"Seiner Majestät Uhr ging rascher, als Sie uns Hannover nahmen, Ihre Häfen uns verschlossen."
"Weil Napoleon schneidend auf die Ausführung des Vertrages drang. Er stand mit dem Hammer des Auctionators da."
"Und jetzt mit dem Lictorenbeile, Excellenz. Er legt den Vertrag aus, wie es ihm gefällt. Er hat vor der Zeit Ihre Besatzung aus Wesel ver¬ drängt. Der Commandirende derselben hat, beinah ausgehungert, in seiner abgeschnittenen Lage um die zurückgelassenen Vorräthe bitten müssen. Murat, der neu creirte Großherzog von Berg, hat, auch nach dem schmählichen Vertrage, unbestreitbar preußische Bezirke, Alten, Essen, Werden besetzt. Er zieht die Kassen ein, requirirt für die Magazine, setzt Beamte ein und ab. Der Kaiser bleibt, aller Remon¬ strationen ungeachtet, herrisch dabei. Ihr Staat ist so absolut isolirt, daß er von Frankreich abhängig sein muß, und doch genügt das Napoleon nicht. In seinem Uebermuthe spielt er mit Preußen wie der Tiger mit seinem Opfer, ehe er es zerreißt. Wozu Schonung, er spricht es deutlich aus gegen Jeden, der es hören will, nicht vor seinen Ministern, vor seinen Stallknechten ruft er: was Rücksichten gegen einen Staat, der so tief in der öffentlichen Meinung sank, daß er nirgends Freunde hat; daß die es waren am lautesten vor Schadenfreude lachen werden, wenn er zusammen stürzt. Napoleon sucht Krieg, er will Krieg, er provocirt ihn --"
„Seiner Majeſtät Uhr ging raſcher, als Sie uns Hannover nahmen, Ihre Häfen uns verſchloſſen.“
„Weil Napoleon ſchneidend auf die Ausführung des Vertrages drang. Er ſtand mit dem Hammer des Auctionators da.“
„Und jetzt mit dem Lictorenbeile, Excellenz. Er legt den Vertrag aus, wie es ihm gefällt. Er hat vor der Zeit Ihre Beſatzung aus Weſel ver¬ drängt. Der Commandirende derſelben hat, beinah ausgehungert, in ſeiner abgeſchnittenen Lage um die zurückgelaſſenen Vorräthe bitten müſſen. Murat, der neu creirte Großherzog von Berg, hat, auch nach dem ſchmählichen Vertrage, unbeſtreitbar preußiſche Bezirke, Alten, Eſſen, Werden beſetzt. Er zieht die Kaſſen ein, requirirt für die Magazine, ſetzt Beamte ein und ab. Der Kaiſer bleibt, aller Remon¬ ſtrationen ungeachtet, herriſch dabei. Ihr Staat iſt ſo abſolut iſolirt, daß er von Frankreich abhängig ſein muß, und doch genügt das Napoleon nicht. In ſeinem Uebermuthe ſpielt er mit Preußen wie der Tiger mit ſeinem Opfer, ehe er es zerreißt. Wozu Schonung, er ſpricht es deutlich aus gegen Jeden, der es hören will, nicht vor ſeinen Miniſtern, vor ſeinen Stallknechten ruft er: was Rückſichten gegen einen Staat, der ſo tief in der öffentlichen Meinung ſank, daß er nirgends Freunde hat; daß die es waren am lauteſten vor Schadenfreude lachen werden, wenn er zuſammen ſtürzt. Napoleon ſucht Krieg, er will Krieg, er provocirt ihn —“
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0184"n="174"/><p>„Seiner Majeſtät Uhr ging raſcher, als Sie uns<lb/>
Hannover nahmen, Ihre Häfen uns verſchloſſen.“</p><lb/><p>„Weil Napoleon ſchneidend auf die Ausführung<lb/>
