umherschweiften, fuhr ihr ein stechendes kleines Augen¬ paar entgegen. Die Geheimräthin Lupinus war ungemeldet eingetreten.
"Mein Gott, welche Ueberraschung!"
Die Gargazin spielte hier keine Rolle, als sie mit den geöffneten Armen zurück fuhr. Es war eine vollkommene natürliche Ueberraschung; denn sie war jedes andern Besuches gewärtig, als der Lupinus, die zwar zu ihren Soireen ein für alle Mal formell eingeladen, aber noch nie gekommen, auch nie er¬ wartet war. Ob sie aus Nachlässigkeit der Domestiken ungemeldet bis in das Zimmer gedrungen, ob die Fürstin im Eifer des Gespräches die Meldung nicht gehört, lassen wir unentschieden, aber Thatsache war, daß sie unbemerkt mitten im Zimmer stand und der Wirthin in dem Augenblick sich näherte, als die Comteß durch eine Seitenbewegung sich den Armen der zu gütigen Fürstin entwunden hatte.
Alle waren überrascht; nur die Ueberraschende schien sich in der Wirkung, die ihre Erscheinung her¬ vorrief, zu gefallen. Sie hatte etwas gestört, vielleicht zerstört, eine Gruppe voll Liebe und Einigkeit. Die Lust, welche das Zerstören veranlaßt, wird von Vielen als eine Wollust geschildert.
Die Lupinus war eine andere geworden, als wir sie kennen gelernt. Die bunten Farben waren aus ihrer Kleidung verschwunden, aus ihren Zügen der Liebreiz, der noch fesseln konnte, während die Schärfe derselben zurückschreckte. Ihre Augen konnte
umherſchweiften, fuhr ihr ein ſtechendes kleines Augen¬ paar entgegen. Die Geheimräthin Lupinus war ungemeldet eingetreten.
„Mein Gott, welche Ueberraſchung!“
Die Gargazin ſpielte hier keine Rolle, als ſie mit den geöffneten Armen zurück fuhr. Es war eine vollkommene natürliche Ueberraſchung; denn ſie war jedes andern Beſuches gewärtig, als der Lupinus, die zwar zu ihren Soireen ein für alle Mal formell eingeladen, aber noch nie gekommen, auch nie er¬ wartet war. Ob ſie aus Nachläſſigkeit der Domeſtiken ungemeldet bis in das Zimmer gedrungen, ob die Fürſtin im Eifer des Geſpräches die Meldung nicht gehört, laſſen wir unentſchieden, aber Thatſache war, daß ſie unbemerkt mitten im Zimmer ſtand und der Wirthin in dem Augenblick ſich näherte, als die Comteß durch eine Seitenbewegung ſich den Armen der zu gütigen Fürſtin entwunden hatte.
Alle waren überraſcht; nur die Ueberraſchende ſchien ſich in der Wirkung, die ihre Erſcheinung her¬ vorrief, zu gefallen. Sie hatte etwas geſtört, vielleicht zerſtört, eine Gruppe voll Liebe und Einigkeit. Die Luſt, welche das Zerſtören veranlaßt, wird von Vielen als eine Wolluſt geſchildert.
Die Lupinus war eine andere geworden, als wir ſie kennen gelernt. Die bunten Farben waren aus ihrer Kleidung verſchwunden, aus ihren Zügen der Liebreiz, der noch feſſeln konnte, während die Schärfe derſelben zurückſchreckte. Ihre Augen konnte
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umherſchweiften, fuhr ihr ein ſtechendes kleines Augen¬
paar entgegen. Die Geheimräthin Lupinus war
ungemeldet eingetreten.
„Mein Gott, welche Ueberraſchung!“
Die Gargazin ſpielte hier keine Rolle, als ſie
mit den geöffneten Armen zurück fuhr. Es war eine
vollkommene natürliche Ueberraſchung; denn ſie war
jedes andern Beſuches gewärtig, als der Lupinus,
die zwar zu ihren Soireen ein für alle Mal formell
eingeladen, aber noch nie gekommen, auch nie er¬
wartet war. Ob ſie aus Nachläſſigkeit der Domeſtiken
ungemeldet bis in das Zimmer gedrungen, ob die
Fürſtin im Eifer des Geſpräches die Meldung nicht
gehört, laſſen wir unentſchieden, aber Thatſache war,
daß ſie unbemerkt mitten im Zimmer ſtand und der
Wirthin in dem Augenblick ſich näherte, als die
Comteß durch eine Seitenbewegung ſich den Armen
der zu gütigen Fürſtin entwunden hatte.
Alle waren überraſcht; nur die Ueberraſchende
ſchien ſich in der Wirkung, die ihre Erſcheinung her¬
vorrief, zu gefallen. Sie hatte etwas geſtört, vielleicht
zerſtört, eine Gruppe voll Liebe und Einigkeit. Die
Luſt, welche das Zerſtören veranlaßt, wird von Vielen
als eine Wolluſt geſchildert.
Die Lupinus war eine andere geworden, als
wir ſie kennen gelernt. Die bunten Farben waren
aus ihrer Kleidung verſchwunden, aus ihren Zügen
der Liebreiz, der noch feſſeln konnte, während die
Schärfe derſelben zurückſchreckte. Ihre Augen konnte
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/146>, abgerufen am 22.11.2024.
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