"Heiter! meine Freundin. Es war sehr gut, daß Sie herkamen, aber Sie kamen als Trauerge¬ stalt. Sie freuten sich des Eindrucks. Um des Himmels Willen, mit Geistererscheinungen darf man nicht spielen. Fort die Trauer, einige bunte Bänder, stimmen Sie ein in den frivol geistreichen Ton. Man muß mit ihnen tänzeln, die Gargazin hat Recht. Sie hat erkannt, daß Sie hassen. Das kann schlimm werden. Werfen Sie die Maske ab, nicht hastig -- lassen Sie sich allmälig erheitern durch die liebens¬ würdige Gesellschaft. Da bringt man Ihnen eine Karte, nehmen Sie, spielen Sie, mit wem Sie wollen, es sind alles Puppen; aber nicht zerstreut."
Die Eitelbach präsentirte der Geheimräthin eine Karte: "Wollen Sie?"
"Mit dem größten Vergnügen."
"Ihnen präsentire ich keine Karte, denn Sie mogeln, sagt mein Mann."
Damit ging die Baronin schnippisch am Le¬ gationsrath vorüber, der scherzhaft die Finger nach einer Karte gespitzt hatte.
"Sie wird immer schöner," sagte eine Stimme hinter dem Legationsrath.
"Kann man schöner werden, wenn man eine vollkommene Schönheit ist," entgegnete Herr Schadow.
„Heiter! meine Freundin. Es war ſehr gut, daß Sie herkamen, aber Sie kamen als Trauerge¬ ſtalt. Sie freuten ſich des Eindrucks. Um des Himmels Willen, mit Geiſtererſcheinungen darf man nicht ſpielen. Fort die Trauer, einige bunte Bänder, ſtimmen Sie ein in den frivol geiſtreichen Ton. Man muß mit ihnen tänzeln, die Gargazin hat Recht. Sie hat erkannt, daß Sie haſſen. Das kann ſchlimm werden. Werfen Sie die Maske ab, nicht haſtig — laſſen Sie ſich allmälig erheitern durch die liebens¬ würdige Geſellſchaft. Da bringt man Ihnen eine Karte, nehmen Sie, ſpielen Sie, mit wem Sie wollen, es ſind alles Puppen; aber nicht zerſtreut.“
Die Eitelbach präſentirte der Geheimräthin eine Karte: „Wollen Sie?“
„Mit dem größten Vergnügen.“
„Ihnen präſentire ich keine Karte, denn Sie mogeln, ſagt mein Mann.“
Damit ging die Baronin ſchnippiſch am Le¬ gationsrath vorüber, der ſcherzhaft die Finger nach einer Karte geſpitzt hatte.
„Sie wird immer ſchöner,“ ſagte eine Stimme hinter dem Legationsrath.
„Kann man ſchöner werden, wenn man eine vollkommene Schönheit iſt,“ entgegnete Herr Schadow.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0159"n="149"/><p>„Heiter! meine Freundin. Es war ſehr gut,<lb/>
daß Sie herkamen, aber Sie kamen als Trauerge¬<lb/>ſtalt. Sie freuten ſich des Eindrucks. Um des<lb/>
Himmels Willen, mit Geiſtererſcheinungen darf man<lb/>
nicht ſpielen. Fort die Trauer, einige bunte Bänder,<lb/>ſtimmen Sie ein in den frivol geiſtreichen Ton. Man<lb/>
muß mit ihnen tänzeln, die Gargazin hat Recht. Sie<lb/>
hat erkannt, daß Sie haſſen. Das kann ſchlimm<lb/>
werden. Werfen Sie die Maske ab, nicht haſtig —<lb/>
laſſen Sie ſich allmälig erheitern durch die liebens¬<lb/>
würdige Geſellſchaft. Da bringt man Ihnen eine<lb/>
Karte, nehmen Sie, ſpielen Sie, mit wem Sie wollen,<lb/>
es ſind alles Puppen; aber nicht zerſtreut.“</p><lb/><p>Die Eitelbach präſentirte der Geheimräthin eine<lb/>
Karte: „Wollen Sie?“</p><lb/><p>„Mit dem größten Vergnügen.“</p><lb/><p>„Ihnen präſentire ich keine Karte, denn Sie<lb/>
mogeln, ſagt mein Mann.“</p><lb/><p>Damit ging die Baronin ſchnippiſch am Le¬<lb/>
gationsrath vorüber, der ſcherzhaft die Finger nach<lb/>
einer Karte geſpitzt hatte.</p><lb/><p>„Sie wird immer ſchöner,“ſagte eine Stimme<lb/>
hinter dem Legationsrath.</p><lb/><p>„Kann man ſchöner werden, wenn man eine<lb/>
vollkommene Schönheit iſt,“ entgegnete Herr Schadow.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[149/0159]
„Heiter! meine Freundin. Es war ſehr gut,
daß Sie herkamen, aber Sie kamen als Trauerge¬
ſtalt. Sie freuten ſich des Eindrucks. Um des
Himmels Willen, mit Geiſtererſcheinungen darf man
nicht ſpielen. Fort die Trauer, einige bunte Bänder,
ſtimmen Sie ein in den frivol geiſtreichen Ton. Man
muß mit ihnen tänzeln, die Gargazin hat Recht. Sie
hat erkannt, daß Sie haſſen. Das kann ſchlimm
werden. Werfen Sie die Maske ab, nicht haſtig —
laſſen Sie ſich allmälig erheitern durch die liebens¬
würdige Geſellſchaft. Da bringt man Ihnen eine
Karte, nehmen Sie, ſpielen Sie, mit wem Sie wollen,
es ſind alles Puppen; aber nicht zerſtreut.“
Die Eitelbach präſentirte der Geheimräthin eine
Karte: „Wollen Sie?“
„Mit dem größten Vergnügen.“
„Ihnen präſentire ich keine Karte, denn Sie
mogeln, ſagt mein Mann.“
Damit ging die Baronin ſchnippiſch am Le¬
gationsrath vorüber, der ſcherzhaft die Finger nach
einer Karte geſpitzt hatte.
„Sie wird immer ſchöner,“ ſagte eine Stimme
hinter dem Legationsrath.
„Kann man ſchöner werden, wenn man eine
vollkommene Schönheit iſt,“ entgegnete Herr Schadow.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/159>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.