des Vertrages drang. Er ſtand mit dem Hammer<lb/>
des Auctionators da.“</p><lb/><p>„Und jetzt mit dem Lictorenbeile, Excellenz.<lb/>
Er legt den Vertrag aus, wie es ihm gefällt. Er<lb/>
hat vor der Zeit Ihre Beſatzung aus Weſel ver¬<lb/>
drängt. Der Commandirende derſelben hat, beinah<lb/>
ausgehungert, in ſeiner abgeſchnittenen Lage um<lb/>
die zurückgelaſſenen Vorräthe bitten müſſen. Murat,<lb/>
der neu creirte Großherzog von Berg, hat, auch nach<lb/>
dem ſchmählichen Vertrage, unbeſtreitbar preußiſche<lb/>
Bezirke, Alten, Eſſen, Werden beſetzt. Er zieht die<lb/>
Kaſſen ein, requirirt für die Magazine, ſetzt Beamte<lb/>
ein und ab. Der Kaiſer bleibt, aller Remon¬<lb/>ſtrationen ungeachtet, herriſch dabei. Ihr Staat iſt<lb/>ſo abſolut iſolirt, daß er von Frankreich abhängig<lb/>ſein muß, und doch genügt das Napoleon nicht.<lb/>
In ſeinem Uebermuthe ſpielt er mit Preußen wie<lb/>
der Tiger mit ſeinem Opfer, ehe er es zerreißt.<lb/>
Wozu Schonung, er ſpricht es deutlich aus gegen<lb/>
Jeden, der es hören will, nicht vor ſeinen Miniſtern,<lb/>
vor ſeinen Stallknechten ruft er: was Rückſichten<lb/>
gegen einen Staat, der ſo tief in der öffentlichen<lb/>
Meinung ſank, daß er nirgends Freunde hat; daß die<lb/>
es waren am lauteſten vor Schadenfreude lachen<lb/>
werden, wenn er zuſammen ſtürzt. Napoleon ſucht<lb/>
Krieg, er will Krieg, er provocirt ihn —“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[174/0184]
„Seiner Majeſtät Uhr ging raſcher, als Sie uns
Hannover nahmen, Ihre Häfen uns verſchloſſen.“
„Weil Napoleon ſchneidend auf die Ausführung
des Vertrages drang. Er ſtand mit dem Hammer
des Auctionators da.“
„Und jetzt mit dem Lictorenbeile, Excellenz.
Er legt den Vertrag aus, wie es ihm gefällt. Er
hat vor der Zeit Ihre Beſatzung aus Weſel ver¬
drängt. Der Commandirende derſelben hat, beinah
ausgehungert, in ſeiner abgeſchnittenen Lage um
die zurückgelaſſenen Vorräthe bitten müſſen. Murat,
der neu creirte Großherzog von Berg, hat, auch nach
dem ſchmählichen Vertrage, unbeſtreitbar preußiſche
Bezirke, Alten, Eſſen, Werden beſetzt. Er zieht die
Kaſſen ein, requirirt für die Magazine, ſetzt Beamte
ein und ab. Der Kaiſer bleibt, aller Remon¬
ſtrationen ungeachtet, herriſch dabei. Ihr Staat iſt
ſo abſolut iſolirt, daß er von Frankreich abhängig
ſein muß, und doch genügt das Napoleon nicht.
In ſeinem Uebermuthe ſpielt er mit Preußen wie
der Tiger mit ſeinem Opfer, ehe er es zerreißt.
Wozu Schonung, er ſpricht es deutlich aus gegen
Jeden, der es hören will, nicht vor ſeinen Miniſtern,
vor ſeinen Stallknechten ruft er: was Rückſichten
gegen einen Staat, der ſo tief in der öffentlichen
Meinung ſank, daß er nirgends Freunde hat; daß die
es waren am lauteſten vor Schadenfreude lachen
werden, wenn er zuſammen ſtürzt. Napoleon ſucht
Krieg, er will Krieg, er provocirt ihn —“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/184>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.