"Man wird auf uns aufmerksam werden, daß wir uns so lange absondern."
"Sie haben Recht, und ich die Beruhigung, daß wenn ich plötzlich verschwinden sollte -- Ihr Verdacht mir nicht wie ein ängstlicher Schatten auf der Heer¬ straße nachschleppt -- "
"Um Gottes Willen, meinen Sie, daß Sie diese Nacht schon verschwinden müssen."
"Ich meine nichts, ich weiß nichts; ich sollte meine Lippen verfluchen, daß sie zum Verräther wur¬ den, aber mir ist wohl zu Muthe, wohl wie einem Kinde, das seinen ersten Fehltritt beichtete. Nein, nein, es war wohl nur die Angst, erpreßt durch Ihre Drohung."
"Warum stürzten Sie sich in diese Lage?"
"Warum bin ich ein Mensch!"
"Reißen Sie sich los -- wenn es sein muß, reisen Sie auf der Stelle fort!"
"Ich lebte nur für Andere. -- Nein, nein, ich weiß es, ich bin nöthiger hier. Ich will für Andere leben -- Sein Sie unbesorgt -- Nur um etwas Geduld flehe ich noch -- o könnten Sie in mein Inneres blicken -- Pflichten hier, Pflichten dort, Verlockungen -- aber -- sein Sie überzeugt, als Mann, als Sieger werde ich daraus hervorgehen."
"Man kommt."
"Ein Freundesrath -- "
"Ich werde Sie nicht bemerken, wenn Sie ver¬ schwinden."
„Man wird auf uns aufmerkſam werden, daß wir uns ſo lange abſondern.“
„Sie haben Recht, und ich die Beruhigung, daß wenn ich plötzlich verſchwinden ſollte — Ihr Verdacht mir nicht wie ein ängſtlicher Schatten auf der Heer¬ ſtraße nachſchleppt — “
„Ich meine nichts, ich weiß nichts; ich ſollte meine Lippen verfluchen, daß ſie zum Verräther wur¬ den, aber mir iſt wohl zu Muthe, wohl wie einem Kinde, das ſeinen erſten Fehltritt beichtete. Nein, nein, es war wohl nur die Angſt, erpreßt durch Ihre Drohung.“
„Warum ſtürzten Sie ſich in dieſe Lage?“
„Warum bin ich ein Menſch!“
„Reißen Sie ſich los — wenn es ſein muß, reiſen Sie auf der Stelle fort!“
„Ich lebte nur für Andere. — Nein, nein, ich weiß es, ich bin nöthiger hier. Ich will für Andere leben — Sein Sie unbeſorgt — Nur um etwas Geduld flehe ich noch — o könnten Sie in mein Inneres blicken — Pflichten hier, Pflichten dort, Verlockungen — aber — ſein Sie überzeugt, als Mann, als Sieger werde ich daraus hervorgehen.“
„Man kommt.“
„Ein Freundesrath — “
„Ich werde Sie nicht bemerken, wenn Sie ver¬ ſchwinden.“
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„Man wird auf uns aufmerkſam werden, daß
wir uns ſo lange abſondern.“
„Sie haben Recht, und ich die Beruhigung, daß
wenn ich plötzlich verſchwinden ſollte — Ihr Verdacht
mir nicht wie ein ängſtlicher Schatten auf der Heer¬
ſtraße nachſchleppt — “
„Um Gottes Willen, meinen Sie, daß Sie dieſe
Nacht ſchon verſchwinden müſſen.“
„Ich meine nichts, ich weiß nichts; ich ſollte
meine Lippen verfluchen, daß ſie zum Verräther wur¬
den, aber mir iſt wohl zu Muthe, wohl wie einem
Kinde, das ſeinen erſten Fehltritt beichtete. Nein, nein,
es war wohl nur die Angſt, erpreßt durch Ihre
Drohung.“
„Warum ſtürzten Sie ſich in dieſe Lage?“
„Warum bin ich ein Menſch!“
„Reißen Sie ſich los — wenn es ſein muß,
reiſen Sie auf der Stelle fort!“
„Ich lebte nur für Andere. — Nein, nein, ich
weiß es, ich bin nöthiger hier. Ich will für Andere
leben — Sein Sie unbeſorgt — Nur um etwas
Geduld flehe ich noch — o könnten Sie in mein
Inneres blicken — Pflichten hier, Pflichten dort,
Verlockungen — aber — ſein Sie überzeugt, als
Mann, als Sieger werde ich daraus hervorgehen.“
„Man kommt.“
„Ein Freundesrath — “
„Ich werde Sie nicht bemerken, wenn Sie ver¬
ſchwinden.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/158>, abgerufen am 17.02.2025.
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