Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.und Sie sind eine nobel gesinnte Dame, und wer "Charlotte!" wiederholte die Geheimräthin. Der Vogtei-Lupinus war auf dem Gipfelpunkt "Das will ich auch gar nicht. I bilden Sie sich "Charlotte, ich bitte Sie, sei Sie stille, sprach die und Sie ſind eine nobel geſinnte Dame, und wer „Charlotte!“ wiederholte die Geheimräthin. Der Vogtei-Lupinus war auf dem Gipfelpunkt „Das will ich auch gar nicht. I bilden Sie ſich „Charlotte, ich bitte Sie, ſei Sie ſtille, ſprach die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039" n="29"/> und Sie ſind eine nobel geſinnte Dame, und wer<lb/> Domeſtiken behandelt, wie er es ſelbſt verdient, der<lb/> iſt rechtſchaffen vor Gott und vor den Menſchen.<lb/> Denn wir Domeſtiken ſind auch Menſchen vor Gott<lb/> und unſrer Herrſchaft, und ich brauchte es ja nicht<lb/> zu ſein, ſagt mein Couſin, der Herr Hoflakir. Ja<lb/> wenn der nur hier wäre! Der würde ein Wort ſprechen,<lb/> aber ich bin eine vereinzelte unglückliche ledige Perſon.<lb/> Und darum ſind der Herr Geheimrath ſo ausver¬<lb/> ſchämt. Hab <hi rendition="#g">ich</hi> denn die Chocolate geſoffen?“</p><lb/> <p>„Charlotte!“ wiederholte die Geheimräthin.</p><lb/> <p>Der Vogtei-Lupinus war auf dem Gipfelpunkt<lb/> ſeines Zornes: „Sie ſoll mir nicht wieder vor's<lb/> Geſicht.“</p><lb/> <p>„Das will ich auch gar nicht. I bilden Sie ſich<lb/> das nur nicht ein. Und wenn Sie's mir auch nicht<lb/> ſagten. Gott bewahre, daß ich noch einen Fuß in<lb/> das Haus thäte, wo man eine rechtſchaffne Perſon<lb/> ſo maltraitirt. Meine Couſine, die Frau Hoflakir,<lb/> hat auch geſagt, ſie könnt's nicht begreifen, warum<lb/> ich's ſo lange ausgehalten. Ja, was thut der Menſch<lb/> nicht, wenn die Kinder uns ans Herz gewachſen ſind.<lb/> Und nun ſoll ich die Schuld ſein! O du gerechte<lb/> Güte! Hab ich ſie zur Chocolate invitirt? Hab ich<lb/> die Brätzeln gebacken? Wer weiß denn, was der<lb/> Kuchenbäcker rein gethan.“</p><lb/> <p>„Charlotte, ich bitte Sie, ſei Sie ſtille, ſprach die<lb/> Geheimräthin, die Hand am Herzen. Sie weiß nicht<lb/> was Sie redet. Sie ließ die Kinder außer Acht.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0039]
und Sie ſind eine nobel geſinnte Dame, und wer
Domeſtiken behandelt, wie er es ſelbſt verdient, der
iſt rechtſchaffen vor Gott und vor den Menſchen.
Denn wir Domeſtiken ſind auch Menſchen vor Gott
und unſrer Herrſchaft, und ich brauchte es ja nicht
zu ſein, ſagt mein Couſin, der Herr Hoflakir. Ja
wenn der nur hier wäre! Der würde ein Wort ſprechen,
aber ich bin eine vereinzelte unglückliche ledige Perſon.
Und darum ſind der Herr Geheimrath ſo ausver¬
ſchämt. Hab ich denn die Chocolate geſoffen?“
„Charlotte!“ wiederholte die Geheimräthin.
Der Vogtei-Lupinus war auf dem Gipfelpunkt
ſeines Zornes: „Sie ſoll mir nicht wieder vor's
Geſicht.“
„Das will ich auch gar nicht. I bilden Sie ſich
das nur nicht ein. Und wenn Sie's mir auch nicht
ſagten. Gott bewahre, daß ich noch einen Fuß in
das Haus thäte, wo man eine rechtſchaffne Perſon
ſo maltraitirt. Meine Couſine, die Frau Hoflakir,
hat auch geſagt, ſie könnt's nicht begreifen, warum
ich's ſo lange ausgehalten. Ja, was thut der Menſch
nicht, wenn die Kinder uns ans Herz gewachſen ſind.
Und nun ſoll ich die Schuld ſein! O du gerechte
Güte! Hab ich ſie zur Chocolate invitirt? Hab ich
die Brätzeln gebacken? Wer weiß denn, was der
Kuchenbäcker rein gethan.“
„Charlotte, ich bitte Sie, ſei Sie ſtille, ſprach die
Geheimräthin, die Hand am Herzen. Sie weiß nicht
was Sie redet. Sie ließ die Kinder außer Acht.“
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