"Noch vermesse ich mich, dies sagen zu wollen. Aber wenn ich heut unsre schwerfällige Bagage sah, und so traf ich es auf dem ganzen Wege nach Mag¬ deburg, und einen Marsch der Franzosen damit ver¬ gleiche, so wird mir mancher ihrer Erfolge erklärlich, der uns wunderbar bedünkte. Mit Erstaunen sah ich bei ihnen, Excellenz, daß nur der Regiments¬ commandeur oder der Bataillonschef reitet. Einige Adjutanten neben ihm, das sind die einzigen Pferde. Ihre kleinen Tornister auf dem Rücken, spazierte oder tanzte das Officiercorps in anmuthigem Ge¬ spräch bergauf, bergab."
"Wo haben sie denn ihre Campagnepferde, Herr von Müffling?"
"Das fragte ich auch und ward ausgelacht. Sie haben keine."
Der General musterte die Gesichter der Officiere, auf denen hie und da eine Zustimmung zu liegen schien. Er schüttelte den Kopf: "Das mag relativ seine Vortheile haben und für diese da passen, die aus dem Strudel einer Revolution geboren sind, aber ein preußischer Edelmann, Herr von Müffling, wird sich nie dazu verstehen, zu Fuß zu gehen."
Damit war die Sache abgemacht, es verstand sich, daß keine andere Meinung erlaubt war. Aber bei der Tafel erlaubte man sich doch Bemerkungen, daß die Armee unverhältnißmäßig viel Bagage mit¬ schleppe, daß das Auge des großen Königs nicht Alles würde gut geheißen haben, was die Officiers¬
„Noch vermeſſe ich mich, dies ſagen zu wollen. Aber wenn ich heut unſre ſchwerfällige Bagage ſah, und ſo traf ich es auf dem ganzen Wege nach Mag¬ deburg, und einen Marſch der Franzoſen damit ver¬ gleiche, ſo wird mir mancher ihrer Erfolge erklärlich, der uns wunderbar bedünkte. Mit Erſtaunen ſah ich bei ihnen, Excellenz, daß nur der Regiments¬ commandeur oder der Bataillonschef reitet. Einige Adjutanten neben ihm, das ſind die einzigen Pferde. Ihre kleinen Torniſter auf dem Rücken, ſpazierte oder tanzte das Officiercorps in anmuthigem Ge¬ ſpräch bergauf, bergab.“
„Wo haben ſie denn ihre Campagnepferde, Herr von Müffling?“
„Das fragte ich auch und ward ausgelacht. Sie haben keine.“
Der General muſterte die Geſichter der Officiere, auf denen hie und da eine Zuſtimmung zu liegen ſchien. Er ſchüttelte den Kopf: „Das mag relativ ſeine Vortheile haben und für dieſe da paſſen, die aus dem Strudel einer Revolution geboren ſind, aber ein preußiſcher Edelmann, Herr von Müffling, wird ſich nie dazu verſtehen, zu Fuß zu gehen.“
Damit war die Sache abgemacht, es verſtand ſich, daß keine andere Meinung erlaubt war. Aber bei der Tafel erlaubte man ſich doch Bemerkungen, daß die Armee unverhältnißmäßig viel Bagage mit¬ ſchleppe, daß das Auge des großen Königs nicht Alles würde gut geheißen haben, was die Officiers¬
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„Noch vermeſſe ich mich, dies ſagen zu wollen.
Aber wenn ich heut unſre ſchwerfällige Bagage ſah,
und ſo traf ich es auf dem ganzen Wege nach Mag¬
deburg, und einen Marſch der Franzoſen damit ver¬
gleiche, ſo wird mir mancher ihrer Erfolge erklärlich,
der uns wunderbar bedünkte. Mit Erſtaunen ſah
ich bei ihnen, Excellenz, daß nur der Regiments¬
commandeur oder der Bataillonschef reitet. Einige
Adjutanten neben ihm, das ſind die einzigen Pferde.
Ihre kleinen Torniſter auf dem Rücken, ſpazierte
oder tanzte das Officiercorps in anmuthigem Ge¬
ſpräch bergauf, bergab.“
„Wo haben ſie denn ihre Campagnepferde,
Herr von Müffling?“
„Das fragte ich auch und ward ausgelacht. Sie
haben keine.“
Der General muſterte die Geſichter der Officiere,
auf denen hie und da eine Zuſtimmung zu liegen
ſchien. Er ſchüttelte den Kopf: „Das mag relativ
ſeine Vortheile haben und für dieſe da paſſen, die
aus dem Strudel einer Revolution geboren ſind,
aber ein preußiſcher Edelmann, Herr von Müffling,
wird ſich nie dazu verſtehen, zu Fuß zu gehen.“
Damit war die Sache abgemacht, es verſtand
ſich, daß keine andere Meinung erlaubt war. Aber
bei der Tafel erlaubte man ſich doch Bemerkungen,
daß die Armee unverhältnißmäßig viel Bagage mit¬
ſchleppe, daß das Auge des großen Königs nicht
Alles würde gut geheißen haben, was die Officiers¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/275>, abgerufen am 23.11.2024.
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