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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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sich, ob er es werth ist, der Mann, der -- wie viele,
so unschuldig als Sie, mag er auf seinem Gewissen
haben! Danach fragt die Welt freilich nicht, und
die vornehmen jungen Wüstlinge machen sich daraus
kein Gewissen. Aber sie beobachten doch wenigstens
den äußeren Anstand. Was man vom jungen Bo¬
villard erzählt, o mich schaudert, ihn an Ihrer Seite
zu sehen!"

"Ist er darum schlechter, weil er keinen Schleier
um seine wüste Jugend gebreitet! Mich schaudert vor
denen, die die Welt lobt, weil die Welt nur das feine
Kleid und die feine Miene sieht, hinter denen ihr
verwüsteter Geist sich verbirgt."

"Man spricht ihm kein langes Leben zu, die
Frucht seiner Ausgelassenheit."

"Rechnet die Liebe nach Jahren?"

"Doch soll die Ehe ein Bund der Seelen, eine
Harmonie gleichgestimmter Geister sein."

"Ist sie's denn immer?"

"Aber der Mann muß wenigstens die Gefühle
einer edlen Frau zu würdigen wissen, wenn er auch
dem kühneren Schwunge ihres Geistes nicht folgt."

Adelheid lächelte: "Sein Geist, gnädigste Frau
-- O könnte ich Ihnen diesen edlen Geist malen,
der rein blieb wie der Aether über dem aufgewühlten
Schlamm, könnte ich Ihnen sein Herz öffnen, wie
es mächtig pulst für die Leiden, die Ehre des Vater¬
landes, wie nur die Schmach, die er ansehen mußte,
Gift in die Adern sprützte --"

ſich, ob er es werth iſt, der Mann, der — wie viele,
ſo unſchuldig als Sie, mag er auf ſeinem Gewiſſen
haben! Danach fragt die Welt freilich nicht, und
die vornehmen jungen Wüſtlinge machen ſich daraus
kein Gewiſſen. Aber ſie beobachten doch wenigſtens
den äußeren Anſtand. Was man vom jungen Bo¬
villard erzählt, o mich ſchaudert, ihn an Ihrer Seite
zu ſehen!“

„Iſt er darum ſchlechter, weil er keinen Schleier
um ſeine wüſte Jugend gebreitet! Mich ſchaudert vor
denen, die die Welt lobt, weil die Welt nur das feine
Kleid und die feine Miene ſieht, hinter denen ihr
verwüſteter Geiſt ſich verbirgt.“

„Man ſpricht ihm kein langes Leben zu, die
Frucht ſeiner Ausgelaſſenheit.“

„Rechnet die Liebe nach Jahren?“

„Doch ſoll die Ehe ein Bund der Seelen, eine
Harmonie gleichgeſtimmter Geiſter ſein.“

„Iſt ſie's denn immer?“

„Aber der Mann muß wenigſtens die Gefühle
einer edlen Frau zu würdigen wiſſen, wenn er auch
dem kühneren Schwunge ihres Geiſtes nicht folgt.“

Adelheid lächelte: „Sein Geiſt, gnädigſte Frau
— O könnte ich Ihnen dieſen edlen Geiſt malen,
der rein blieb wie der Aether über dem aufgewühlten
Schlamm, könnte ich Ihnen ſein Herz öffnen, wie
es mächtig pulſt für die Leiden, die Ehre des Vater¬
landes, wie nur die Schmach, die er anſehen mußte,
Gift in die Adern ſprützte —“

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[135/0145] ſich, ob er es werth iſt, der Mann, der — wie viele, ſo unſchuldig als Sie, mag er auf ſeinem Gewiſſen haben! Danach fragt die Welt freilich nicht, und die vornehmen jungen Wüſtlinge machen ſich daraus kein Gewiſſen. Aber ſie beobachten doch wenigſtens den äußeren Anſtand. Was man vom jungen Bo¬ villard erzählt, o mich ſchaudert, ihn an Ihrer Seite zu ſehen!“ „Iſt er darum ſchlechter, weil er keinen Schleier um ſeine wüſte Jugend gebreitet! Mich ſchaudert vor denen, die die Welt lobt, weil die Welt nur das feine Kleid und die feine Miene ſieht, hinter denen ihr verwüſteter Geiſt ſich verbirgt.“ „Man ſpricht ihm kein langes Leben zu, die Frucht ſeiner Ausgelaſſenheit.“ „Rechnet die Liebe nach Jahren?“ „Doch ſoll die Ehe ein Bund der Seelen, eine Harmonie gleichgeſtimmter Geiſter ſein.“ „Iſt ſie's denn immer?“ „Aber der Mann muß wenigſtens die Gefühle einer edlen Frau zu würdigen wiſſen, wenn er auch dem kühneren Schwunge ihres Geiſtes nicht folgt.“ Adelheid lächelte: „Sein Geiſt, gnädigſte Frau — O könnte ich Ihnen dieſen edlen Geiſt malen, der rein blieb wie der Aether über dem aufgewühlten Schlamm, könnte ich Ihnen ſein Herz öffnen, wie es mächtig pulſt für die Leiden, die Ehre des Vater¬ landes, wie nur die Schmach, die er anſehen mußte, Gift in die Adern ſprützte —“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/145>, abgerufen am 23.11.2024.