selbst mein Herr von Lombard davon geblendet wäre, und eine lichte Wolke würde sich herabsenken in den Grund, das Kind umschließen, und es sanft in die Lüfte heben."
"Charmant, Erlaucht, ganz sanft, hatte Lombard gerufen, sanft und langsam, damit es doch noch ein bischen da unten sich umsehn kann, und eine recreirende Erinnerung in die Wolken mitnimmt. Bon Dieu, wie grau hat der Maler sie angelegt! Das sind Wolken, die Regen träufen."
"Thränen aus schönen Augen" hatte die Fürstin erwiedert.
Es war etwas vorangegangen vor dem Abend, von dem wir sprechen wollten. Die Fürstin war von ihrem Princip gewichen, sie hatte Adelheid ge¬ nöthigt, mit der Baronin Eitelbach eine Spazierfahrt zu machen. Sie wollte die schöne Seele los sein. Adelheid hatte sie als Blitzableiter gebraucht, ohne zu bedenken, ob die elektrischen Zuckungen des Ent¬ sagungsfiebers nicht in den Blitzableiter selbst über¬ gehen und ihn verderben könnten. Die Welt wäre vollkommen, wenn es keinen Egoismus gäbe, sagen weise Leute. Andre meinen, es wäre darin nicht auszuhalten, wenn nicht bisweilen der Impuls der Selbstsucht zerstörend durch die Linien und Netze führe, mit denen uns die berechnende Weisheit zu Zahlen in einem großen Exempel machen will.
Es war ein schwüler Sommertag, aber es ruhte sich so weich in den Polstern des offenen,
ſelbſt mein Herr von Lombard davon geblendet wäre, und eine lichte Wolke würde ſich herabſenken in den Grund, das Kind umſchließen, und es ſanft in die Lüfte heben.“
„Charmant, Erlaucht, ganz ſanft, hatte Lombard gerufen, ſanft und langſam, damit es doch noch ein bischen da unten ſich umſehn kann, und eine recreirende Erinnerung in die Wolken mitnimmt. Bon Dieu, wie grau hat der Maler ſie angelegt! Das ſind Wolken, die Regen träufen.“
„Thränen aus ſchönen Augen“ hatte die Fürſtin erwiedert.
Es war etwas vorangegangen vor dem Abend, von dem wir ſprechen wollten. Die Fürſtin war von ihrem Princip gewichen, ſie hatte Adelheid ge¬ nöthigt, mit der Baronin Eitelbach eine Spazierfahrt zu machen. Sie wollte die ſchöne Seele los ſein. Adelheid hatte ſie als Blitzableiter gebraucht, ohne zu bedenken, ob die elektriſchen Zuckungen des Ent¬ ſagungsfiebers nicht in den Blitzableiter ſelbſt über¬ gehen und ihn verderben könnten. Die Welt wäre vollkommen, wenn es keinen Egoismus gäbe, ſagen weiſe Leute. Andre meinen, es wäre darin nicht auszuhalten, wenn nicht bisweilen der Impuls der Selbſtſucht zerſtörend durch die Linien und Netze führe, mit denen uns die berechnende Weisheit zu Zahlen in einem großen Exempel machen will.
Es war ein ſchwüler Sommertag, aber es ruhte ſich ſo weich in den Polſtern des offenen,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0082"n="72"/>ſelbſt mein Herr von Lombard davon geblendet<lb/>
wäre, und eine lichte Wolke würde ſich herabſenken<lb/>
in den Grund, das Kind umſchließen, und es ſanft<lb/>
in die Lüfte heben.“</p><lb/><p>„Charmant, Erlaucht, ganz ſanft, hatte Lombard<lb/>
gerufen, ſanft und langſam, damit es doch noch ein<lb/>
bischen da unten ſich umſehn kann, und eine<lb/>
recreirende Erinnerung in die Wolken mitnimmt.<lb/><hirendition="#aq">Bon Dieu</hi>, wie grau hat der Maler ſie angelegt!<lb/>
Das ſind Wolken, die Regen träufen.“</p><lb/><p>„Thränen aus ſchönen Augen“ hatte die Fürſtin<lb/>
erwiedert.</p><lb/><p>Es war etwas vorangegangen vor dem Abend,<lb/>
von dem wir ſprechen wollten. Die Fürſtin war<lb/>
von ihrem Princip gewichen, ſie hatte Adelheid ge¬<lb/>
nöthigt, mit der Baronin Eitelbach eine Spazierfahrt<lb/>
zu machen. Sie wollte die ſchöne Seele los ſein.<lb/>
Adelheid hatte ſie als Blitzableiter gebraucht, ohne<lb/>
zu bedenken, ob die elektriſchen Zuckungen des Ent¬<lb/>ſagungsfiebers nicht in den Blitzableiter ſelbſt über¬<lb/>
gehen und ihn verderben könnten. Die Welt wäre<lb/>
vollkommen, wenn es keinen Egoismus gäbe, ſagen<lb/>
weiſe Leute. Andre meinen, es wäre darin nicht<lb/>
auszuhalten, wenn nicht bisweilen der Impuls der<lb/>
Selbſtſucht zerſtörend durch die Linien und Netze<lb/>
führe, mit denen uns die berechnende Weisheit zu<lb/>
Zahlen in einem großen Exempel machen will.</p><lb/><p>Es war ein ſchwüler Sommertag, aber es<lb/>
ruhte ſich ſo weich in den Polſtern des offenen,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[72/0082]
ſelbſt mein Herr von Lombard davon geblendet
wäre, und eine lichte Wolke würde ſich herabſenken
in den Grund, das Kind umſchließen, und es ſanft
in die Lüfte heben.“
„Charmant, Erlaucht, ganz ſanft, hatte Lombard
gerufen, ſanft und langſam, damit es doch noch ein
bischen da unten ſich umſehn kann, und eine
recreirende Erinnerung in die Wolken mitnimmt.
Bon Dieu, wie grau hat der Maler ſie angelegt!
Das ſind Wolken, die Regen träufen.“
„Thränen aus ſchönen Augen“ hatte die Fürſtin
erwiedert.
Es war etwas vorangegangen vor dem Abend,
von dem wir ſprechen wollten. Die Fürſtin war
von ihrem Princip gewichen, ſie hatte Adelheid ge¬
nöthigt, mit der Baronin Eitelbach eine Spazierfahrt
zu machen. Sie wollte die ſchöne Seele los ſein.
Adelheid hatte ſie als Blitzableiter gebraucht, ohne
zu bedenken, ob die elektriſchen Zuckungen des Ent¬
ſagungsfiebers nicht in den Blitzableiter ſelbſt über¬
gehen und ihn verderben könnten. Die Welt wäre
vollkommen, wenn es keinen Egoismus gäbe, ſagen
weiſe Leute. Andre meinen, es wäre darin nicht
auszuhalten, wenn nicht bisweilen der Impuls der
Selbſtſucht zerſtörend durch die Linien und Netze
führe, mit denen uns die berechnende Weisheit zu
Zahlen in einem großen Exempel machen will.
Es war ein ſchwüler Sommertag, aber es
ruhte ſich ſo weich in den Polſtern des offenen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/82>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.