiert.
Aber ein Spuk und eine Verhöhnung unſrer Kraft,
daß wir uns zumeiſt von denen in Angſt ſetzen laſ¬
ſen, die ſelbſt vor Angſt aus ſich herausgehen.“
Aber weshalb war er hier? Um mit den Ge¬
ſpenſtern, an die er nicht glaubte, eine Lanze zu
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/334>, abgerufen am 25.11.2024.
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